Mesnerinnen und Mesner tun einen wichtigen Dienst, dass Kirchen Zeichen werden der Gegenwart Gottes. Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Einkehrtag der MesnerInnen 2015.
Liebe Mesnerinnen und Mesner unseres Bistums, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
die Lesung erzählt uns die folgende Geschichte: Ein Fremder kommt nach Israel, ein Syrer namens Naaman, ein tapferer Feldherr, aber eben an Aussatz, an Lepra erkrankt. Er hatte eine israelische Sklavin im Haus, die seine Soldaten zuvor einmal bei einem Streifzug mitgenommen und entführt hatten. Und dieses gläubige Mädchen erinnert sich: „Bei mir zuhause gibt es einen Propheten, einen Gottesmann. Der könnte Naaman sicher helfen.“
Wir haben gehört, wie die Geschichte weiterging: Naaman geht, der König von Israel fühlt sich völlig überfordert. Er wittert Streitsucht, aber Elischa, der Prophet, hört davon und lässt Naaman rufen. Zuerst ist Naaman freilich zu stolz. Er will nicht einfach in den Jordan eintauchen, bei ihm zuhause gibt es auch großartige Flüsse! Aber seine Diener glauben dem Propheten, sie reden Naaman gut zu. Er taucht also siebenmal im Jordan unter und wird geheilt. Am Ende nimmt er sogar ein Stück Erde aus Israel mit, weil er die Überzeugung gewonnen hat: „Nur in Israel gibt es einen Gott.“
„Nur in Israel gibt es einen Gott“
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, diese wunderbare alte Geschichte erzählt uns etwas über den Glauben. Mehrere Dinge sind bemerkenswert: Zunächst dass die Sklavin Naamans offenbar den Glauben behalten hatte, obwohl sie in der Fremde eine Sklavin werden musste. „Gott, wo bist du, wird sie angesichts ihres Schicksals oft gefragt haben, wo warst Du, als ich aus meiner Heimat entführt worden bin?“ Aber offenbar war und blieb Gott in ihr und hat ihren Glauben gestärkt. So sehr, dass sich ihr neuer Herr, der Naaman, auf ihr Wort hin nach Israel aufgemacht hatte.
Aber Naaman muss lernen, wie man Gott begegnet. Nicht so, dass er zuerst in den Mächtigen wäre. Er geht zuerst zum König, aber der König von Israel versteht ihn nicht. Dann geht er zu Elischa, aber Elischa kommt nicht einmal heraus. Wohl deshalb, weil er an der Lektion Gottes für Naaman weiter mitwirken will. „Wenn schon Gott nicht im König von Israel ist, dann doch wenigstens im Propheten. Der muss ein mächtiger Mann sein, der wird wohl gleich kommen, mächtig an mir handeln“, wird er gedacht haben. Aber Elischa bleibt drin. Er fordert nur eine demütige Handlung: Siebenmal im Jordan untertauchen. Naaman will davonrennen. Er glaubt nicht, aber seine Diener glauben nun. Sie überreden ihn, nun tatsächlich im Jordan zu baden.
Ein schicksalhafter Fluss
Liebe Schwestern und Brüder, der Jordan ist ein schicksalhafter Fluss in Israel. Beim Einzug ins Gelobte Land musste Israel hier durchziehen. Und Gott ließ sie auch hier wieder trockenen Fußes marschieren, so wie Jahrzehnte vorher durchs Rote Meer. Später wird Johannes der Täufer am Jordan stehen und die Menschen aus Israel dort taufen zur Umkehr und zur Vergebung der Sünden. Und auch Jesus wird im Jordan von Johannes getauft werden.
Der Syrer Naaman also wird geheilt. Und das Wundersame: Er wird gerettet zuerst und vor allem durch den Glauben anderer! Durch den Glauben seiner Sklavin, der ihn losziehen lässt, durch den Glauben des Elischa, der ihn untertauchen lässt – und nicht zuletzt durch den Glauben seiner Diener, die ihm zureden dem Rat des Elischa zu folgen.
