Der Heilige Geist ist seit der Taufe bleibend in Deinem Herzen. Mit der Firmung bekommst Du nochmal extra Stärkung zu Beginn eines spannenden Lebensabschnitts… Die Firmpredigt von Bischof Stefan Oster 2014.
Liebe Firmlinge,
wir, Ihr und ich, wir haben etwas gemeinsam. Ihr empfangt heute etwas, was die Kirche ein Sakrament nennt – und ich habe das am vorletzten Samstag auch empfangen. Ihr empfangt die Firmung und ich habe die Bischofsweihe empfangen. Und beides hat sehr intensiv mit dem Heiligen Geist zu tun, um den es ja heute besonders geht. Ich werde gleich noch darauf zurückkommen, was uns da verbindet.
Aber zuerst noch kurz eine Erinnerung an Eure Firmvorbereitung: Ihr habt euch bestimmt miteinander gefragt, was oder wer das eigentlich ist, der Heilige Geist. Und die wichtigsten Antworten sind erstens: Es ist der Geist Gottes und zweitens: Er will in uns wohnen und drittens: Er will etwas in uns bewirken.
Seit der Taufe wohnt der Heilige Geist in dir
Gläubige Menschen wissen, dass der Heilige Geist spätestens seit unserer Taufe in uns wohnt. Wenn Dich jemand fragt, zu welcher Religion Du gehörst, dann sagst Du normalerweise: Ich bin ein Christ, oder eine Christin. Das bist Du seit der Taufe und die Taufe schenkt Dir den Heiligen Geist. In der Taufe fängt etwas Neues an: Du gehörst jetzt zur Kirche und trägst den Namen Christ. In Deinem Herzen, in Deinem Innersten, da wohnt jetzt bleibend der Heilige Geist.
Aber Du musst Dir das so vorstellen: Dein Herz oder Deine Seele, das kann man ungefähr gleichsetzen, das ist wie eine Art innere Wohnung mit vielen Zimmern, Winkeln und Stockwerken. Und in dieser Wohnung, da gibt es auch ganz unterschiedliche Bewohner: Es gibt zum Beispiel Gefühle, Wünsche, Gedanken, Wissen, Überzeugungen und anderes mehr. Gewissermaßen im untersten, im tiefsten Winkel Deiner Seele, gleichsam als Fundament, da ist auch der Heilige Geist eingezogen und er bleibt da.
Der Heilige Geist zwingt nicht und drängt sich nicht auf
Aber, der Heilige Geist, der ist zunächst unglaublich sanft und lieb. Er zwingt überhaupt nicht, er drängt sich nicht auf. Er ist eher wie jemand, der um Dich wirbt, der dich einlädt. Der Heilige Geist lädt zum Beispiel ein, Jesus besser kennen zu lernen. Er lädt Dich ein, zu beten, das heißt, das Gespräch mit Jesus zu lernen. Er lädt Dich auch ein, zu den Menschen um Dich herum, einfach gut zu sein. Selbst dann, wenn Du sie vielleicht gar nicht sympathisch findest.
Vielleicht hast Du das schon mal gemerkt, eine leise innere Regung, die gesagt hat: Nein, es ist jetzt nicht gut, dass Du mitlästerst, wenn alle lästern. Oder: Nein, bleib freundlich und lass Dich nicht hinreißen zum Wutausbruch. Und es kann sein, dass Du dann freundlich bleibst oder nicht wütend wirst. Es kann aber auch sein, dass du diese innere Regung unterdrückst und erst recht Deiner Wut voll freien Lauf lässt.
Licht in die Seele
Das alles ist in dir. Aber wenn du ehrlich bist, dann kennst du in Dir auch, dass du manchmal gar keine Lust hast, gut zu sein oder zu beten oder Jesus kennen zu lernen.
Und wenn ich das Bild mit der Wohnung Deiner Seele noch einmal aufnehmen darf, dann kannst Du Dir vorstellen: Je mehr der Heilige Geist in Dir wirken darf, je mehr du beim inneren Hang zum Guten und zur Wahrheit mitwirkst, desto mehr Licht kommt in Deine Seele, desto klarer, heller, luftiger wird es in Dir, in allen Räumen und Winkeln.
Da gehen die inneren Fenster auf und machen Deine Seele hell und klar. Und je mehr Du umgekehrt gar keine Lust hast zur irgendwas, oder zum Beispiel beim Lästern, bei der Wut, beim Neid oder anderem bleiben willst, desto mehr fühlt sich deine innere Wohnung an, wie ein Raum, in dem ganz stickige Luft herrscht und man kaum atmen kann.
Mitmachen mit dem Geist
Es geht bei uns Christen also darum, dem Heiligen Geist in unserer Seele mehr Wirkung zu lassen und zwar, indem wir mitmachen mit ihm. Er ist das Licht in uns, das bleibt, aber nur, wenn wir mitwirken, leuchtet das Licht allmählich nicht nur im tiefsten Winkel der Seele, sondern auch in ihrem Erdgeschoss, im Zwischengeschoss, in allen Zimmern und im Dach und wenn Du die Fenster der Seele aufmachst, leuchtet das Licht auch nach draußen.
