„Populäres Christentum ist nicht biblisch. Und biblisches Christentum ist nicht populär. Populäres Christentum ist nicht biblisch. Und biblisches Christentum ist nicht populär“ – über diesen Satz dachte Bischof Stefan Oster in seiner Predigt am Palmsonntag am 13.04.2025 nach.
Der Satz sei geeignet, die Spannung des Palmsonntages zu verdeutlichen: Jesus sei, als er in seine Stadt Jerusalem einzog, bejubelt worden. Dabei seien mit ihm als dem erwarteten Messias bestimmte Vorstellungen verbunden gewesen: „Die Menschen haben von seinen Machttaten gehört, manche haben sie wohl auch gesehen, und er beansprucht auch, der Messias zu sein – und sie erwarten den Messias. Und der Messias würde das Volk einigen. Der Messias würde den Kult wiederherstellen, von seiner Korruption befreien. Jesus wird tatsächlich auch in den Tempel gehen und dort aufräumen, gewissermaßen. Und er wird die Feinde besiegen.“ Dabei hätten die Menschen nicht zuletzt die römische Besatzungsmacht im Blick gehabt.
Wenige Tage später riefen die Menschen jedoch, darunter wohl auch viele der Teilnehmer beim Einzug Jesu: „Kreuzige ihn“. Nachdenklich fragte der Bischof, warum es zu diesem Umschwung komme, und gab zur Antwort: weil Jesus nicht diesen populären Erwartungen entsprochen habe.
Den Christen sei nachher deutlich geworden, dass Jesus tatsächlich Feinde besiegen werde, aber andere Feinde als, man zunächst gedacht habe, so der Bischof: „Die Feinde, die er besiegt, um die es ihnen geht, die sind in unserem Inneren. Die Feinde sind – auf den Punkt gebracht – Sünde, Tod und Teufel. Die Angst vor dem Tod, die uns umtreibt. Unsere eigene Egozentrik. Und das Verführt-Sein durch Dinge, Atmosphären, Mächte, die uns verhindern wollen, dass wir mit Gott in lebendiger Beziehung leben.“
„Jesus ist gekommen, um uns mit Gott, dem Vater, zu versöhnen.“
Jesus wolle den Menschen ein neues Herz schenken, „ein Herz, das sich berühren lässt von seiner vergebenden Liebe und Barmherzigkeit“, fügte der Bischof hinzu. Das sei anspruchsvoll und nicht automatisch populär. Von daher werde der Satz verständlich, denn, so hielt Bischof Oster fest: „Jesus ist nicht gekommen, um uns ein bisschen mitmenschlicher zu machen. Jesus ist gekommen, um uns mit Gott, dem Vater, zu versöhnen. Um uns zu neuen Menschen zu machen. Und zu Zeugen und Zeuginnen dieser Neuheit, dieser Liebe, die sich berühren lässt, die sich verändern lässt, die sich einlässt auf Gottes Beziehung, die diese Beziehung lebt: im Gebet, im Empfang der Sakramente, im Dienst der Mitmenschlichkeit, im Dienst der anderen, in der Lage ist, die Füße zu waschen – wie wir es am Gründonnerstag erleben werden.“
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Hören Sie auch die Predigt aus dem vergangenen Jahr: Wenn Jesus heute käme