Wir brauchen einander
Was lernen wir daraus? Für mich die wichtigste Lektion ist: Wir brauchen einander, um in den Glauben zu finden, um im Glauben zu wachsen und im Glauben stärker und tiefer zu werden. Die Geschichte sagt: Auch der tapfere Syrer braucht die anderen, um demütiger zu werden. Auch Elischa braucht die Diener des Naaman, um ihm helfen zu können und wir alle sollen einander Israeliten sein wie die junge Sklavin, die ihren Herrn in der Fremde auf die Gegenwart Gottes in ihrem Land hingewiesen hat.
Ist es nicht so, dass die Wunder der Bekehrung, die Wunder der Heilung der Herzen, die Wunder der Heilung überhaupt vor allem dort passieren, wo schon Menschen sind, die selbstverständlich glauben und die im Glauben einander tragen? Und umgekehrt: Warum konnte Jesus in seiner eigenen Heimat so wenig ausrichten, wie wir im Evangelium gehört haben und wie wir es anderswo in der Bibel lesen? Einmal lesen wir, wie er in seine Heimat kommt und sich wundert über ihren Unglauben. Und dann heißt es im Text: „Und er konnte dort kein Wunder tun.“ (vgl. Mk 6,5-6,6)
Der Prophet im eigenen Land
Und im heutigen Evangelium erklärt er ihnen, dass ein Prophet in seiner Heimat auch nicht allzu viel ausrichten kann. Einfach weil sie ihn kennen und auf den Menschen reduzieren, als der er unter ihnen gelebt hat. Der Zimmermannssohn, sagen sie. „Was will uns der schon erzählen. Wir kennen ihn doch, ihn und seine ganzen Verwandten.“ Sie glauben ihm nicht und deshalb glauben sie im Grunde gar nicht, weil sich am Glauben an Christus im Grunde alles entscheidet. Er ist der Eckstein, heißt es im Evangelium, an dem sich die Geister scheiden werden. Die einen verwerfen ihn, die anderen bauen ihr Lebenshaus auf ihm.
Das Wunder der Bekehrung
Liebe Schwestern und Brüder, die Sie ihren treuen Dienst tun im Heiligtum und im Vorraum des Heiligtums. Sie können durch ihren treuen Dienst dazu beitragen, dass Glauben wächst, dass Bekehrung geschieht. Halten Sie fest an Jesus, suchen sie ihn immer wieder auf, versuchen sie mit Ihm in einer persönlichen, inneren Beziehung zu sein. Nutzen Sie die Nähe zum Heiligtum für Ihr persönliches Gebet. Dann bauen Sie mit an einer Atmosphäre, in der die Menschen merken: „Hier lerne ich Glauben, hier begegne ich einem Geheimnis, hier begegne ich Gott, hier lerne ich Demut, hier komme ich in die Tiefe.“
Das Wunder der Bekehrung braucht eine Atmosphäre des Vertrauens an seine Gegenwart. Und Sie alle sind mir Ihrem Dienst so wichtig im Aufbauen dieser Atmosphäre. Denken Sie an unseren wunderbaren Diözesanpatron, den Bruder Konrad: Wie sehr hat sein einfacher, aber abgründig tiefer Glaube an die Gegenwart Jesu und der Mutter Gottes auf die Menschen gewirkt und ausgestrahlt. Wie vielen hat dieser einfache Pförtner den Menschen den Durchblick eröffnet, den inneren Durchblick des Herzens auf Jesus hin.
MesnerInnen sind Pförtner zum Heiligtum
Sie sind als Mesnerinnen und Mesner auch so etwas wie die Pförtner im Durchgang zum Heiligtum. Sie sind freilich mit all Ihren Diensten viel mehr als ein Pförtner, aber ich hoffe, Sie verstehen, was ich sagen will. Lassen Sie sich durch Ihren Dienst immer neu im Glauben stärken und werden Sie so mehr und mehr Menschen, die in unseren Kirchen zum lebendigen Zeichen werden, zum lebendigen Hinweis: „Ja, hier, hier in unserer Kirche wohnt Gott. Und wir alle sind seine Kinder!“
Dieses Geheimnis seiner Gegenwart dürfen wir auch hier und heute gemeinsam feiern. Eucharistia, Danksagung dafür, dass er da ist, dass er mit uns geht und uns immer mehr zu gläubigen, hoffenden und liebenden Menschen machen will. Amen.
Hier gehts zur Predigt am Tag der MesnerInnen im Rahmen der Mariahilf-Woche 2019: https://stefan-oster.de/mesner-raumoeffner-und-diener-des-heiligen/