Chefredakteur Ernst Fuchs und Redakteur Dr. Stefan Rammer haben mit mir über den Synodalen Weg gesprochen und andere Themen, die uns derzeit als Kirche beschäftigen. Hier das Interview zum Nachlesen.
Chefredakteur Ernst Fuchs und Redakteur Dr. Stefan Rammer haben mit mir über den Synodalen Weg gesprochen und andere Themen, die uns derzeit als Kirche beschäftigen. Hier das Interview zum Nachlesen.
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Danke für die Einblicke, die Sie uns in diesem Interview gegeben haben. Ihre Offenheit, Ihre Sachlichkeit und das klare Benennen Ihres Standpunktes beim synodalen Weg empfand ich als sehr wohltuend.
1. Man erkennt ein großes Medieninteresse an Ihrer Aussage, dass Sie beim Zölibat einen Handlungsspielraum sehen. Dies erstaunt mich ein bisschen, denn eigentlich ist dies nichts Neues. Das haben Sie z.B. schon 2015, also bereits ein Jahr nach ihrer Bischofsweihe, bei einem Interview mit Werner Schmidbauer gesagt. Ihr persönliches Zeugnis dafür, den Wunsch Jesus auch hier nachzufolgen, finde ich beeindruckend. Ich selbst finde die zölibatäre Lebensweise nicht „komisch“, wie Sie schreiben, sondern begegne Menschen mit großem Respekt, die sich ganz in den Dienst Jesu stellen möchten. Auch Ihren Weitblick und das Erkennen der Komplexität dieses Themas finde ich schön.
2. Dass der Pfarrer das Wissen über den Glauben hat und sich die Leute nur ums Kuchenbuffet für das Pfarrfest kümmern, ist in der heutigen Zeit weit mehr als nur „leicht karikiert“. Das Beispiel habe ich schon so oft von Ihnen gehört und begeistert hat es mich noch nie. Logisch: Der Pfarrer hat sehr viel Wissen über theologische Themen – sicherlich mehr als wir „normalen“ Gläubigen. Es ist sein Beruf/ seine Berufung und jeder Priester hat dazu eine lange Ausbildung und ein ausgiebiges Studium absolviert. Ich freue mich sehr, dass ich so viele Priester kennenlernen konnte, von denen ich etwas lernen durfte und die nicht nur das Wissen über den Glauben haben, sondern deren Herz auch davon erfüllt ist. Was Sie, sehr geehrter Herr Bischof, aber über die Laien sagen (und sie sprechen in der Gegenwartsform), ist doch lange schon nicht mehr aktuell. Sie selbst sind anlässlich der Visitationen öfter in den Pfarreien. Erleben Sie die Laien dort wirklich so, wie Sie es ausdrücken? Oder sehen Sie, was dort alles geleistet und gelebt wird? Jedenfalls, da bin ich mir sicher, geschieht weit mehr als Kuchen backen. Ich fände es viel schöner, wenn man nicht die Aufgaben des Priesters und der Laien abgrenzend gegenüberstellen würde, sondern wenn man das Verbindende, das sich Ergänzende, das tatsächlich geleistete Engagement und das gelebte Zeugnis vor Ort positiv benennen würde. In persönlichen Gesprächen und Begegnungen erfahre ich immer wieder, wie viel der Glaube an Gott manchen Menschen bedeutet und wie sehr ihr Leben dadurch geprägt wurde. Solche Gespräche empfinde ich immer als ein Geschenk und als wunderschön! Und doch haben Sie dann wieder recht, dass wir immer stärker hineinwachsen dürfen und lernen dürfen, noch mehr über unseren Glauben zu sprechen. Wenn ich über meine Religion – in Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen – Auskunft geben kann, dann ist es für mich sogar ein Beitrag zum gegenseitigen Verstehen, zur Verständigung und letztlich zum Frieden.
