Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

So begann das Heilige Jahr der Barmherzigkeit im Bistum Passau: Bischof Dr. Stefan Oster SDB hat am Dienstag, den 8. Dezember 2015, die Heilige Pforte am Passauer Stephansdom, die sogenannte „porta sacra“, geöffnet und damit das Heilige Jahr der Barmherzigkeit im Bistum Passau eröffnet, das von Papst Franziskus in Rom ausgerufen worden war. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit dauert bis zum 20. November 2016 an.

Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit: Eröffnung

„Lasst uns durch die Heilige Pforte ziehen und Gottes Barmherzigkeit erfahren“

Zahlreiche Gläubige strömten in den Dom, um diesem besonderen Ereignis beizuwohnen. Zu Beginn des Gottesdienstes erinnerte Bischof Stefan daran, dass heute genau vor 50 Jahren das II. Vatikanische Konzil zu Ende ging.

Den Konzilsvätern sei es immer darum gegangen, dass „Menschen von heute tiefer den Herrn entdecken und das Geheimnis seiner Kirche, in der er gegenwärtig ist“, so der Bischof. „Das ist auch das Hauptanliegen unseres Papstes Franziskus: die Menschen sollen dem Herrn begegnen, der sich in Christus als der unfassbar barmherzige Gott für jeden Menschen gezeigt hat.“

Die Menschen brauchen das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

In seiner Predigt sprach Bischof Stefan im Anschluss davon, dass in dieser Welt keine „selbstverständliche Einheit“ mehr da sei, „kein Paradies.“ Der Mensch suche dauernd nach Erfahrungen von Einheit, von Ursprünglichkeit, von endlich einfach nur Da-sein-dürfen, ohne irgendwas zu müssen, so Bischof. Dabei nahm er Bezug zur Psychoanalyse Sigmund Freuds, der ebenso diese Suche des Menschen nach Einheit beleuchtete.

Bischof Stefan verdeutlichte, dass dahinter mehr stehe, als „das Menschliche, das Biologische und Psychische“, womit Freud diese Suche zu erklären versuchte. Schon in der Schöpfungsgeschichte werde klar, dass Adam und Eva aufgrund ihrer Sünde das Paradies verlassen mussten und dadurch die Beziehung zu Gott fundamental verändert worden sei und die tiefe Einheit gebrochen wurde. Der Mensch habe die Leichtigkeit des Paradieses verloren.

In der Kirche ist die Spur zurück ins Paradies

„Hier in der Kirche, hier ist gewissermaßen die Spur zurück ins Paradies“, so Bischof Stefan. „Kirche ist Wohnort Gottes. Kirche ist der Ort, in dem sich der unfassbar liebende barmherzige Gott hineingeschenkt hat.“ Am heutigen Dienstag feiert die katholische Kirche ein hohes Marienfest, Maria Empfängnis. Und Maria habe diesen Zugang zu Gott, den Zugang zum Paradies wiedereröffnet. Sie sei von Anfang an von Gott mit der Gnade beschenkt worden, Wohnung des Erlösers zu sein.

„Bei ihr, in ihrer Wohnung, dort begegnen wir dem barmherzigen Gott“, bekräftigte Bischof Stefan. Dort dürfe man alles hinlegen, „all unsere Sehnsüchte, Wünsche, Freuden, Hoffnungen, Ängste, all unser Leiden, unser Versagen, unsere Sünden. Hier sind wir wirklich daheim, wieder daheim. Einheit, Nähe, Liebe. Und deshalb ist es so wunderbar, dass Papst Franziskus uns aufgefordert hat, ein Jahr der Barmherzigkeit zu feiern und immer neu darauf zu verweisen, wie barmherzig unser Gott ist.“

Am Ende seiner Predigt rief Bischof Stefan die Gläubigen auf, „in unserem Bistum immer wieder neu miteinander und füreinander und für alle, mit denen wir unterwegs sind, Zeuginnen und Zeugen der Barmherzigkeit Gottes zu werden“.

Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Gottes Gnade erfahren

Anschließend zogen Bischof Stefan Oster, die Konzelebranten, zu denen auch Bischof em. Wilhelm Schraml gehörte, sowie die Gottesdienstbesucher in einer Prozession durch das große Domportal hinaus zum rechten Portal an der Westseite des Doms – zur Heiligen Pforte, die durch die Aufschrift „porta sacra“ aus der Entfernung ins Auge sticht.

Symbolisch schlug der Oberhirte mit einem Hammer drei Mal an das Heilige Tor. Anschließend segnete und öffnete er die Pforte. Sie zeigt an der linken Wand in schlichter Schriftgestaltung die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit und an der rechten Wand die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit, die Wegweiser für ein christliches Leben sein sollen.

Die Werke der Barmherzigkeit

Zu den leiblichen Werken zählen: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote begraben und Fremde aufnehmen. Zu den geistigen Werke zählen: Unwissende lehren, Zweifelnden raten, Betrübte trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigungen verzeihen, Lästige geduldig ertragen, für die Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten. „Lasst uns durch die Heilige Pforte ziehen und Gottes Barmherzigkeit erfahren“, so Bischof Stefan bevor er durch die Pforte hindurchschritt.

Der Dank gelte dem Künstler Mario Schosser und den Verantwortlichen des Bistums Passau für die so gelungene und geistliche Gestaltung der „porta sacra“. Für die musikalische Umrahmung des festlichen Gottesdienstes sorgten die Diözesanblechbläser und die Dommusik mit der Krönungsmesse KV 317 von W. A. Mozart.