Diese Debatte würde ich dann doch gerne führen: Wir alle wissen, dass es in der Kirche Lager gibt. Viele derer, die sich progressiv oder liberal nennen, wollen Veränderungen in den lehramtlichen Positionen bei den klassischen Aufreger-Themen wie Frauenweihe, Sexualmoral, Zölibat, Leitung.
Und weil klar ist, dass sie sich mit diesen Veränderungswünschen oft nicht mehr im Rahmen der derzeit geltenden Lehre bewegen, sprechen sie von „Weiterentwicklung“, weil es ja Weiterentwicklung in der Lehre tatsächlich immer gegeben hat. Nicht allzu oft erwähnt wird dabei meist, dass über mögliche oder nicht mögliche Weiterentwicklung in unserer Kirche am Ende dann eben doch das Lehramt entschieden hat – und damit dann letztlich auch gesagt und bis heute gültig formuliert hat, was zum katholischen Bekenntnis gehört ist und was nicht.
Eine neue, fortwährend mitgeteilte Glaubensregel: Ja nicht dem anderen das Katholischsein absprechen
Dieser Hinweis wird vermutlich meist deshalb übergangen, weil man die eigene Überzeugung doch gerne als immer noch kirchlich, und sich selbst immer noch katholisch sehen würde. Und nicht wenige, von denen ich hier spreche, verdienen auch ihren Lebensunterhalt bei der Kirche. Und so stelle ich fest, dass untergründig eine neue Glaubensregel propagiert und massiv verteidigt wird. Sie lautet: Auf keinem Fall darf einer dem Anderen das Katholischsein absprechen. Dieser Satz wiederum wird nun häufig mit einer sachlich wie moralisch vorgetragenen Vehemenz formuliert, dass der Eindruck entsteht, dies sei nun das eigentliche Dogma des derzeitigen Diskurses.
Und um ein persönliches Wort zu sagen: Ja natürlich hat es immer Entwicklung der Lehre gegeben – und daran bin ich auch interessiert, sofern sie nur immer neu und vertieft verstehen lässt, wie das Evangelium heute angeeignet und in die Welt hinein gesprochen und gelebt werden kann. Aber ich traue dabei dem Lehramt und mit ihm der Gesamtkirche immer noch zu, größer zu sein als ich selbst und einen Horizont zu haben, der weiter ist als mein eigener. Zudem ist dem Petrusnachfolger, durch Schrift und Tradition bestätigt, ein Charisma geschenkt, das in besonderer Weise der Bewahrung der Einheit und der inhaltlichen Integrität des Glaubens dient. Daher orientiere ich mich im kritisch-loyalen Gespräch und zugleich aus innerer Überzeugung heraus in der Frage, wer oder was Kirche ist und was sie lehrt, besonders auch daran.
Der Umschlag in Respektlosigkeit
Nun zeigt sich freilich immer mehr, dass dieses Insistieren der liberaleren Kräfte auf „Weiterentwicklung“ immer häufiger umschlägt in eine eigentliche Respektlosigkeit vor dem Lehramt, an dem im Übrigen auch wir Bischöfe besonders Anteil haben. Und dabei wird dann deutlich, dass man vielfach gar nicht auf die Entscheidung des Lehramtes wartet, sondern erst dann zufrieden ist, wenn sich das Lehramt nach den eigenen Wünschen und Überzeugungen richtet. Und eine solche Einstellung wäre dann nach meiner Einschätzung tatsächlich eben nicht katholisch. G.K. Chesterton hat in diesem Sinn einmal den bemerkenswerten Satz gesagt: „Ich brauche keine Kirche, die mir erzählt, dass ich unrecht habe, wenn ich weiß, dass ich unrecht habe. Ich brauche eine Kirche, die mir sagt, dass ich unrecht habe, wenn ich glaube, dass ich recht habe.“
Die jüngste Äußerung des römischen Lehramtes als klärendes Responsum auf eine wichtige Frage wurde von weiten Teilen der Kirche in unserem Land schlichtweg abgekanzelt – in der Regel mit dem Hinweis, dass sei weder theologisch noch humanwissenschaftlich auf der Höhe und damit unterkomplex und eigentlich gar nicht wert, sich näher damit zu befassen. So, als wären diejenigen, die sich mit der Erarbeitung solcher Texte in Rom befassen, einschließlich des ihm zustimmenden Papstes, lauter Leute, deren Horizont auf keinen Fall größer und weiter, sondern in jedem Fall enger und kleiner sei als all derer, die sich schon lange das wünschen, was sie „Weiterentwicklung“ nennen – und hinter das sie vermutlich auch dann nicht zurückgehen würden, wenn das Lehramt definitiv anders entscheiden würde; was es etwa im Blick auf die Möglichkeit der Priesterweihe der Frau ja schon getan hat.
Kirchlichkeit bestimmt sich durch Glaubensinhalte
Tatsächlich aber hat unsere Kirche schon fast 2000 Jahre lang lehramtlich auf Konzilien oder durch päpstliche Entscheidungen geurteilt, was katholisch ist und was nicht – und eben dadurch die Glaubenseinheit gewahrt. Immer und immer wieder ist in vergangenen Zeiten dann der entscheidende Spruch gefolgt, wer aufgrund seiner inhaltlichen (!) Überzeugungen im „Anathema“ sei, also im „Bann“, in der „Verdammung“ oder ähnlich – für welche Übersetzung man sich auch entscheiden mag. Aber damit war stets auch klar: Die Kirche hat festgestellt, dass bestimmte abweichende Überzeugungen dazu führen, dass man sich selbst aus einer Gemeinschaft entfernt, die ja besonders auch durch gemeinsame inhaltliche Überzeugungen gebildet wird. Das Zweite Vatikanische Konzil hat auf diese Anathema-Praxis aus guten Gründen verzichtet – ohne aber je die vorangehende Praxis damit für nichtig zu erklären. Auch das letzte Konzil wollte – so Papst Johannes XXIII. in der Eröffnungsrede – Irrtümer richtig stellen und die überlieferte Wahrheit unverfälscht erklären. Aber neu und tiefer und mit den Mitteln der Barmherzigkeit – und weniger der Strenge.
