Warum sind die Künder von Gottes Menschenliebe die am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft?

Die Predigt von Bischof Stefan Oster am Festtag St. Stephanus 2025 im Passauer Stephansdom.

Den Heiligen Stephanus, den ersten Märtyrer der katholischen Kirche und Schutzpatron des Stephansdoms, haben zahlreiche Gläubige mit Bischof Stefan Oster am zweiten Weihnachtsfeiertag am 26. Dezember in Passau gefeiert.

In seiner Predigt ging der Bischof auf den Heiligen Stephanus als einen Künder von Gottes Menschenliebe ein, der für seinen Glauben verfolgt und schließlich gesteinigt wurde. Er nahm zuerst Bezug zur Schöpfungsgeschichte, in der stehe: „Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild.“ Dieses Ebenbild wolle Gott in Christus selbst werden. „Gott wird einer von uns. Und wir glauben, dass darin die universale Menschenwürde (…) begründet ist. Wir glauben, dass deswegen vom Weihnachtsfest eine Friedensbotschaft ausgeht. Und wir wünschen uns eigentlich, dass diese Friedensbotschaft jeder Mensch ist“, so Bischof Oster.

„Wir wünschen uns eigentlich, dass diese Friedensbotschaft jeder Mensch ist.“

Doch heiße es im Matthäusevangelium: „‘Ihr werdet meinetwegen gehasst werden.‘ Wo ist da die Friedensbotschaft hin?“ Das werde auch am Beispiel des Paulus deutlich, der oft Opfer von Gewalt und schließlich geköpft wurde, weil er immer wieder bekräftigte „Kyrios ist Christus“, also „Der Herr ist Christus“, erklärte der Bischof: „Wenn das stimmt, liebe Schwestern und Brüder, dann entmachtet dieser Herr alle anderen Ansprüche auf Herrschaft, und zwar auch in meinem eigenen Herzen.“

Andernfalls würden wir in der Regel einem Götzen folgen, wie heutzutage beispielsweise beruflichem Erfolg, Materiellem oder gesellschaftlicher Anerkennung. Die Erfahrung der Christen aber sei eine andere, so Bischof Oster: „Wenn du ihn den Herrn sein lässt, indem du ihm folgst, ihn liebst, ihm glaubst, dann lernst du, deine Lieben anders und neu und tiefer zu lieben (…), weil du auch ein Menschenkind bist mit Würde, die dir von Gott geschenkt ist.“ Christus wolle der Herr unseres Herzens sein. Diese universell gültige Würde sei aber kein Automatismus, betonte Bischof, der sogleich auf das Christentum als am meisten verfolgte Religion heute verwies.

„Beten wir für diejenigen, unsere Glaubensgeschwister, die auf der ganzen Welt verfolgt werden.“

Vor dem Hintergrund von Stephanus‘ Zeugnis, der im Sterben für seine Feinde gebetet habe, lud er die Gläubigen schließlich ein: „Beten wir für diejenigen, unsere Glaubensgeschwister, die auf der ganzen Welt verfolgt werden. Und ringen wir persönlich um die Frage: Darf der Herr selber auch der Herr meines eigenen Herzens sein? Heiliger Stephanus, bitte für uns!“

Musikalisch stimmungsvoll gestaltet wurde der Gottesdienst vom Domchor, dem Domorchester und den Solisten Eva Zettl, Mario Eckmüller und Bernhard Forster unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger. Musiziert wurde die Messe in G-Dur 167 von Franz Schubert. An der Orgel spielte Domorganist Ludwig Ruckdeschel. Allen Kirchemusikerinnen und Kirchenmusikern sowie allen, die an der Gestaltung der Weihnachtsfeierlichkeiten im Dom beteiligt waren, galt schließlich Bischof Osters besonderer Dank.

Das Video zur Predigt finden Sie oben. Die gesamte Predigt hier zum Nachhören:

Einen ausführlichen Bericht mit weiteren Impressionen lesen Sie hier auf der Bistumswebsite.


Hören Sie auch die Predigt am Festtag St. Stephanus 2024: Über Weihnachten, die Menschenfurcht und das Martyrium