3. Bei der neuen Grundordnung hat der Dienstherr keinen Zugriff auf die private Lebensführung der Angestellten. Ihre Einschätzung dazu: „Das heißt, wir können jetzt auch Menschen einstellen, die weiter entfernt sind.“ Die Aussage finde ich schwierig. Sie stellen selbst fest, dass die Kirche „einen riesigen Apparat von Hauptamtlichen“ beschäftigt, von denen viele nicht zu den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern gehören – und das, obwohl diese doch unter dem alten Arbeitsrecht eingestellt wurden. Wie bedeutend ist also das Arbeitsrecht für die Weitergabe des Glaubens? Müsste man hier nicht differenzierter auf die Menschen schauen? Menschen, die kirchenpolitisch eine extrem rechte Gesinnung zeigen, könnten durchaus das alte Arbeitsrecht erfüllen. Oder wie schaut es z.B. mit den Anhängern von Maria 1.0 aus, die das Rosenkranzgebet bei einer Demonstration beim synodalen Weg lauthals hinausbrüllten und eine Aufführung, die auch noch den Dom geschändet haben soll, als satanisch bezeichneten? Diese beiden Gruppen hätten die Vorgaben des alten Arbeitsrechts höchstwahrscheinlich erfüllt. Aber ganz ehrlich: Auch wenn den Menschen ihr Glaube bestimmt sehr wichtig ist, aber mein eigenes Kind möchte ich weder im Kindergarten, noch in der Schule unter diesen Einfluss stellen wollen. In meinem Bekanntenkreis gibt es geschieden Wiederverheiratete, deren Glaube ihr Leben bestimmt, die großes Engagement zeigen und so das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe im Vertrauen zu unserem Herrn aktiv zu erfüllen versuchen. Sind die wirklich „weiter entfernt“? Das alte kirchliche Arbeitsrecht hat auch viel Leid verursacht. Der Film „Wie Gott uns schuf“ hat dies recht eindrucksvoll gezeigt. Machen wir nicht den Fehler eine ganze Gruppe von Menschen wieder als „weiter entfernt“ zu betiteln.
4. Dass Ihre Bemühungen um die neue Evangelisierung Früchte tragen, wünsche ich uns allen sehr. Wir sind durch unseren Glauben gesegnet. Die Begegnung mit Jesus gibt unserem Leben Sinn, Würde und Freude. Wie schön wäre es, wenn die Gnade und das Geschenk, glauben zu dürfen, viele erfahren und zum Lebensinhalt werden könnte. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz und für Ihr persönliches Zeugnis und wünsche Ihnen Gottes reichen Segen! Liebe Grüße! A.A.
Es wäre von außerordentlicher Schönheit, wenn es gelingen würde, dass auch heute noch eine katholische Erziehung in einer Familie, in der katholischen Kirche und Schulen möglich wäre. Leider ist es heutzutage äußerst schwierig, praktizierende gläubige Katholiken zu finden und Einrichtungen zu finden, die den wahren katholischen Glauben leben. In der Grundschule wird bereits die Gender-Ideologie unterrichtet und andere Religionen werden bevorzugt behandelt, während der Katholizismus zurückgesetzt wird.
Man versucht, andere Religionen zu respektieren, indem man den eigenen katholischen Glauben in den Hintergrund stellt. Es ist bedauerlich, dass bei Veranstaltungen der buddhistische Verzicht gepriesen wird, während das Fasten im katholischen Glauben unterrepräsentiert bleibt.
Wenn jemand für das Leben und gegen Abtreibung spricht, wird er als frauenfeindlich bezeichnet, selbst wenn diese Person selbst eine Frau ist.
Es wäre wunderbar, wenn wir wieder eine katholische Erziehung bekommen könnten. Heutzutage ist es sehr schwierig, Kindern katholische Werte zu vermitteln. Wenn die Gesellschaft wieder katholisch wird, können wir viele pastorale Aktivitäten anbieten, um den Glauben von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu vertiefen. Ich kann über meine eigenen Erfahrungen in Lateinamerika sprechen, nicht als Armen, sondern als normales Mädchen einer Familie in einem strukturell katholischen Land. Dies ist das, was ich mir für meine Tochter in Deutschland wünsche.
Im Interview sprechen Sie, sehr geehrter Herr Bischof, das Thema „Segensfeier für Gleichgeschlechtliche“ an: „Das Lehramt sagt: Die Kirche kann nicht.“ Im Dokument 2357 des Katechismus steht, auf die Heilige Schrift verweisend, dass homosexuelle Handlungen nicht „zu billigen“ seien. Prof. Dr. Bleyer kam bei seinem Vortrag in Burghausen aber zu dem Schluss, dass es keinen Text in der Bibel gibt, der die Ablehnung von Homosexualität rechtfertigt. Bleyer lieferte dabei in seinem äußerst interessanten Ausführungen Bibelauslegungen von Gen 19,1-29/ Levitikus 18,22/ Röm 1,24-27/ 1 Kor 6,10 und 1 Tim 1,10. Schade, dass Sie, sehr geehrter Herr Bischof, am Samstag nicht mehr dabei waren. Sie haben oft schon Texte aus der Bibel so sehr schön und logisch interpretiert und mir haben Ihre Interpretationen auch recht oft weitergeholfen. Mich hätte Ihre Auslegung der Bibelstellen wirklich sehr interessiert. Wie kann man z.B. Gen 19,1-29 so deuten, wie es anscheinend im Katechismus grundgelegt wird? Auch Sie haben, wenn ich mich richtig erinnere, mehrfach erklärt, dass das Ausleben von homosexuellen Handlungen Sünde sei. Vom mitmenschlichen Empfinden her im Blick auf homosexuelle Menschen, ist dies für mich ein großes Dilemma. Ich wünsche Ihnen eine segensreiche Zeit auf Ostern hin! Schöne Grüße! A.A.