Foto: S. Hintermayr

„Ich bin die Wahrheit“ – Verleihung der Missio Canonica 2025

Wie immer bei der Verleihung der Missio Canonica war es auch dieses Jahr wieder ein sehr feierlicher und von Freude erfüllter Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Fürstenzell. 28 Frauen und Männer haben am Freitagabend des 11. Juli von Bischof Stefan Oster ihre Urkunden erhalten. Den angehenden Religionslehrerinnen und –lehrern sowie Diakon Benjamin Bößenroth und den drei Gemeindeassistentinnen Veronika Gerstl, Stefanie Giglberger und Theresia Reinelt wurde mit der Missio Canonica bestätigt, dass sie katholischen Religionsunterricht erteilen dürfen, und zwar unbefristet.

Mit einem Dank und einer Botschaft wandte sich der Bischof zu Beginn des Gottesdienstes bei seiner Begrüßung an die angehenden Religionslehrkräfte sowie den Diakon und die Gemeindeassistentinnen. „Die Kirche sendet Sie. Ich als Bischof sende Sie. Aber eigentlich sendet Sie Christus.“

Jungen Menschen die Wahrheit Christi vorschlagen

In seiner Predigt ging Bischof Stefan Oster genauer auf den Sendungsauftrag und dessen Bedeutung für Wahrheit und Bildung ein. Er bezog sich zuerst auf das Buch Tobit, in der die Sendung seines Sohnes mit einem „Es wird schon gutgehen“ positiv dargestellt wurde. Dagegen macht Jesus im Evangelium mit dem Satz „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe“ deutlich, dass Sendung durchaus auch etwas Bedrohliches an sich habe. „Woher kommt diese Ambivalenz in der guten Sendung und dann wieder in der bedrohlichen Sendung?“

Zur Beantwortung dieser Frage, ging der Bischof auf die Erkenntnis ein, speziell auf die Erkenntnis von Wahrheit. „Der Mensch, der selbst sein will wie Gott und auch darin versucht wird, der will auch für sich selbst bestimmen, was für ihn wahr und gut und richtig ist.“ Aus einer solchen Ansicht würden oft Streit, Spaltung, Zwietracht und manipulative Wahrheit resultieren. „Der Mensch, der nicht mehr heil ist, steht nicht mehr in der Wahrheit und in der Quelle der Liebe und Güte, die ihm voraus ist, sondern er maßt sie sich selbst an.“

Der Grundstein abendländischer Bildung

Ein Korrektiv dessen sei das erste Kloster gewesen, das im Jahr 529 n. Chr. vom Heiligen Benedikt von Nursia gegründet wurde, der heute gefeiert wird, erklärte der Bischof. „Weil sich die Menschen in eine Überlieferung hineinstellen durften, die danach gesucht hat, was Wahrheit im objektiven Sinn ausmacht, (…) eine Wahrheit, die geeignet ist, mich zu korrigieren und mich zu öffnen.“ Diese klassische Bildung habe unseren Kulturraum aufgemacht und unsere abendländische Bildung mitaufgebaut und vermittelt: „Es gibt Wahrheit an sich und nicht nur Wahrheit für mich.“

Das Konzil von Nicäa

Im Hinblick auf das Konzil von Nicäa, dessen 1.700-jähriges Jubiläum wir heuer feiern, betonte der Bischof: „Nicäa hat formuliert, dass Christus wirklich Gott ist.“ Der, der von sich gesagt habe, er sei der Weg und die Wahrheit und das Leben. „Wir glauben aus unserer Überlieferung als Christen, dass jede Wahrheit, die wir in dieser Welt erkennen, ihren Ursprung in dem hat, der von sich gesagt hat, ‚Ich bin die Wahrheit‘.“ Christus sei Logos, das Wort, die Wahrheit und schließlich der Sinn von allem, so der Bischof. „Unser Auftrag ist, jungen Menschen zu helfen, sich selber einzugründen in dieser Wahrheit in den, der von sich sagt ‚Ich bin die Wahrheit‘.“

Er ist der, der sendet

An die Missio-Kandidatinnen und -Kandidaten gewandt betonte er: „Je tiefer wir uns dieser Person annähern und spüren, dass uns darin Wahrheit, Güte, Vergebung und Schönheit entgegenkommt, und je mehr wir das im eigenen Herzen verankert haben, desto mehr werden uns die jungen Menschen auch glauben können.“ Er lud die Frauen und Männer dazu ein, Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi zu sein, der sie im Grunde sendet. „Wir sind berufen, in der großen Tradition des Heiligen Benedikt und in der großen Tradition des Konzils von Nicäa, jungen Menschen zu helfen, hineinzufinden – in den Gedanken, aber auch in die ganze Existenz – ‚Es gibt Wahrheit‘. Und wenn wir sie aufrichtig suchen, dann landen wir in geheimnisvoller Weise immer bei ihm, der uns geschaffen und erlöst hat.“

Einen ausführlichen Bericht mit weiteren Impressionen finden Sie hier auf der Bistumswebsite.


Hören Sie auch die Predigt zu Verleihung der Missio Canonica 2024: Wie Schafe unter die Wölfe