Dieses Buch ist eine wirkliche Neuheit, was das Verhältnis des philosophischen Denkens zum Wort Gottes betrifft. Ulrich durchschreitet hier gleichsam als wandernder Philosoph die Landschaft eines biblischen Textes: das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Seine christliche Philosophie lebt aus der Erfahrung des Seins als Liebe, aus der – wie er immer wieder formuliert – heilen und befreiten Endlichkeit. Deshalb ist er in der Lage, der im Text sich offenbarenden Gnade des Wortes Gottes gewissermaßen von unten her, von der geschöpflichen Seite her entgegenzugehen und die Bedingungen und die Weisen seiner Ankunft im menschlichen Wort freizulegen.
Dabei zeigt sich ein überraschender Reichtum an Einsichten, der auch den Exegeten Grundsätzliches über den Umgang mit der Schrift zu sagen hat. Er vermag Erkenntnisse zu befördern, die mit herkömmlichen Mitteln historisch-kritischen Umgangs mit dem Text nicht zu gewinnen wären, freilich ohne dieser Methode seine Wertschätzung zu versagen.
In seiner Enzyklika „Fides et Ratio“ hat Papst Johannes Paul II. die Philosophie aufgefordert, ihre Weisheitsdimension wiederzuentdecken. Deshalb sei eine „Philosophie von wahrhaft metaphysischer Tragweite“ erforderlich.
Der verstorbene Papst schrieb: „Das Wort Gottes nimmt ständig auf das Bezug, was die Erfahrung und sogar das Denken des Menschen übersteigt, aber dieses ,Geheimnis‘ könnte weder enthüllt werden noch wäre die Theologie imstande, es auf irgendeine Weise verständlich zu machen, wenn die menschliche Erkenntnis streng auf die Welt der sinnlichen Erfahrung beschränkt wäre. Die Metaphysik stellt sich deshalb als bevorzugte Vermittlung in der theologischen Forschung dar.“ Im vorliegenden Werk von Ferdinand Ulrich kommt diese Vermittlungsfunktion von Metaphysik für das Wort Gottes hin zum Menschen in hervorragender Weise zum Ausdruck.
Autor: Ferdinand Ulrich, Herausgeber: Stefan Oster. Johannes Verlag Einsiedeln, 22015, XL+832 Seiten, gebunden, ISBN: 978 3 89411 392 6