Interview: Bischof Stefan Oster: „Ich liebe das Johannes-Evangelium“

In einem Interview mit Jesus.de hat Bischof Stefan Oster Pascal Alius einige Fragen beantwortet. Dieses Interview ist Teil der Serie „Wie glaubt … ? 5 Fragen, 5 Antworten“. Hier geht es direkt zum Interview.

 

Stefan Oster, Bischof von Passau, begegnet Gott durch das Abendmahl, das Schweigen im Gebet und die Bibel. Das Evangelium des Johannes fasziniert ihn aufgrund der einfachen Sprache, hinter der Großes steckt.

1. Was ist Ihr Lieblingsbuch aus der Bibel? Warum?

Stefan Oster: Ich liebe das Johannes-Evangelium. Es hat für mich unglaubliche Tiefe. Die Sprache scheint einfach, aber „hinter den Worten“ erschließen sich Einsichten und Zusammenhänge, die Wesentliches vom Ganzen, von Gott und der Welt eröffnen. Es kommt mir so vor, als habe der Evangelist beinahe einen direkten Zugang ins Innenleben Jesu. Faszinierend in vielerlei Hinsicht.

2. Wenn Jesus bei Ihnen zum Essen vorbeikäme, was würden Sie kochen? Und worüber würden Sie sich mit ihm unterhalten?

Oster: Da ich ehrlicherweise in dieser Hinsicht wenig begabt bin, würde ich ihn zum Essen in ein Lokaleinladen. Oder etwas nach Hause kommen lassen. Ich glaube ohnehin, dass ihm die persönliche Begegnung bei einem Essen viel wichtiger wäre. Das Sprechen und Hören von Herz zu Herz. Die Speisen wären aus meiner Sicht nicht unwichtig, aber zweitrangig.

3. Was ist Ihr Zugang zu Gott?

Oster: Zuerst die Eucharistie, bei der ich glauben kann, dass der Herr real gegenwärtig ist. Dann das persönliche Gebet und die Schrift. Das Schweigen vor Gott in der Anbetung ist mir sehr wichtig. Erst von dort her, aus diesen Quellen bekomme ich den Blick geweitet für die Anwesenheit Gottes in der Schöpfung und in den Menschen, die mir begegnen. Will sagen: Gebet macht(hoffentlich auch mich) liebesfähig.

4. Welches Glaubensthema beschäftigt Sie in letzter Zeit? Warum?

Oster: Im Grunde viele, vor allem anthropologische Fragen und ihr Zusammenhang mit der Lehre von der Kirche. In praktischer Hinsicht dieses: Wenn der Zugang zum Glauben für die Menschen in der Volkskirche über einen sehr langen Zeitraum beinahe ein Automatismus war, so spüren wir heute, dass das fast gar nicht mehr so ist. Und wir fragen uns, wie denn dann ein Mensch heute in den Glauben findet, wenn die gängigen Wege nicht mehr greifen.
Wie wird zum Beispiel ein junger Mensch gläubig, der Kirche häufig nur von außen und dann noch skandalisiert wahrnimmt – und dann noch mit seinen eigenen Maßstäben von dem, was wichtig und nötig und gerecht ist? Ich spüre, dass viele Jugendliche in einer Welt leben, von der her es nur wenig Anknüpfungspunkte für den Glauben unserer Kirche gibt. Und wenn es sie gibt, dann braucht es trotzdem neue Zugänge, viel Geduld und Zuwendung, sehr viel persönliche Begegnung, Räume geistlicher Erfahrung und mehr. Wie geht das heute?

5. Wofür leben Sie?

Oster: Wenn ich in meinem Dienst immer wieder erfahren darf, dass ein Mensch wirklich von Christus berührt wird – und anfängt, anders zu leben oder neue Freude und neuen Sinn findet, – dann denke ich: Genau dafür lebe ich.