Bild: Referat Ehe und Familie/Bistum Passau

Gott gehört die Welt wie ein Haus

Gott gehört die Welt wie ein Haus. Und dieses Haus bleibt seines, auch wenn er gerade nicht „da“ ist. Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Familientag im Bistum Passau 2015.

Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Großeltern, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
wir haben da eben im Evangelium eine Geschichte gehört, die ganz schön ist. Über die wir aber auch miteinander nachdenken müssen – sonst verstehen wir sie nicht gleich. Sie erzählt ja von etwas, was noch nie da war.

Da sind zuerst einmal die Apostel, die auf einen Berg gehen. Jesus hatte ihnen gesagt, sie sollen dahin gehen. Aber, meine Lieben, es war der Jesus, den sie eigentlich vorher für tot gehalten hatten. Sie hatten ja gesehen, wie er vorher am Kreuz gestorben war. Man hatte Jesus zum Tod verurteilt, er ist gekreuzigt worden, ganz schrecklich und sie haben ihn begraben. Und wenn ein Mensch tot ist, dann sieht man ihn eigentlich nicht mehr.

Gott gehört die Welt wie ein Haus

Aber dann ist etwas passiert, was noch nie zuvor in der ganzen Welt passiert ist: Die Jünger haben ihn doch wieder gesehen. Er ist auferstanden, er war plötzlich wieder da. Anders als vorher, geheimnisvoll, und doch sie haben ihn gesehen, sie haben ihn gesprochen, konnten ihn anfassen. Und er hat ihnen gesagt, sie sollen alle auf einen Berg in ihrer Heimat Galiläa gehen. Dort wollte er sie noch einmal treffen.

Auf einmal war Jesus weg…

Und sie haben ihn dort getroffen und er hat sie ausgesandt. Er hat ihnen gesagt, sie sollen allen Menschen in der Welt von ihm erzählen. Dass er den Tod überwunden hat, dass er das Schreckliche und das Böse besiegt hat und alles, was weht tut; und dass er bei ihnen bleiben will bis zum Ende der Welt. Immer und überall hat er gesagt, will er bei ihnen bleiben. Und als er fertig war mit dieser Rede, da ist er auf einmal weg gewesen, auf einmal konnten sie ihn gar nicht mehr sehen.

Ist das nicht komisch? Erst sagt er, er geht mit ihnen überall hin und bleibt bei ihnen und dann ist er für unsere Augen einfach weg. Wie soll das denn gehen? Wie soll das denn möglich sein?

Mama und Papa haben ein Haus

Ich möchte es versuchen, dir zu erklären. Viele von Euch Kindern sind mit den Eltern da, mit Mama oder Papa oder mit beiden oder mit Oma und Opa oder mit jemand anderen. Und sicher hat jedes Kind von euch schon öfter mal geweint, vielleicht weil du dir weh getan hast, vielleicht weil du traurig warst, vielleicht weil du Angst hattest.

Vielleicht erinnerst du dich einmal an etwas, was dich hat weinen lassen, zum Beispiel als du irgendwo gespielt hast, draußen in eurem Garten zum Beispiel, oder in deinem Zimmer, und dann ist irgendwas passiert und du musstest weinen, vielleicht weil du hingefallen bist, oder weil du dich mit einem anderen Kind gestritten hast oder irgendwas.

Das Kind hat einen Platz im Haus

Nun denk mal daran, was ein Kind normalerweise macht, wenn es weint. Wohin läuft es? Zur Mama. Genau. Oder zum Papa – oder wenn beide grad nicht da sind, dann denkt das Kind an Mama oder Papa und das Kind weiß, dass es einen Platz hat, wo der Schmerz nicht mehr so schlimm ist.

Und das Kind weiß auch, dass dieser Garten, in dem es spielt, oder das Zimmer, in dem es spielt, auch noch Mama oder Papa gehört und dass es ihr Garten oder ihr Haus bleibt, auch wenn mal was passiert, was weh tut. Das Kind ist in seinem Herzen auch wenn es im Garten draußen ist, bei Mama oder Papa daheim, weil es ist ja ihr Garten oder ihr Haus.

Wir wissen, zu welchem Haus wir gehören

Und etwas ganz anderes wäre es, wenn du völlig allein gelassen irgendwo auf der Welt wärst, außerhalb des Hauses – und niemanden hättest. Dann wäre es furchtbar, wenn dir etwas passiert, was weh tut, weil du dann gar nicht weißt, wo du hinlaufen sollst, oder wo du daheim bist. Aber im Haus von Mama oder Papa, da ist auch das, was uns weh tut, schon deshalb nicht mehr so schlimm, weil wir wissen, wo wir hin gehören. Und das gilt selbst dann noch, wenn Mama und Papa mal gerade nicht zuhause sind, und du sie nicht siehst – immerhin bist du daheim, bei ihnen.

Und von hier kommen wir nun zu dem, was Jesus uns gesagt hat: Er hat gesagt, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Und dann ist er gegangen. Wohin ist er gegangen? Er ist zu seinem Vater gegangen, zu Gott. Und jetzt verrate ich Euch etwas sehr, sehr Schönes. Weißt du, warum Jesus gekommen ist, warum er am Kreuz gestorben und auferstanden ist? Er hat es getan, damit wir ganz neu in unserem Herzen verstehen, dass Gott so ein großer und guter Vater ist, dass ihm die ganze Welt gehört, wie sein Haus. Wie seine Wohnung. Und er hat uns gesagt, dass wir bei ihm daheim sein dürfen. Immer! Warum ist das so wichtig?

Wir gehören zu Gott, unserem Vater

Ihr alle wisst, dass in der Welt immer wieder ganz schlimme Sachen passieren. Die Menschen machen manchmal Krieg, sodass viele fliehen und woanders Schutz suchen müssen. Oft streiten Menschen, oft werden Menschen verlassen, oft passieren schlimme Dinge. Und weil so oft Dinge passieren, die schlimm sind, haben viele Menschen vergessen, dass unsere Welt eigentlich Gott gehört, dass wir alle eigentlich zu unserem Vater gehören.

Viele haben vergessen, dass wir immer zu Gott gehen können, egal wo wir in der Welt leben; auch wenn es mal weh tut. Und natürlich auch wenn es ganz schön ist. Gott ist da, er ist in unserem Herzen, auch wenn wir ihn nicht sehen. Er wohnt in der Welt und in uns. Es ist wie in deinem Haus: Es ist das Haus von Mama und Papa, auch wenn sie gerade nicht in deinem Zimmer sind. Aber Du weißt, dass du daheim bist, bei ihnen.

Hab Vertrauen, Du bist zu Haus

Und Jesus hat also zu uns gesagt: Habt Vertrauen, dass ich immer bei euch bin, weil die Welt Gott gehört, weil sie dem Vater gehört. Du bist schon zuhause. Egal was in der Welt passiert. Auch wenn du mal was erlebst, was weh tut. Du kannst zu Gott gehen, sogar wenn ein Unglück passiert oder sogar wenn mal jemand stirbt. Es kann gar nicht so schlimm sein, dass du ganz verlassen wärst. Weil Jesus gezeigt hat, dass Gott viel stärker ist als der Tod.

Gott ist da und bleibt da. Ihm gehört das Haus der Erde, auch wenn die Menschen das oft vergessen haben. Und er will, dass du das in deinem Herzen immer mehr, wirklich glaubst. Er will, dass du vertrauen kannst, dass er da ist. Er will auch zu allen Erwachsenen sagen: Seid wie die Kinder, die einfach vertrauen, dass Mama oder Papa da sind. Dann kann gar nicht so viel Schlimmes passieren, dass ihr in Angst leben müsst.

Ihr wohnt in seinem Herzen

Gott ist da und ihr wohnt in seinem Herzen und in seiner Welt, die ist wie sein Haus. Und er wird uns einmal einen Himmel schenken und eine neue Erde, wo wir das noch viel besser sehen und verstehen, wo wir voller Freude und voller Begeisterung sein werden, dass er unser Gott ist, der immer mit uns ist und immer für uns da ist.

Das meint Jesus, wenn er sagt, ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt! Und ich wünsche euch an diesem Familientag sehr, dass ihr das immer fester glauben könnt und dass wir uns alle immer mehr daran freuen können. Amen.