Die Fußwaschung, die Vollendung des Bundes und der Verrat. Die Predigt von Bischof Stefan Oster im Passauer Dom am Gründonnerstag Abend 2023.
Am heutigen Abend feierte Bischof Stefan Oster SDB gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen im Hohen Dom zu Passau den Pontifikalgottesdienst zum Gründonnerstag und erinnerte so an die Einsetzung der Eucharistie. Damit haben die drei österlichen Tage vom Leiden, Tod und der Auferstehung Jesu Christi begonnen.
Im Abendmahlsamt an Gründonnerstag lud der Passauer Bischof Stefan Oster im Hohen Dom zu Passau ein, gemeinsam über das Geheimnis der Fußwaschung nachzudenken. Dabei griff er die Aussage Jesu auf: „Wer vom Bad ist, ist schon rein. Er braucht sich nur noch die Füße waschen.“
An einer anderen Stelle sage Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesprochen habe.“ Durch die gemeinsame Wanderschaft hätten sie von ihm gelernt und gesehen, was eine gewissen Atmosphäre des „Heiler-werdens“ gewirkte, so Bischof Stefan. Daraufhin verwies Oster auf das Wort von Martin Buber: „Der Mensch hat Gefühle, aber er steht in seiner Liebe.“ Er stehe in seiner Liebe und zu dem, zu dem er gehöre, dem er etwas versprochen habe.
„Der Mensch hat Gefühle, aber er steht in seiner Liebe.“
Dann erinnerte der Bischof daran, dass die Jünger beim Gebet im Garten Getsemani einschliefen und nicht an Jesu Seite standen. Auch Petrus verriet ihn gegenüber einer Magd. „Jesus wäscht den Jüngern die Füße, damit sie stehen lernen und gehen lernen. Er wäscht die Füße ab vom Rest der Egozentrik, Angst, die ihnen allen anhaftet“, betonte Oster. „Danach schließt Jesus den neuen Bund in seinem Blut. Dorthin hat es ihn sein ganzes Leben hingezogen, wohin ihn der Vater durch die übelsten Abgründe von Schmerz und Not hindurchgehen ließ. Es war seine Sehnsucht, sich mit den Menschen in der Tiefe zu verbünden – so, dass sie es nicht nur im Kopf verstehen, sondern im Herzen haben. Er setzt sein Leben ein bis zum letzten Blutstropfen und gibt es den Seinen, weil er mit ihnen Verbindung haben will von Herz zu Herz.“
Im Anschluss an seine Predigt wusch Bischof Stefan zwölf Frauen und Männern die Füße und erinnerte damit an die „Liebestat des Herrn“ für seine Jünger (Joh 13,1−15). Jesus selbst verrichtete diesen Dienst beim letzten Abendmahl, als er den zwölf Aposteln die Füße gewaschen und getrocknet hatte. Unter den zwölf Personen im Passauer Dom waren vier Frauen, die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine geflohen waren, zwei Männer, die als Migrationsberater bzw. Integrationslotsen arbeiten und sechs Bewohnerinnen und Bewohner des Bruder-Konrad-Hauses in Rotthalmünster.
Die Predigt hier zum Nachhören und Downloaden:

