Bild: Pressestelle Bistum Passau

Im Feuer der Liebe: Altarweihe in Lackenhäuser

Das Bild vom Feuer hat viele Seiten. Wie sieht es mit unserem Feuereifer im Advent aus? Die Predigt von Bischof Stefan Oster zur Altarweihe in Lackenhäuser 2014.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
in der zweiten Lesung hat uns der Apostel Petrus eine Vision vom Ende der Welt hinterlassen. Einerseits ist es eine Schreckensvision davon, wie diese Welt und ihre Elemente im Feuer vergehen werden. Alles, was auf der Erde ist und sogar der sichtbare Himmel werden im Brand des Feuers vergehen. Andererseits schenkt er uns eine Vision von der Erneuerung. Ja, es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Es wird eine Welt sein, in der die Gerechtigkeit wohnt, in der Gott wohnt und die Mitte von allem ist.

Wir stehen im Advent und der Advent ist die Zeit des Wartens auf das Kommen des Herrn. Er war ja schon da bei seiner Geburt an Weihnachten, er ist gekommen als Baby seiner Mutter Maria, er ist gekommen als Verkünder des Reiches Gottes unter den Menschen, als Heiler, als einer, der Sünden vergibt und Dämonen vertreibt. Er ist gekommen als einer, der sich hat foltern und umbringen lassen am Kreuz. Und er ist auferstanden und hat uns seinen Geist geschenkt.

Gang durchs Feuer: Warten auf sein Kommen

In diesem Geist sind wir als adventliche Menschen unterwegs, und vielleicht vergessen wir allzu oft, dass wir Christen im Grunde auf sein zweites Kommen warten. Ja, wir warten darauf, dass er kommt und endlich Gerechtigkeit herstellt in dieser Welt. Diese Welt ist zwar wunderschön, sie ist seine Schöpfung, sein Werk. Aber die Welt ist eben nicht mehr heil, sie ist gebrochen, sie ist durch Menschenwerk und ein verkrümmtes Menschenherz auch voller Not und Leid und Ungerechtigkeit – so sagt es unser Glaube.

Und Gott wird in jedem Fall Gerechtigkeit wiederherstellen, wenn er von neuem kommt. Darauf warten die Christen. Aber der Durchgang hin zu dieser neuen Welt ist wie durch Feuer hindurch, wie durch einen Brand.

Das Bild des Feuers

Wir werden nachher hier in ihrer schönen Konradkirche auf dem neuen Altar gleich Weihrauch verbrennen. Es wird Feuer geben auf dem Altar und das Feuer ist in unserem Leben für so Vieles ein Bild, ein mehrdeutiges Bild: Es ist zunächst ein Bild für Gewalt, für Tod, für Vergehen, für Zerstörung. Und es gibt ja kaum eine Darstellung von Kampf, Krieg, Gewalt, in der das Feuer keine Rolle spielte. Und auch wenn wir von negativen Gefühlen in uns Menschen sprechen, sprechen wir im Bild des Feuers: einer brennt innerlich vor Gier, vor Eifersucht, jemand ist vom Zorn entbrannt, sagen wir. Auch die Heilige Schrift kennt dieses Bild für den Zorn Gottes, das Feuer als Ausdruck eines richtenden Gottes, der sich gegen das Böse und die Ungerechtigkeit wendet.

Das ist die eine Seite des Bildes: Und gleichzeitig wissen wir, wie notwendig das Feuer für uns alle ist, als Quelle der Wärme oder für das Genießbarmachen von Nahrung. Die Heizung, der Herd, der Ofen, der Kochplatz, alles wird mit Feuer verbunden. Wir brauchen es zum Leben. Und auch im positiven Sinn ist das Feuer Ausdruck unseres emotionalen Lebens. Jemand ist von der Liebe entflammt, von der Begeisterung. Jemand brennt für eine Sache. Und schließlich kommt der Heilige Geist zu uns in Zungen wie von Feuer.

Positives und Negatives zusammenbringen

Können wir eigentlich beide Bilder zusammenbringen, beide Seiten, die negative und die positive Seite des Feuers? Ich glaube, Schwestern und Brüder, das kann uns dort gelingen, wo wir tief und ehrlich über die Liebe nachdenken oder sie erfahren. Denken Sie vielleicht zuerst einmal an eine Mutter, die mit ihrem kleinen Kind unterwegs ist. Das Kind läuft in einem unbemerkten Moment leichtsinnig auf die Straße. Die Mutter merkt es, läuft hinterher, zieht das Kind vielleicht grad noch zurück – und es bricht ein kleines Donnerwetter los über soviel Leichtsinn des Kindes, ein Donnerwetter, das natürlich verbunden ist mit Erleichterung, dass nichts passiert ist.

Ist der aufwallende Zorn der Mutter nun negativ oder positiv? Ist es einfach nur Feuer des Zornes oder Feuer der Liebe? Ich würde sagen, er kann hier gut und richtig sein, es ist zugleich Ausdruck von beidem. Oder besser: der Zorn ist in diesem Fall auch Ausdruck der Liebe. Er kann dem Kind sehr deutlich machen, dass es leichtsinnig war, einfach loszurennen.

