Am Sonntag, 09. Februar 2025, feierte Bischof Stefan Oster den Festgottesdienstes anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Ewigen Anbetung im Kloster Neustift in Ortenburg nahe Vilshofen. Diese wird von den dortigen Benediktinerinnen der Anbetung getragen.
Der Gebetskollaps
Der Bischof ging dabei von einem Wort des evangelischen Theologen Gerhard Ebeling aus, der vor Jahrzehnten von einem „Gebetskollaps“ in seiner Konfession gesprochen habe. Dieses Wort habe ihn als jungen Theologiestudenten und Salesianer ziemlich bewegt. Ihm seien in dieser Zeit jedoch auch und zunehmend ermutigende Beispiele untergekommen: „Aber ich habe plötzlich festgestellt, dass in vielen Gegenden der Kirchen auf der ganzen Welt plötzlich Bewegungen aufbrechen, die wieder anfangen zu beten.“
Seit 100 Jahren beten sie Tag und Nacht an
Ein Beispiel sei der anglikanische Pastor Pete Greig, der gemeinsam mit Jugendlichen – zunächst für eine Woche – eine Anbetung über 7 Tage 24 Stunden lang begonnen habe. Die Initiative bestehe bis heute fort und bete ununterbrochen. Als weiteres Beispiel führte Oster die Anfänge des Gebetshauses in Augsburg an.
Ihm seien damals die Benediktinerinnen der Anbetung noch nicht bekannt gewesen: „Die haben nämlich das, wovon ich versuche zu erzählen, schon Jahrzehnte früher begonnen und sind jetzt gewissermaßen seit 100 Jahren dabei, Tag und Nacht anzubeten.“ Ausgehend von diesen persönlichen Erfahrungen ging Bischof Stefan auf die Bedeutung des Gebets für die Evangelisierung ein – gerade in einer Zeit erodierender volkskirchlicher Strukturen.
„Du bist Gott, ich bin es nicht“
Ausgehend davon legte der Bischof die Lesungen der Messe aus: Das Gebet stehe in der Spannung, stets das Gebet eines sündigen Menschen zu sein, aber zugleich zu führe es den Menschen zur Dankbarkeit Gott gegenüber. Das Gebet lasse den Menschen sagen: „Du bist Gott, ich bin es nicht. Aber du liebst mich, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt. Ich könnte keinen Atemzug tun, wenn du nicht wärst und wenn du mich nicht im Dasein erhalten würdest. Ich hätte überhaupt keinen Antrieb, dich zu suchen, wenn du mir nicht in der Taufe deinen Geist gegeben hättest. Du bist Gott, und ich nicht. Aber ich darf dein Kind sein und vor dir sein und dich anbeten.“
Ein so verstandenes Gebet ordnete der Bischof als „überflüssig“ ein, weil die Liebe hier überfließe. In diesem Sinne dankte der Bischof den Benediktinerinnen für ihren treuen Gebetsdienst.
Die ganze Predigt hier zum Nachhören:
Hören Sie auch das Interview mit Bischof Stefan Oster zur Frage: Warum Anbetung?