Also, alle Getauften haben den Heiligen Geist. Aber was ist dann der Unterschied zur Firmung? Es hat etwas zu tun mit dem neuen Lebensabschnitt. Du trittst in einen neuen Lebensabschnitt ein und dafür brauchst Du eben eine besondere Stärkung im Glauben. Ähnliches gibt es auch im Leben ohne Glauben. Du bist zum Beispiel in eine Familie hineingeboren, du hast Eltern, Geschwister, Verwandte, die Dich mögen und es ist gut. Und Du fühlst Dich wohl in Deiner Familie.
Auf eigenen Füßen stehen
Aber Du kannst nicht immer nur in der Familie bleiben, Du musst zum Beispiel in die Schule gehen, raus aus der Familie, in was Eigenes, was Neues hinein. Du bleibst zwar auch dann Mitglied Deiner Familie, aber in der Schule bist Du plötzlich in einer anderen Welt. Und wenn Du Dich an Deinen ersten Schultag erinnerst, dann haben Dir vermutlich Deine Eltern oder andere Verwandte viel geholfen, das Neue zu erleben und als Belohnung hast Du eine Schultüte bekommen.
So ähnlich ist das mit dem Heiligen Geist im Glauben. Als Kind bist du getauft worden, gehörst in die Familie der Christen. Aber jetzt wirst Du langsam älter, betrittst langsam auch die Welt der Erwachsenen oder eine Welt, in der nicht mehr alle einfach glauben. Und da sagt uns die Heilige Schrift, das Wort Gottes: Für solche Situationen gibt der Heilige Geist noch einmal eine neue Hilfe, eine Stärkung.
Traust Du Dich?
Du gehst jetzt raus. Du gehörst immer noch zur Familie der Getauften, aber traust Du Dich auch, es draußen auch zu bekennen, dass Du an Jesus glaubst? Ist Deine innere Wohnung, Deine Seele, schon so hell, dass es Dir leicht fällt, zum Beispiel zu sagen, dass Du auch in den Gottesdienst gehst oder dass Dir die Firmung wichtig ist. Du bekommst also eine Stärkung mit auf den Weg, der Geist Gottes will Dich einladen, Dich neu zu Gott zu bekennen.
So und jetzt will ich Euch erklären, warum das so was Ähnliches ist, wie meine Bischofsweihe: Ich habe gesagt, der Heilige Geist will uns immer neu wecken, stärken, befähigen, aber er zwingt nicht. Ich bin vor ein paar Wochen gefragt worden, ob ich Bischof von Passau sein möchte. Der Papst Franziskus findet, ich soll das machen.
„Verlass Dich auf mich“
Und ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr erschrocken bin, weil ich sehr gern in meinem schönen Kloster Benediktbeuern war, wo ich viele junge und ältere Freunde habe. Und ich weiß doch gar nicht, wie Bischof sein geht. In diese Situation hinein, sagt Gott durch die Bischofsweihe: Verlass Dich auf mich. Glaub an mich. Ich bin schon da und helfe Dir und stärke Dich durch diese Weihe. Ich geb Dir wirklich Kraft.
Und so ähnlich ist es jetzt bei Euch: Ihr geht langsam immer mehr in Euer eigenes Leben. Ihr seid schon Jugendliche und werdet langsam erwachsen. Und Gott sagt Euch durch die Firmung: Ich stärke Euch, ich gebe Euch Kraft, auch wenn ihr hinaus geht, im Glauben zu bleiben und zu wachsen.
Der Heilige Geist: Eine Zusage Gottes
Diese Zusage, meine Lieben, dieses Angebot Gottes ist ganz entscheidend. Aber ähnlich wichtig ist auch, dass Du selbst willst. Der Heilige Geist liebt es, wenn wir mitwirken wollen. Er zwingt nicht, aber er braucht unsere Zustimmung, unser Ja, dann kann er wirken. Ich hätte auch sagen können: Nein, lieber Gott, ich trau Dir nicht und ich trau mich selbst auch nicht. Die Aufgabe ist zu groß für mich. Lassen wir es.
Hab ich nicht gemacht, sondern habe gesagt: Ich bin bereit. Und ich spüre, auch heute, es geht. Also, meine Lieben: Wollt Ihr, dass Eure Seele immer heller wird, vom Licht Gottes durchflutet, wollt Ihr gekräftigt werden, von dem Geist, der die Liebe ist und die Wahrheit? Wollt Ihr immer noch mehr Menschen werden, die einfach herzensgut ist. Dann sagt heute zum Angebot Gottes in Euerer Firmung einfach auch innerlich. Ja, Gott, erfülle mein Herz mit Deinem Geist. Ich will aus Deiner Kraft leben.
Und wenn Du dieser Einladung folgst, wenn Du mit dem Geist Gottes in Dir in innerer Verbindung bleibst, indem Du zum Beispiel immer wieder mit Gott sprichst, dann verspreche ich Dir, dann wirst Du wachsen in der Liebe und vor allem auch, in einem tiefen Gefühl der Freude, dann wird Dein Leben tief und stark und treu. Ich danke Euch von Herzen, dass Ihr Euch zur Firmung entschlossen habt und bete für Euch, dass der Geist Gottes Euch mit seiner Kraft erfülle. Amen.