Heiliger Zorn, reinigendes Feuer

Oder denken Sie an Jesus, der im Tempel voller Zorn die Tische der Händler umwirft, damit aus dem Haus seines Vaters keine Markthalle und keine Räuberhöhle wird. Ist das nur Zorn oder ist es Liebe zu Gott und den Menschen? Es ist wohl wieder ein Zorn, der Ausdruck der Liebe ist, weil Jesus spürt, dass die Menschen nichts nötiger brauchen als die rechte Verehrung des Vaters im Tempel. Und dass sie Gefahr laufen, ihres Lebens verlustig zu gehen, wenn sie gar keinen lebendigen, inneren Bezug mehr haben zum Vater, nicht einmal mehr im Tempel, weil sie hier nur noch kaufen und verkaufen.

Wir kennen deshalb für das Bild des Feuers auch schon im weltlichen Sinn den Aspekt der Reinigung: Bestimmte Substanzen, besonders Edelmetalle, werden erst rein gewonnen, wenn sie von Schlacken befreit sind, wenn sie eben durch Feuer hindurch gegangen sind. Ist es nicht so, dass wir in unserem Innenleben bisweilen auch erst einmal wie durch Feuer hindurch müssen, ehe wir in der Tiefe verstehen lernen, um was es im Leben wirklich geht? Kann es sein, dass wir manchmal die Liebe Gottes erst von ihrer zornigen Seite kennenlernen müssen, um zu verstehen, dass er es wirklich gut mit uns meint?

Das Opfer über dem Feuer

Wenn wir hier gleich ihren schönen neuen Altar auch mit dem Symbol des Feuers einweihen, dann ist auch das im genannten Sinn vieldeutig. Wir verehren den Altar als Ort eines Ganzbrandopfers, wie die Schrift sagt. Jesus selbst hat sich verzehrt, er hat sich aus Liebe gewissermaßen verbrennen lassen für uns. Der Altar ist der Ort seines Opfers. Gleichzeitig lesen wir in der Schrift, dass vom Altar die Gebete der Heiligen wie vom brennenden Weihrauch her aufsteigen vor Gottes Angesicht.

Und wir können uns fragen: Sind unsere Gebete, die von dieser Kirche, die vor diesem Altar aufsteigen, leidenschaftlich, ernsthaft, tief, voller Feuereifer für Gott und die Menschen? Brennen unsere Herzen für Gott und die Menschen, so wie hier Weihrauch verbrennt? Oder spüren wir vielleicht, dass auch wir, jeder einzelne von uns, bisweilen auch noch geläutert werden muss, befreit werden muss von seiner Ichbezogenheit und von manchen Schlacken in uns selbst, Eifersucht, Neid, Ängste, negativer Zorn? Sind wir schon tief und klar und voller Freude und Liebe und Frieden, sind wir schon wie durch Feuer hindurch gegangen? Jesus will uns jedenfalls in Menschen der Liebe und des Friedens verwandeln und auch daran darf uns unser Altar erinnern.

Zeit der Läuterung – Feuer der Liebe

Liebe Schwestern und Brüder, der Advent kann auch eine solche Zeit einer Läuterung sein im echten Sinn. Wir haben in dieser Zeit so viele künstliche Lichter geschaffen, die oftmals eher geeignet sind, vom Eigentlichen abzulenken. Aber im Grunde ist der Advent eine Einstimmung auf die Begegnung mit Christus. Kann er kommen? Kann er wirklich in unserem Herzen Einzug halten? Hat er darin Platz oder müsste da zuerst das eine oder andere gereinigt werden in uns, oder geläutert, wie durch Feuer hindurch?

Wie gut wäre es, innerlich mal wieder reinen Tisch zu machen, wie wir diesen Altar nachher auch salben und später vom verbrannten Weihrauch wieder reinigen werden. Wie gut wäre zum Beispiel das Sakrament der Beichte zu empfangen, sich wirkliche Versöhnung von Gott zusagen zu lassen. Und wenn Ihnen ein solcher Gedanke nun innerlich unbehaglich ist, dann ist das gar nicht so verkehrt. Es ist einfach unbehaglich die eigene Durchschnittlichkeit und die eigene Fehlerhaftigkeit ins Licht einer Beichte zu bringen, es hätte etwas vom Feuer der Reinigung, es heraus zu sagen, es würde wohl auch manchen innerlichen Schmerzen verursachen, weil eine seelische Reinigung nie einfach nur Freude ist, sondern eben oft verbunden mit Eingeständnis, mit der Übung von Demut, mit der Selbsterkenntnis, dass ich doch nicht so großartig bin, wie ich gern wäre und so fort.

Gott kennt uns

Aber Gott kennt uns, er ist voll Liebe und diese Liebe will, dass wir unsere Unzulänglichkeiten in sein Licht halten, damit die Freude wieder tiefer und echter wird, damit das Feuer der Liebe in uns neu brennen kann.

Liebe Schwestern und Brüder. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier in dieser schönen Konradskirche diesen wundervollen Altar einweihen darf. Ich bitte den Herrn, dass Er Sie im Angesicht dieses Altares immer wieder daran erinnern möge, dass er hier Ihre Liebe zu Ihm entzünden will, dass er möchte, dass Sie brennen für Ihn und für die Menschen. Und ich erbitte sehr gerne für Sie alle den Segen Gottes für Ihre Kirche und diesen Altar und für alle Menschen, die zukünftig hier unseren Gott feiern. Amen.