Sind Lehramtstreue Rassisten?
Da sich nun aber in der Kirche in Deutschland abzeichnet, dass eine Mehrheit der Gläubigen, vereint auch mit einigen Bischöfen, vielen aus der akademischen Theologie und der pastoralen Mitarbeiterschaft die Lösungen in den so genannten Reizthemen im Sinne der liberaleren Positionen wünscht, gehen manche ihrer Protagonisten nun immer offensiver und schamloser zum Gegenangriff über. „Katholisch“ scheint nun eigentlich genau das, was sie selbst meinen – und gerade nicht mehr, was das Lehramt sagt.
Jüngst hat etwa die Tübinger Dogmatik-Professorin Johanna Rahner in der Frage nach der Frauenweihe lehramtstreue Katholikinnen und Katholiken, und damit einschließlich den Papst, zu „Rassisten“ erklärt, zumindest wenn der Wortlaut der KNA-Meldung stimmt, die das Portal katholisch.de aufgegriffen und mit reißerischer Überschrift verarbeitet hat (Link siehe unten). Damit würde Frau Rahner in einer bisher nicht gekannten Zuspitzung der Ausdrucksweise in einen wachsenden Chor derer einstimmen, die inzwischen auch gerne sagen, die eigentlichen Spalter in der Kirche seien diejenigen, die aus Respekt vor dem Lehramt und eigener Überzeugungen an der geltenden und, nun ja, tatsächlich katholischen Lehre festhalten und sie verkünden. Zudem möchte ich fragen: Welche Effekte produziert man mit einer solchen Verwendung des Begriffes „Rassismus“ bei den Menschen, die tatsächlich Opfer von Rassismus sind?
Umgekehrte Verhältnisse
Hier stehen wir also an einem Punkt ziemlich umgedrehter Verhältnisse. Die weithin geteilte und mit großer Vehemenz fortwährend wiederholte neue Glaubensregel lautet: Niemand möge dem anderen bitteschön erklären dürfen, was er sage, sei nicht katholisch. Dafür aber dürfen die sich in der Mehrheit Wähnenden inzwischen schamlos solche Gläubigen Spalter und sogar Rassisten nennen, die sich der geltenden Lehre verpflichtet wissen. Und natürlich findet dabei die Tatsache, dass die Positionen, die in Deutschland Mehrheiten zu haben scheinen, weltweit keineswegs mehrheitlich geteilt werden, kaum Berücksichtigung. Auch dieser bisweilen geringschätzige Blick auf die Weltkirche ist historisch gesehen nicht wirklich neu bei uns und hat auch nicht immer erfreuliche Konsequenzen gezeitigt.
Seltsame Welt
Was dann auch noch beinahe grotesk wirkt: Wir Bischöfe, die eigentlich in besonderer Verantwortung für die katholische Lehre sind und das auch feierlich versprochen haben, ermöglichen durch unsere Zustimmung die Verwendung von Kirchensteuermitteln für die die Finanzierung bestimmter Medien und ermöglichen damit eine große Bühne, auf der wir selbst (ich fühle mich zumindest gemeint) als „Rassisten“ bezeichnet werden dürfen – ohne dass sich großer Widerspruch regt oder ohne dass eine Redaktion bei aller sehr gerne zugestandenen journalistischen Freiheit, überlegt, was sie da produziert. Auch haben wir Bischöfe Mitverantwortung dafür, wer an unseren Fakultäten katholische Theologie unterrichten darf. Eigenartige Welt, nicht wahr? Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass das eine Debatte wert ist.
Was ich aber nicht möchte: Dass nun über diesen Text von mir auch wieder nur in Hatespeech oder zugespitzter Polemik diskutiert wird. Vermutlich sind die wesentlichen Fragen darin: Wie begreifen wir uns tatsächlich als katholische Kirche mit inhaltlichen Verbindlichkeiten? Was kann und soll das Lehramt? Oder wo sind auch Grenzen für Beliebigkeit in der Auslegung dessen, was wir für das Evangelium halten? Und schließlich auch noch: Wo sind im Diskurs verbale Grenzen und was ist wirklich „rassistisch“ und wer „spaltet“ tatsächlich?
Hier der erwähnte Link: https://www.katholisch.de/artikel/29498-rahner-nur-rassisten-gegen-gleichberechtigung-von-frauen-in-kirche
Und hier die Originalmeldung der Katholischen Nachrichtenagentur vom letzten Samstag:
Theologin: Nur Rassisten gegen Gleichberechtigung von Frauen
Stuttgart (KNA) Wer nicht für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche eintritt, ist nach Überzeugung der Tübinger Theologin Johanna Rahner «ein Rassist». Es gehe nicht an, von der gleichen Würde von Frauen und Männern zu sprechen, ihnen aber nicht die gleichen Rechte einzuräumen. Aktuelle pfeife der katholischen Kirche zurecht Gegenwind um die Ohren. Wörtlich sagte die Professorin: «Wer jetzt nichts tut, der tut trotzdem etwas.» Es gebe «eine Verpflichtung zum Widerstand». Rahner, die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (KThF) ist, verlangte ein neues Kirchenrecht, um die innerkirchliche Gleichstellung von Frauen zu erreichen.
Mit dem geltenden Kirchenrecht seien die heutigen Probleme nicht zu lösen, so Rahner am Samstag in Stuttgart. Das Kirchenrecht sei nicht mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik zu vereinbaren. Würde der Staat die Kriterien, die er bei Gesprächen mit islamischen Verbänden nutze, an die katholische Kirche anlegen, hätte diese «schlechte Karten». Rahner äußerte sich bei einem Frauenforum, zu dem die Rottenburg-Stuttgarter Diözesanleitung sowie Diözesan- und Priesterrat in Württemberg eingeladen hatte. Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes sagte bei der Veranstaltung, die Kirche habe nicht gelernt, mit den Freiheitsrechten der Moderne klarzukommen; die Kirche sei «in einer dramatischen Sackgasse». Die katholische Reformdebatte Synodale Weg werde scheitern, so Hermes.
Der Rottenburger Generalvikar Clemens Stroppel ist es nach eigenem Bekunden ebenfalls leid, sich «jeden Tag an diesem Thema abarbeiten zu müssen». Die Verkündigung des Glaubens stehe in Frage. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst erneuerte seine Forderung, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht werden könnten. Dies könne allerdings nicht ohne Zustimmung der Weltkirche geschehen. Diözesanratsprecher Johannes Warmbrunn sieht nach eigenem Bekunden «Gestaltungsmöglichkeiten», die genutzt werden könnten. Es gelte der Grundsatz: einfach machen. Es dürfe nicht zum Auszug aller reformorientierten Christen aus ihrer Kirche kommen. Erörtert wurde bei der Veranstaltung unter anderem auch, ob Frauen nicht beispielsweise die Sakramente der Taufe und der Krankensalbung spenden oder als Assistentin einer Eheschließung wirken könnten.
Kommentare
Sehr geehrter Herr Bischof Oster, vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, darauf einzugehen, zumal auch mich dieses Thema sehr stark beschäftigt.
Es tut gut, zu lesen:
„Aber ich traue dabei dem Lehramt und mit ihr der Gesamtkirche immer noch zu, größer zu sein als ich selbst und einen Horizont zu haben, der weiter ist als mein eigener.“
Genauso sehe ich das auch. Es darf und soll diskutiert werden, solange der Ton, der Respekt und die Achtung vor der Meinung des anderen gewahrt wird. Aber es tut weh und ist beängstigend, wie man angegriffen und auch belächelt wird, wenn man sich heute noch zum katholischen Glauben bekennt und einen Halt sucht und findet in der Frohen Botschaft und vor allem in der Eucharistie.
Gestern hatte ich eine ganz tiefe Berührung in meinem Inneren, ganz viel Liebe und Wärme durchströmte mich, Tränen kamen…. Die Verbindung mit unserem Herrn in der Kommunion…. Ich weiß nicht, wie damit umgehen, aber ich muss dies mit jemandem teilen. Darf ich das?
Gottes Segen und viel Kraft auf Ihrem Weg!
Mit herzlichen Grüßen
Elisabeth Mayer
Sehr geehrte Frau Mayer,
auch bei Ihnen möchte ich mich für die offenen Worte bedanken. Im Gebet verbunden
Sehr geehrter Herr Bischof Oster, endlich meldet sich ein Bischof zu Wort und protestiert gegen die ungeheuerlichen Verunglimpfungen derer, die am Lehramt orientiert sind, durch sich katholisch nennende Professoren auf einer Plattform, die sich ebenfalls „katholisch“ nennt und von den Bischöfen finanziert wird. Die kritisierte Äußerung von Johanna Rahner ist ja beileibe nicht die erste dieser Art, wo offen ein Dissens zu lehramtlichen Entscheiden zum Ausdruck gebracht und die lehramtlichen Positionen als längst „überholt“, „ignorant“ usw. dargestellt werden. Bisher hat aber m. W. noch kein Bischof öffentlich dagegen Stellung genommen. Umso mehr freue ich mich, dass dies jetzt endlich einmal der Fall ist. Vielleicht bringt es auch ein gewisses Umdenken in der Redaktion von „katholische.de“.
Vielen Dank und Gottes Segen! Dr. Klaus W. Hälbig
Sehr geehrter Bischof Oster,
nein Sie und alle anderen lehramtstreuen Gläubigen sind keine Rassisten. Sie müssen sich aber den Vorwurf gefallen lassen der Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen zu zustimmen.
Katholisch sein heißt selbstverständlich immer die Weltkirche im Blick zu haben. Wenn also eine Lehre der Kirche zur Diskriminierung führt so geschieht dies weltweit und ist nicht mit der Lehre Jesu vereinbar.
Das führt zur Spaltung innerhalb der Kirche.
Ich bin gerne katholisch und ich liebe meine Kirche und deshalb möchte ich das sie an Glaubwürdigkeit gewinnt. Momentan verliert sie immer mehr an Glaubwürdigkeit und entfernt sich immer mehr von den Menschen.
Auf die Frage wer katholisch ist, da gibt es für mich nur eine Antwort: alle die an die Realpräzenz Jesu in der Eucharistie glauben und an seine fortwährenden Anwesenheit im Tabernackel. Diese Lehre ist unabänderlich.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gottes Segen!
