Am Patrozinium im Pfarrverband St. Severin-St. Gertraud in Passau Innstadt erinnerte Bischof Stefan Oster in seiner Predigt an das Leben und Wirken des heiligen Severin und stellte den zentralen Gedanken „Frei in Christus“ in den Mittelpunkt. Der heilige Severin wirkte vor über 1500 Jahren in der Region.
Der heilige Severin – Vermittler und Diener in unruhigen Zeiten
Der Bischof deutete in seiner Predigt Leben und Wirken des heiligen Severin im fünften Jahrhundert. Er habe aus einer vornehmen und gebildeten Familie gestammt und sich zunächst in die Einsamkeit zurückgezogen, um die christliche Botschaft zu verinnerlichen. Mit tiefem Glauben sei er zurückgekehrt, um in der Donaugegend, auch hier in Passau, als Mönch und Vermittler zu wirken.
In einer Zeit der Unsicherheit und Furcht – während der Völkerwanderung – habe Severin die Gemeinschaft gestärkt, Klöster gegründet und als ausgleichender Vermittler zwischen römischen und germanischen Gruppen gewirkt. Sein Handeln sei von einem tiefen Vertrauen in Gott geprägt gewesen, das ihn von den Ängsten und Zwängen seiner Zeit befreit habe. Auf diese Weise habe er den Menschen gedient, Hoffnung gespendet und sogar Wunder gewirkt, so der Bischof.
„Frei in Christus“ – Eine Einladung zur inneren Freiheit
Der Bischof fragte die Gläubigen, was es bedeute, „frei in Christus“ zu sein. Im Evangelium habe Petrus gefragt: „Wir haben alles verlassen. Was wird uns zuteilwerden?“ Und Jesus habe darauf geantwortet: „Wer um meinetwillen alles verlässt, wird das Reich Gottes erlangen und noch viel mehr dazu.“ Diese Freiheit bedeute nicht nur die Loslösung von Besitz oder Beziehungen, sondern vielmehr ein inneres Freiwerden – frei von Angst, Egoismus und Abhängigkeiten.
Bischof Oster erklärte, dass der Glaube mit dem Hören beginne: Man nehme die Botschaft Jesu auf und erkenne die Wahrheit, die in ihr liege. Doch der Glaube sei mehr als Wissen. Es erfordere die Bereitschaft, diese Wahrheit in das eigene Leben zu integrieren. Der Apostel Jakobus mahne: „Glaube ohne Werke ist tot.“
Gefühl, Wissen und Entschiedenheit im Glauben
Gefühle spielten eine starke Rolle im Glauben – sei es die Freude am Lobpreis oder die Hingabe im Gebet. Doch Gefühle seien flüchtig. Wahre Freiheit im Glauben entstehe, wenn Wissen und Gefühle in eine tiefere innere Entschiedenheit mündeten – ein bewusstes „Ja“ zu Gott, das auch in Krisen trage. Wie Eltern für ihre Kinder einstünden, auch wenn diese schwierige Phasen durchlebten, so fordere der Glaube eine beständige Entscheidung für Christus – eine Überzeugung, die aus dem Vertrauen wachse, dass Gott uns trage.
Eine Freiheit, die Beziehungen heilt
Der Bischof führte weiter aus, dass unsere Beziehungen zwar bereichernd sein könnten, sie jedoch auch einschränkten. Oft seien sie von Verletzungen oder Abhängigkeiten geprägt. Doch die Freiheit in Christus, wie sie der heilige Severin gelebt habe, befähige uns, uns anderen zuzuwenden, ohne von eigenen Bedürfnissen getrieben zu sein. Der anglikanische Schriftsteller C.S. Lewis habe es treffend ausgedrückt: „Ein echter Christ liebt dich mehr und braucht dich weniger.“ Diese Freiheit, zu lieben, ohne auf Gegenseitigkeit zu hoffen, sei das Kennzeichen der Heiligen und ein Geschenk, das auch Gott uns anbiete.
Das Zeugnis des heiligen Severin
Der heilige Severin habe gezeigt, was es bedeute, frei in Christus zu sein. Er sei unabhängig von den Ängsten und Zwängen seiner Zeit gewesen und habe seine Gabe ganz für die anderen eingesetzt. Sein Leben erinnere uns daran, dass wahre Freiheit nicht aus der Selbstverwirklichung komme, sondern aus der Hingabe an Christus. Das könne auch den Kommunionempfang prägen: Beim Empfang der Eucharistie spreche man „Amen“ – ein Glaubensbekenntnis, dass Christus uns trage und frei mache. Der Bischof bat abschließend, der heilige Severin möge den versammelten Gläubigen als Fürsprecher beistehen möge, auf dass auch sie diese Freiheit in Christus erführen und in die Welt trügen.
Die ganze Predigt hier zum Nachhören: