Interview: „Wir brauchen heilige Männer und Frauen“

Am 22. November 2022 hat die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) eine Neufassung des Kirchlichen Arbeitsrechts in Form der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ als Empfehlung für die deutschen (Erz-)Bistümer beschlossen. Im Interview mit Regina Einig (Tagespost) äußerte sich Bischof Stefan zu dieser Veränderung:

Her Bischof Oster, wird Deutschland nun in puncto Arbeitsrecht ein Flickenteppich?

Nein, die allgemeine Rechtslage in Deutschland und Europa, der Druck von der Politik und eine evtl. erwartbare Rechtsprechung von Arbeitsgerichten wird nach meiner Einschätzung alle Bistümer in Deutschland dazu bringen, die neue Grundordnung umzusetzen.

Befürworten Sie die Einführung der Neufassung des Kirchlichen Arbeitsrechts in Ihrem Bistum?

Ich sehe keine andere Möglichkeit, als sie einzuführen, und ich glaube grundsätzlich auch, dass eine Neufassung des Arbeitsrechtes nötig war. Einerseits empfinde ich an der neuen Grundordnung den institutionenorientierten Ansatz als positiv. So wird die Leitung einer kirchlichen Einrichtung stärker in die Verantwortung genommen, für das kirchliche Profil zu sorgen. Das gibt auch Möglichkeiten der Differenzierung im Blick auf die Unterschiede der Einrichtungen und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Andererseits hätte ich mir grundsätzlich eine noch größere Differenzierung für die Anforderung an private Lebensverhältnisse gewünscht, insbesondere in Bezug auf alle pastoralen Berufe. Viele Fachleute haben aber betont, dass so eine Differenzierung unter den gegebenen Bedingungen kaum mehr möglich sei. Und das hat die erforderliche Mehrheit der Bischöfe davon überzeugt, jetzt diese neue Grundordnung zu beschließen. Die beschlossene Änderung wird nach kirchenrechtlicher Prüfung baldmöglichst auch im Bistum Passau umgesetzt werden. Und sicher werden das viele unserer Mitarbeitenden auch mit großer Zustimmung und Erleichterung aufnehmen.

Worin sehen Sie nach dem Ständigen Rat Ihre Hauptaufgabe als Bischof?

Sie ist keine andere als vor dem Ständigen Rat: Die erste Aufgabe der Kirche und damit auch des Bischofs, ist das Evangelium zu verkünden. Und gerade weil die Säkularisierungsprozesse in der Gesellschaft und in der Kirche so massiv vorangehen und als generelles Phänomen nicht einfach aufhaltbar sind, frage ich fortwährend, wie es unter solchen Bedingungen trotzdem möglich ist, Menschen zu helfen, sich von Jesus berühren und verändern zu lassen. Welche Ausdrucksformen, welche Methoden, welche inneren Haltungen und Überzeugungen braucht es heute dafür? Danach frage ich – zusammen mit vielen anderen! Und wir suchen und gehen ja auch manche neuen Wege. Am wesentlichsten ist aber: Wir brauchen insbesondere heilige Frauen und Männer, die erfüllt sind von der Gegenwart des Hl. Geistes.

Quelle: „Wir brauchen heilige Männer und Frauen“ vom 23.11.2022 – und hier im Bericht.