Grüße aus Mainz
Ulrike Ludy
Sehr geehrter Herr Bischof,
Sie kritisieren vollkommen zurecht die Wortwahl von Frau Rahner und den Angriff auf diejenigen, die das Lehramt treu verkünden. Diese verbale Entgleisung drückt keinerlei Respekt aus und schreckt ab. Was mir aber fehlt, sehr geehrter Herr Bischof, ist dann die Konsequenz in Ihrem Handeln. Auf Ihrer Facebook-Seite schreibt eine Dame wörtlich: „Eigentlich alle! Liberale Katholiken sind Abtreibungsbefürworter und damit Rassisten und Nazis.“ Es folgt keinerlei Reaktion von Ihnen oder Ihrer Redaktion. Wie können Sie mir erklären, dass Sie die Aussage von Frau Rahner (nochmals: zurecht!) anmahnen, aber gleichzeitig den oben erwähnten Kommentar widerspruchslos stehen lassen? Das erschließt sich mir nicht und ich kann es nicht nachvollziehen. Mir stellt sich hier die grundsätzliche Frage: Wie entschieden treten wir selbst für ein gutes Miteinander auch im Internet ein? In Ihrer Predigt zum Festtag des Hl. Don Boscos haben Sie die Jugendlichen dazu aufgefordert, dass diese zu denen gehen sollen, die gehänselt werden. Aber gilt das nur für Jugendliche oder nicht doch genauso für uns Erwachsene, für Sie und für mich? Müssten wir dann nicht auch denen beistehen, die auf Ihrer Facebook-Seite beleidigt werden und die in ebenso verbalen Entgleisungen oder Provokationen angegriffen werden? (Beispiele, bei denen das nicht der Fall war, gibt es genug.) Wir kennen aus dem Evangelium herausfordernde Stellen wie z.B diese: „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein (…).“ (Mt 5,22)? Wie können wir so einem Anspruch wenigstens ansatzweise gerecht werden, wenn wir vieles einfach nur hinnehmen? Ich bin, das möchte ich ausdrücklich betonen, dafür, dass ein Diskurs stattfinden darf – aber innerhalb eines gewissen Rahmens. Dieser Rahmen müsste mit dem von Ihnen verabschiedeten Grundlagentext von „Mission und Auftrag“ übereinstimmen:
„In der Kirche von Passau sind wir eine frohe, einladende und solidarische Glaubensgemeinschaft (…)“. Einladend bedeutet für mich wertschätzend und solidarisch beinhaltet, dass man auch mal für jemanden einsteht, dass man sich schützend vor jemanden stellt – und das müsste schon bei der Einforderung von grundlegenden Regeln einer respektvollen Kommunikation geschehen und freilich nicht nur bei den großen Themen des Lehramtes, sondern schon bei den kleinen Dingen in unserem alltäglichen Leben.
Und nur noch ein Punkt am Rande: Nicht nur sogenannte „Liberale“, auch sogenannte „Romtreue“ können spalten. Wenn zu einem Studientag zu einem bestimmten Thema mit den Worten eingeladen wird: „Ich lade Dich ein, an diesem Studientag teilzunehmen – und dass Du viele gewinnst, die denken wie Du, und ebenfalls eine persönliche Einladung bekommen sollten“, dann ist dies für mich mehr als befremdlich, dann gruselt es mich. Wenn ausdrücklich nur mehr Gleichgesinnte willkommen sind, die „denken wie du“, dann möchte auch ich nicht mehr dabei sein. (Ich weiß, dass diese Einladung nicht von Ihnen stammte, aber Ihr Name stand explizit darauf.) Auch hier beginnt Spaltung und auch hier wären kritische Anmerkungen gefragt!
Und ja, es ist sicherlich so, dass es wahrscheinlich vieles gibt, das ich aus meiner – auch eingeschränkten Sichtweise – einfach nicht wahrnehme. Dann wäre ich gerne eine Hörende und eine Lernende. Mit freundlichen Grüßen! Gott segne Sie in Ihrem wertvollen und unermüdlichen Sorgen um unsere Kirche! Annette Ammerl
Redaktion: Sehr geehrte Frau Ammerl, danke für Ihren Hinweis. Den betreffenden Kommentar haben wir inzwischen entfernt. Bei so einer Flut an Äußerungen ist es nicht leicht, immer zeitnah den Überblick zu behalten – auch, weil Facebook bislang keine geeignete Oberfläche zur Verwaltung von Kommentaren bietet. Freundliche Grüße! red/aho
Sehr geehrte Frau Hofmeister,
schönen Dank für Ihre Rückmeldung. Ja, es waren viele Kommentare zu dem Thema, was aber auch zu erwarten war. Ihre Argumentation könnte ich absolut nachvollziehen, wenn dies ein Einzelfall gewesen wäre – dies ist es aber definitiv nicht.
Für mich war die Facebook-Seite von H.H. Bischof Oster immer so etwas wie ein schönes Aushängeschild für das Bistum und für die Kirche von Passau. Die aktuellen Beiträge, die wunderbaren Predigten, die überzeugenden Impulse und die tollen Vorträge sind qualitativ sehr hochwertig. Dahinter verbirgt sich gewiss viel Mühe und ein enormer Zeitaufwand. Bei den Kommentaren dagegen fehlt es oft an Wertschätzung und Offenheit gegenüber den Mitmenschen. Die Seite bietet Platz für unsachliche, unhöfliche und unfreundliche Äußerungen. Ich kenne Frauen, die mittlerweile Angst haben auf dieser Seite zu kommentieren, weil sie sich vor Beleidigungen und persönlichen Angriffen fürchten. Das muss man sich mal deutlich vor Augen führen: Auf der Seite des Bischofs von Passau haben Frauen Angst (auch teils berechtigterweise) etwas zu schreiben. Eigentlich unvorstellbar. Und darum ist mir Ihre Aussage, dass „es nicht leicht ist, einen Überblick zu behalten“, einfach zu wenig. Warum lässt man sich so vieles kaputt machen? Warum ist man da nicht achtsamer? Bischof Oster hat einmal gefragt: „Wie sprechen wir über andere Menschen, die seine geliebten Geschöpfe sind?“ Wie oft hat er uns daran erinnert, dass unsere Worte viel Gutes, aber auch viele Verletzungen bewirken können! Wie recht er doch stets dabei hatte!
