Bild: Pressestelle Bistum Passau

Pontifikalmesse für die Lampl-Brüder

Die Lampl-Brüder sind die älteste noch bestehende deutsche Bürgervereinigung zum Wohl armer Menschen. Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Gottesdienst mit der Vereinigung 2014.

Liebe Lampl-Brüder, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
man hat sehr viel zu lernen, wenn man ein Amt wie das des Bischofs von Passau übernehmen darf oder soll oder muss. Kirche konkretisiert sich vor Ort, Kirche lebt vor Ort und unsere Ortskirche ist eben die Kirche von Passau. Und hier in unserer schönen Stadt gibt es so einige Besonderheiten und fast keine dieser Besonderheiten, vor allem nicht die, die eine lange Geschichte haben, sind unabhängig von der Kirche oder vom Bischof.

Irgendwie ist die Geschichte unseres Glaubens und unserer Kirche so intensiv hineingewoben in die Geschichte dieser Stadt, dass besonders die traditionsreichen Phänomene unweigerlich mit ihr zu tun haben. Und so eben auch die Lampl-Brüder, von denen ich schon damals erfahren habe, als die Plätze zur Bischofsweihe im Dom knapp wurden und ich auf dem Plakat vom Dom, auf dem die reservierten Plätze eingezeichnet waren, zum ersten Mal davon hörte: Die Lampl-Brüder. Sie hatten eine stattliche Anzahl von Plätzen besetzt und auf meine Nachfrage im Büro, wer denn diese Vereinigung sei, wurde mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass das schon alles recht sei und dass die Lampl-Brüder für Passau wichtig seien.

Die Lampl-Brüder: älteste lebendige Bürgervereinigung

Die älteste noch bestehende deutsche Bürgervereinigung. Eine Vereinigung, die sich in besonderer Weise unter den Schutz unserer Lieben Frau stellt, von der wir eines ihrer Hochfeste gestern gefeiert haben und außerdem unter den Schutz und das Patronat des Heiligen Nikolaus.

Dieser ist es auch, der Ihnen, liebe Lampl-Brüder, Vorbild im Auftrag ist: Menschen in Not, besonders Menschen, die sich ihrer Not und Armut schämen, unter die Arme zu greifen, Not zu lindern, wohltätig zu sein in der Stadt. Sie tun das in einer Zeit, in der wir in einem Wohlstandsland leben, in dem es aber dennoch Armut gibt. Und gerade unter solchen Umständen wirkt Armut gerade besonders beschämend.

Versteckte Not sehen und lindern

Wir sind im Advent, wir erinnern uns heute an den heiligen Nikolaus, ihren Patron, der offenbar gerade deshalb im Volk so beliebt war, weil er ein Auge für die Kleinen hatte, für die versteckte Not. Und wir haben die Überlieferung von ihm, dass er das Lindern der Not sehr oft im Geist des Evangeliums vollzogen hat, so nämlich, dass die Rechte gerade nicht wusste, was die Linke tut, sodass er seine Wohltätigkeit nicht offen zur Schau stellen wollte.

Weil auch damals das Bewusstsein groß war, dass ein schlecht gegebenes Almosen die Scham des Empfängers erst recht anwachsen lassen konnte. Ich bitte Sie von Herzen, liebe Lampl-Brüder, tragen Sie weiter zur Linderung der Not bei. Handeln Sie wie der Gute Hirte des heutigen Evangeliums, der dem einen Schaf nach geht, das sich im Gebirge verirrt hat, so lange bis er es findet.

Lampl-Brüder gehen den Armen nach

Ich bin bei diesem Evangelium immer wieder überrascht. Jesus stellt eine rhetorische Frage, wenn er sagt: Was meint ihr? „Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte?“ Und ich würde ihm gerne antworten: Nein, Jesus, so handelt eigentlich kein normaler Hirte. Der hätte nämlich Angst um die 99 zurückgebliebenen, er würde gar nicht erst los gehen. Er würde wohl auf das eine verzichten. Jesus sagt aber: Der Vater will nicht, dass eines von diesen Kleinen verloren geht. Er will retten, er geht dem Kleinen, dem scheinbar Verlorenen, dem Armen nach.

Gehen auch Sie weiterhin den Kleinen nach, denen, die in den Augen unserer Zeit vielleicht allzu schnell abgestempelt werden oder denen, die ihre Not versteckt halten und daher besonders leiden. Gehen Sie damit auch an die Ränder, wie uns Papst Franziskus auffordert. Und wenn Sie bei mancher Not einmal Hilfe vom Bischof brauchen, dann lassen Sie es mich wissen, ohne große Öffentlichkeit, einfach als Kooperationspartner im Beseitigen von Not. Der Bischof heißt schon in der Alten Kirche und im Mittelalter der Pater pauperum, der Vater der Armen. Und ich bin mir bewusst, dass ich auch in Passau diesen Auftrag habe, auch wenn unsere schöne Stadt so prächtig und wohlbehalten da steht. Danke von Herzen für Ihren Dienst und Gottes Segen für alles Gute, was Sie tun. Bitte tun Sie es auch weiterhin. Amen.


Informationen über die Lampl-Brüder gibt es hier.