Über das Bleiben predigte Bischof Stefan Oster bei den Schwestern vom Heiligen Kreuz anlässlich zahlreicher Professjubiläen in Altötting am 14. August 2019.
13 Schwesternvom Heiligen Kreuz in Altötting haben ihr Professjubiläum gefeiert. 65, 60, 50 und 40 Jahre Ordensleben. Was für ein schönes Zeugnis der Treue, findet Bischof Stefan Oster: „In der Predigt habe ich über das „Bleiben“ im Johannes-Evangelium gesprochen und über das manchmal schöne, manchmal schwere „Bleiben“ in einer Ordensgemeinschaft.“
Hier der Link zur Predigt des Bischofs zum Nachhören oder Downloaden. Auf dem Bild sind die Jubilarinnen mit Ministranten und Konzelebranten zu sehen.
Wer lernen könne, mit Jesus zu bleiben, lerne auch immer besser zu verstehen, wer er ist. Er lerne auch immer mehr zu verstehen, was er sagt, und wie er handelt und worum es im Innersten geht, sagte Bischof Stefan Oster in seiner Predigt. Dadurch könne man in der Beziehung und Freundschaft zu Jesus wachsen. Daraus wiederum erwachse die Sehnsucht, dass auch andere Menschen in das Bleiben mit dem Herrn hineinfinden.
Dieses Bleiben könne aber auch eine richtige Herausforderung sein. Vor allem im Gemeinschaftsleben von Ordensleuten… Hören Sie oben die Predigt von Bischof Stefan Oster in voller Länge.
Comments
Veehrte Exzellenz,
danke sehr für Ihre Betrachtungen über das „Bleiben“ und die „Freundschaft“ mit dem Herrn. In meiner Muttersprache Deutsch trägt dieses übersetzte Wort „Bleiben“ auch den Sinngehalt von „verweilen“, „ausharren“, „innehalten“ und auch „Ruhe finden“.
„Bleiben“ bedeutet kein Vorher und kein Nachher betrachten, sondern ganz gegenwärtig sich der Beziehung, der Situation, dem Geschehen aussetzen, um darin die Präsenz Gottes zu erfahren.
Es ist nicht zu überschätzen, daß der Herr die Seinen zu „Freunden“ erklärt und aus der Knechtschaft nochmals in eine tiefere Beziehung überführt. Mehr als die Befreiung aus der Knechtschaft der Ägypter im Alten Testament. Die Erhebung auf die Ebene der Freundschaft unterstreicht den Beziehungsgrad aus Liebe und Freiheit zugleich, den Gott uns schenkt. Freundschaft, denke ich an die vier Arten der Liebe nach C.S.Lewis, ist die zerbrechlichste Form der Liebe und die selbstloseste und vollkommene zugleich. Liebende Beziehungen können aus Verwandschaft, Abstammung, sinnlicher Angezogenheit entstehen und auch trotz Enttäuschungen überdauern. Liebe gegründet auf Freundschaft braucht immer aufs Neue den liebenden Blick auf den Freund, die Freundin und den Willen ihm oder ihr die Freiheit zu lassen, so zu leben wie er oder sie meint vor Gott und mit Gott leben zu wollen und darin bleiben zu können. Sobald in Freundschaft aus noch so gut gemeinter Liebe einer über den anderen versucht Einfluß oder Druck auszuüben, so schnell verliert die Freundschaft an Bindungskraft und kann im schlimmsten Fall zu Grunde gehen.
Ihre Betrachtungen über das „Bleiben“ setzt auch die Willensstärke des Herzens voraus, sich immer wieder Momenten auszusetzen, wo man am liebsten woanders wäre oder etwas ganz anderes machen würde. Die Gedanken driften ab, das Herz und der Verstand sind nicht bei der Sache.
Der Heilige Augustinus wird gerne mit den Worten zitiert :
„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“
„Ruhen in…“ klingt wie ein Ort. Wie Ihr Bezug zwischen „wo wohnst Du ?“ und „wo bleibst Du?“. Dieser Ort aber findet sich nicht auf einer geographischen Landkarte, sondern er ist Ausdruck von zeitloser Nähe, einer Präsenz, die bloße Anwesenheit übersteigt.
Schon der Philosoph Blaise Pascal stellte im 17.Jahrhundert fest, daß das größte Leid des Menschen sei, mit sich allein (ich ergänze : und mit Gott) keine Stunde allein es in einem Raum auszuhalten.
Umso mehr ist es bewunderswert und verpflichtet auch zu großem Dank für das Beispiel ihres Lebens, daß die Ordensleute es vermögen trotz des zur Zerstreuung neigenden Alltags, immer wieder die Innerlichkeit und Beziehung zum Herrn im „Bleiben“ und Verweilen zu suchen, zu finden und zu festigen. Die akzeptieren nicht nur, sondern leben den Glauben daran, daß in der Freundschaft mit dem Herrn und in Seiner Gegenwart ihr Leben getragen ist, in Seiner Nähe und in ihrem Mut zu „Bleiben“ und nicht wie viele in unsere Welt sich alle Optionen offenhalten und so ein Leben im Konjunktiv rastlos verbringen.
Vergelt’s Gott
Susanne Möhring