Mit freundlichen Grüßen! Annette Ammerl
Sehr geehrte Frau Ludy,
alle Getauften haben die gleiche Würde der Gotteskindschaft und ihre jeweiligen Charismen, die sie einbringen können und sollen. Das eine dreistufige Amt ist davon zu unterscheiden; es ist auch kein Recht, weshalb Frauen nicht diskriminiert werden. Priester gibt es wegen der Eucharistiefeier. Sie ist der zeichenhafte Vollzug des Neuen Bundes oder des Ein-Fleisch-Seins von Christus als neuer Adam und Bräutigam und der Kirche als neuer Eva und Braut, die im reinen Glauben sich nicht von der „Schlange“ von ihrer Liebeshingabe abbringen lässt (2 Kor 11,2; die Taufe tilgt die ‚Ursünde‘). Vorgebildet ist dieser Bund im Ehebund von Mann und Frau im „Paradies“ im „Anfang“ (Mt 19,4-8). Volk und Körper sind im Hebräischen eng verwandt, das Weibliche gilt als das äußerlich Umhüllende, das Männliche als das Innere und Er-innernde (vgl. Anamnesis). Der Priester ist als „Ikone“ des fleischgewordenen Logos als „Urbild des Mannes“ (Lumen gentium 7) sinnvollerweise ein Mann. Eine Mann-Mann-Beziehung oder Frau-Frau-Beziehung wird weder von der Bibel, noch von Jesus bejaht; folglich kann es auch keine Segnung (Bejahung, Gutheißung) und Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geben.
Grüße aus Rottenburg Dr. Klaus W. Hälbig
Wenn die Kirche lehrt, dass der Papst in Ausübung des Lehramtes nicht irren kann, so ist diese Aussage selbstreferentiell. Wer etwas definiert, kann sich hinsichtlich der Definition nicht irren – es fehlt ein unabhängiger Bezugsrahmen. Der Papst hat eben keine private Erleuchtung aus einem Gespräch mit Gott. Man muss sich damit begnügen, dass er nach bestem Wissen und Gewissen und in der Verantwortung vor Gott entscheidet. Aus seiner Definitionsmacht kann er verbindliche Festlegungen treffen und zwar ohne wissenschaftliche Begründung. Wenn er aber eine solche Begründung anführt, dann muss sie stimmen. Das wird aber bezweifelt, und daran entzündet sich die Kritik. Diese als „respektlos“ zu bezeichnen, ist für mich ein Zeichen der Hilflosigkeit.
Die Kernaussage der Genesis lautet: Die gesamte Schöpfung ist so, wie sie ist, gut. Da ist kein Satan, der die Schöpfung verdorben hat, wie die Gnostiker glaubten. Und, das ist wichtig, sie ist gut unabhängig davon, was wir von ihr halten. Das bedeutet, dass alle Spielarten der Sexualität bereits in der Schöpfung vorhanden und angelegt sind. Sie haben ihren Ursprung in Gottes Schöpfungshandeln. Die Kirche muss also aufpassen, dass sie in ihrer Haltung zur Sexualität nicht „repektlos“ Gottes Schöpfung kritisiert und einen dort vermuteten Fehler durch eigene Gesetze hin zu ihren gewachsenen und überlieferten Moralvorstellungen zu korrigieren sucht. So wird die Kirche nämlich zur Gesetzesreligion in der Nachfolge der im NT geschilderten Pharisäer und Gesetzeslehrer. Das in der Schöpfung vorfindliche Korrektiv ist nicht die Moralvorstellung des AT, sondern die Nächstenliebe und deren Erweiterung, dem Nächsten kein Ärgernis zu geben, wie Paulus betont, wo es um das Essen von Opferfleisch geht. Dass der Geschlechtsverkehr seinen Sinn in der Zeugung von Nachwuchs habe, ist eine nicht begründbare Behauptung. Er findet in der Natur statt ohne Hinblick auf Nachwuchs. Nur der Mensch weiß um die Kausalität über neun Monate hinweg. Bei den höher entwickelten Lebewesen dient er der Förderung der persönlichen Bindung. Das ist allseits bekannt und anerkannt. Die Kritik an der Kirche, dieses nicht wahrhaben zu wollen, ist keineswegs „respektlos“.
Wie sehr die Kirche irren kann, sieht man an der Beurteilung des Kindesmissbrauchs. Er wird allseits als schweres Verbrechen und eine meist unheilbare schwere Beschädigung der Psyche anerkannt. Dass innerhalb der Kirche in diesem Zusammenhang von „unangemessenem Verhalten“ gesprochen wird, ist durchaus systembedingt. Die Priester-Täter und die Bischöfe, die sie schützen, begehen unstreitig eine schwere Sünde. Nach can 916 CIC ist es ihnen verboten, Eucharistie zu feiern. Das ist auf Paulus zurückzuführen: „Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.“ Das nimmt offensichtlich niemand von den Betroffenen ernst. Die Täter und Begünstiger unterbrechen ihren Gottesdienst nicht. Selbst der Papst tut sich damit so schwer, dass ich gewisse Zeifel hege, ob er wenigstens den Paulusspruch ernst nimmt. Can 915 CIC verbietet Laien, die in schwerer Sünde leben, den Empfang des Altarsakramentes. Dieses Verbot wird bei Geschiedenen, die sich wieder verheiratet haben, also in der ständigen Sünde des Ehebruchs leben, nach Möglichkeit rigoros durchgesetzt. Ist es „respektlos“ festzustellen, dass die Kirche Wasser predigt und selbst Wein trinkt?
Und was die bedingungslose Unterwerfung unter das Lehramt betrifft – auch da, wo keine feierliche dogmatische Festlegung stattfindet: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Wenn das so ist, sollten wir die Knechts-Gesinnung ablegen.
Sehr geehrter Herr Bickel,
Sie haben recht, dass wenn der Papst von sich selbst sagen würde, dass er unfehlbar ist, dies selbstreferenziell wär. Dies trifft aber nicht zu, da es ein ökumenisches Konzil aller Bischöfe der Kirche war, das dies gelehrt hat.
Zum zweiten Absatz: Es war vor dem Fall gut. Der nicht-gefallene Mensch hätte niemals solche Perversionen der Sexualität auch nur in Betracht gezogen wie wir sie heute überall sehen.
Mit dem dritten Absatz haben Sie größtenteils Recht, doch wird eine Regel dadurch nicht ungültig, dass der der Sie aufstellt sich selbst nicht daran hält.
Zuletzt: Ich verstehe nicht, was Ihr Problem damit ist, sich dem Gesetz zu unterwerfen. Die Weisung des Herrn ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. (Ps 19) In vollkommener Freiheit lebt der, der keine Sünde begeht. Wer aber sündigt begibt sich selbst in die Fesseln der Sünde. Christus war uns in allem gleich außer der Sünde (vgl Heb 4). Wir wollen ihm nachfolgen. Logischerweise müssen wir dazu die Gebote halten, wie es zahlreich im Neuen Testament betont wird.
Selig ist der Mensch, der sein Gefallen hat an der Weisung des Herrn, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt (Ps 1).
Auch wenn ein Konzil seinem Oberhaupt Irrtumsfreiheit zuspricht, ist das immer noch selbstreferentiell. Das galt übrigens auch für die Zeit, als nur Konzilien absolute Glaubenswahrheiten verkünden konnten. Die Kirche bescheinigte sich Irrtumsfreiheit, und Gegenstand dieser Irrtumsfreiheit war diese Bescheinigung. Das ist selbstreferentiell.
Ob das, was wir heute als Perversion bezeichnen, dies auch in den Augen des Schöpfers ist, wissen wir nicht – wir können ihn nicht fragen. Aus Hiob können wir entnehmen, dass Satan nur so viel ausrichten kann, wie Gott zulässt. Die so genannte Konkupiszenz hat die Natur des Menschen nicht verändert. Da spielen gnostische Vorstellungen hinein, von denen sich die Kirche trotz aller Gegenwehr nicht ganz hat befreien können. Kain hatte kein Mordgen, als er Abel erschlug. Auch sonst war er physisch völlig in Ordnung und bei Sinnen, wie er in die Schöpfungsordnung hineingeboren wurde.
Für den Menschen des AT gehörte die Verletzung der Sitte und des Anstandes in den Bereich des Bösen. Dazu zählt auch das, was wir Perversität nennen. In Jerusalem zur Zeit der römischen Besatzung dürfte das auch an der Tagesordnung gewesen sein. Gleichwohl fällt auf, dass von Jesus keine Äußerung überliefert ist, die sich damit auseinandersetzt. Seine schärfste Verurteilung gilt dem Kindesmissbrauch. Einen Mühlstein sollte man dem Täter um den Hals legen. Die Frage, was pervers ist, wird nach der Energie beurteilt, mit der man die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Für die Feststellung, was Perversität ist, gibt es kein von Gott legitimiertes Beurteilungskriterium. Ein von Gott legitimiertes Beurteilungskriterium gibt es aber sehr wohl in Bezug auf Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe.
Und was die Gebote im NT anbelangt: Sie sind keineswegs Selbstzweck und wie ein Gesslerhut zu achten. Dieser Gesetzesgehorsam ist mit Jesus beendet, wie Paulus richtig erkannt hat. Jesu Gebote betreffen nicht die Einhaltung von Regeln sondern die innere Haltung des Menschen seinem Mitmenschen gegenüber. Unter diesem Blickwinkel ist die Forderung, eine zweite langjährige „Ehe“ mit Kindern zu beenden und zur ersten Frau zurückzukehren eine echte Perversion des Gesetzesgehorsams, indem sie entgegen der Intention Jesu sinnlos Leid verursacht. Denn die in diesem Zusammenhang maßgeblichen Gebote stehen unter dem Vorbehalt der Nächstenliebe, in der alle Gebote und Gesetze enthalten sind.
Der Kirche fehlt ein Ezechiel: „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt.“
Man merke wohl: Es ist nicht der Gehorsam dem Gesetz gegenüber, sondern der Geist Gottes, der in der Person wirkt, so dass sie von sich aus das tut, was Gott von ihr erwartet. Man fühlt sich am Luther erinnert: Wer an Gottes Gnade glaubt, tut von sich aus die guten Werke, also aus eigenem Antrib und nicht weil es gefordert wird.
Zusatz:
„Zuletzt: Ich verstehe nicht, was Ihr Problem damit ist, sich dem Gesetz zu unterwerfen. Die Weisung des Herrn ist vollkommen“
Die Weisung des Herrn, ja. Die Weisung des Papstes nein.
Oder würden Sie die Weisung im motu proprio „Sacrorum antistitum“ = Antimodernisteneid von Pius X. für vollkommen halten?
Lieber Herr Bischof, vielen Dank für diese klaren Worte!
Leider möchte ich aber auch darauf aufmerksam machen, dass an dieser Situation Sie und Ihre bischöflichen Kollegen, nicht ganz unschuldig sind! Seit Jahre habe ich schon den Eindruck, dass man in der deutschen Kirche nur eine Anstellung bekommt, wenn man hefitg auf sie schimpft. Gute und überzeugte Katholiken hatten und haben doch überhaupt keine Chance sich in der Kirche einzubringen! Klar stellen Sie nicht die Angestellten direkt ein. Aber es wäre schon mal gut, wenn man genauer hinschauen würde, auch und vor allem als Bischof. Rom-treue gute Katholiken wurden ja mit fadenscheinigen Argumenten erst gar nicht angestellt. Da kann ich selber nur aus Erfahrung sprechen. Ebenso kämpfe ich schon seit Jahren dafür, dass man im deutschsprachigen Raum eine Art Apologetik-Institut nach dem US-amerikanischen Vorbildern, etabliert, um eben ein Gegenstück zu den Fakultäten zu haben. Auch hier wurde und wird immer nur mit dem Verweis auf die Kosten es abgelehnt. Man finanziert halt lieber Medien, die gegen die Kirche sind. Also kurzum: Den schönen Worten sollte man auch mal Taten folgen lassen. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen für die Kirche arbeiten, die sie eigentlich bekämpfen. Dafür sind die Bischöfe verantwortlich!
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
ich bin wirklich froh ihre Zeilen zu diesem Thema lesen zu dürfen. Allmählich habe ich mich nämlich gefragt, ob ich mit meiner Meinung, dass Papst und Lehramt meine katholischen Regeln prägen und letztendlich entscheiden, nahezu alleine bin ? Wobei ich immer wieder feststelle, dass es in meinem Bekanntenkreis durchaus Menschen gibt, die auch meiner Meinung sind. Für mich ist es eine Selbstverständlichekit, das man seine Meinung vertritt und Gottseidank leben wir in einem Land, in welchem man das (noch) darf. Aber die Diskreditierung durch Mainstream ist wirklich nur sehr schwer zu ertragen und ich bin mir gar nicht sicher, ob Mainstream die Mehrheit oder einfach nur laut ist ?
Herzlichen Dank !
Nochmals liebe Grüße!
Ergänzung zu meinem Kommentar:
Als ich erstmals in Indien mit sehr armen katholischen Waisenkindern gearbeitet habe, hat mich besonders beeindruckt, das sie in der Gewissheit gelebt haben, das es böse Geister gibt, vor denen man sich schützen muss.
Sie haben, wenn sie Angst hatten, immer JESUS auf den Lippen gehabt und waren verwundert, dass ich keine Angst hatte. Gleichzeitig waren sie aber sehr fröhliche, wache und liebenswerte Kinder.
Wir haben direkt umgeben von armen Hindus und Moslems auf dem Lande südlich von Kalkutta gelebt, von denen ich später erfahren habe, dass vor allem Hindus ganz bewusst böse Geister herbei „gebetet“ haben, damit diese bestimmten Menschen Schaden zufügen können. (Schadenszauber)
Die Kinder wussten das und haben für mich mit gebetet, weil sie gesehen haben, das ich selbst zum Beginn meines Aufenthaltes dazu zu naiv war.
Als ich nach 10 Monaten zurück nach Deutschland kam, war ich sehr seelisch tief in die Wahrheit der ganzen BIBEL vorgedrungen und konnte die Texte wie aus der Zeit von vor 2000 Jahren lesen und ganz anders verstehen, als die Theologen Europas. Die reale Lebenswirklichkeit der amen Menschen in Indien ähnelt die der Zeit JESU von vor 2000 Jahren sehr. Kein Strom, kein fließendes Wasser, kochen mit Holz, arbeiten in Garten und Feld mit einfachsten Werkzeugen usw… Neid zwischen den Menschen; kaum festgelegte Gesetze und wenn, dann nicht angewendet.
Als ich zurück nach Deutschland kam, war mein erster Gedanke: Die Menschen in Deutschland und Europa wissen nicht mehr, das es tatsächlich böse Mächte gibt, die die Menschen davon abhalten wollen, mit JESUS zu leben.
Ganz sicher ist es falsch, den Teufel hinter jeder Ecke zu vermuten, aber zu glauben, dass diese Dimensionen nicht mehr „mitspielen“ wollten, nur weil wir in Europa eine sog. Aufklärung hinter uns haben, das halte ich inzwischen für sehr gefährlich und vermessen.
Wo immer eine Lage völlig verwirrt und undurchschaubar geworden ist, da dürfen wir davon ausgehen, das sich böse Mächte auf die Schenkel klopfen, weil sie erreicht haben, was sie wollten; nämlich Verwirrung zu stiften und so zu verhindern, dass GOTTES Werke in der Welt sichtbar lebendig werden können.
Deshalb kann ich uns Katholiken und Katholikinnen in Europa gerade jetzt nur raten, täglich genau zu überprüfen, ob die eigenen Handlungen wirklich vor GOTTES GEIST selbst Bestand haben.
Jeder und jede sollte sich fragen, von welchen Geistern er/sie sich haben leiten lassen.
Wir werden alle eines Tages Rechenschaft für unser Handeln ab zu legen haben und das ist auch gut so.
Wir können diese offensichtlich schwierige Zeit für die kath. Kirche in Europa weiter verderben,
wir können aber auch mit dazu beitragen, dass JESUS endlich in den Katholiken und Katholikinnen fruchtbarer wird und das wir vielleicht so gleichzeitig zu einer Heilung der ganzen Gesellschaft im Sinne GOTTES beitragen können.
Deshalb sollten wir von unseren indischen kath. Waisenkindern lernen und begreifen, das nicht nur in Indien (oder in Afrika) böse Mächte „mitmischen“ wollen, sondern sehr wohl auch bei uns in Europa!
Das befolgen der 10 Gebote ist keine Qual, sondern eine Hilfe, um böse Mächte abwehren zu können.
JESUS hat diese 10 Gebote so sehr mit Seiner Liebe erfüllt, das leicht sein sollte, sie als Gebote der LIEBE zu erkennen.
Das gibt für alle Katholiken, aber es gibt zu aller erst einmal für unseren Klerus!
Wenn er sich verwirren lässt, wem sollen dann die Schafe folgen?
Je chaotischer die äußeren Umstände sind, um so nüchterner muss der in JESUS Klerus leiten!
Hier ist noch sehr viel Luft nach oben!
GOTTES SEGEN uns allen!
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
mit großer Freude habe ich Ihre Stellungnahme zu er Reformdebatte gelesen. Ich darf sagen, dass ich eine 55-jährige selbstbewusste, katholische Frau bin, die sich in der katholischen Kirche auch mit den derzeit geltenden Kirchengesetzen, sehr gut aufgehoben und respektiert fühlt. Schon oft habe ich mich darüber geärgert, dass in den Reformforderungen immer wieder zu hören ist „wir Katholiken fordern“. Zum Einen bin ich überzeugt, dass es bei Weitem nicht alle Katholiken sind, die hinter diesen Forderungen stehen, zum Anderen finde ich es sehr traurig, dass hier Forderungen – unter dem Deckmantel unserer Jungfrau Maria – gestellt werden. Ich hatte das große Glück am WJT in Panama mit einer meiner Töchter teilnehmen zu können. Dieser stand ja bekanntlich unter dem Motto „siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe wie du gesagt hast“. Also die Mutter von Jesus hat keine Forderungen gestellt, sondern sich in Demut auf Gott eingelassen. Leider ist es – meiner Erfahrung nach – hauptsächlich in Deutschland so, dass alles geändert/erneuert werden muss, jeder seine Idee durchsetzen möchte, und die Demut weitestgehend als Schwäche ausgelegt und abgelehnt wird. Haben wir deutschen Katholiken nichts aus unserer Geschichte gelernt? Hier wird – meiner Meinung nach – ein Weg zur erneuten Kirchenspaltung eingeschlagen. Ich denke, dass unser Herrgott Männer und Frauen bewusst gleichwertig gestellt, aber mit unterschiedlichen Rollen und Aufgaben betraut hat.
Ich höre immer wieder, dass schwule und lesbische Menschen nicht diskriminiert werden dürfen. Dieser Auffassung bin ich auch. Allerdings muss ich auch immer wieder feststellen, dass ich als überzeugter Katholik, der zu den Werten dieser Religion steht und dies auch öffentlich äußert, sehr wohl wohl diskriminiert werden darf!? Oder wir werden als Rassisten beschimpft, weil wir es nicht hinnehmen möchten, dass unsere Religion verspottet wird und unsere religiösen Gefühle mit „Füßen getreten“ werden. Das finde ich ausgesprochen unchristlich.
Auch denke ich, dass nichts dagegen spricht, dass die schwulen und lesbischen Menschen als Person gesegnet werden, aber eine Beziehung wie eine Ehe zu segnen, finde ich nicht richtig und obwohl ich nicht Bibelfest bin, steht in der Bibel nicht „seid fruchtbar und mehret euch“ – es ist ja wohl unstrittig, dass dies in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht möglich ist.
Zwei Aussagen, die ich gehört/gelesen habe, möchte ich hier noch nennen:
1.) ein evangelischer Pfarrer hat mir vor Jahren gesagt, dass er die katholischen Priester beneidet, weil die sich nur um die Gemeinde und nicht auch noch um die Familie kümmern müssen
2.) ein Priesteramtskandidat sagte „wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, ist beizeiten Witwer“
Nun möchte ich meinen Kommentar beenden und hoffe, dass auch meine Meinung respektiert wird.
„Den dreifaltigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, nicht voraussetzen, sondern vorsetzen!“
(Hans Urs von Balthasar)
In kirchlichen Kreisen wird Gott heute zu sehr als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Und Theologen, wie Frau Rahner, machen sich selbst zu Herr*innen des Glaubens, anstatt sich von Gott erneuern und beherrschen zu lassen. Gleichzeitig scheint das Thema Gott so unwirklich, so weit von den Dingen entfernt zu sein. Wir dürfen Gott aber nicht im Hintergrund belassen. Wir müssen wieder lernen, Gott als Grundlage unseres Lebens zu erkennen und nicht als eine irgendwie unwirkliche Floskel beiseite zu lassen. Wir müssen ihn zum Mittelpunkt unseres Denkens, Redens und Handelns machen.
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
wenn jemand zu unrecht als Rassist beschimpft wird, sollte die Widerlegung des Vorwurfs eigentlich darin bestehen, den Vorwurf als inhaltlich unberechtigt aufzuweisen. Es ist bezeichnend, dass Sie gerade dies nicht machen, sondern sich nur empören, wie lehramtstreue Katholikinnen und Katholiken so genannt werden dürfen. Kein inhaltliches Argument, nur eine Empörung. In meinen Augen ist das die Haltung eines Getroffenen, der sich über die Kritik nur zu entrüsten weiß, weil er ihr inhaltlich nichts entgegenzusetzen hat.
Ich denke, was sich in dem angesprochenen Konflikt zeigt, ist eine sehr tiefgreifende Differenz: Während Sie und Ihre Anhänger ein eher partiarchales, monarchisches, exklusives Modell von Kirche verteidigen, vertreten andere ein aufgeklärtes, weltoffenes, wissenschaftsfreudiges Modell. Während erstere sich am großen Vater orientieren und ihr Urteil von dem, was gut und richtig ist, davon abhängig machen, was der Vater hierzu sagt, erlauben sich zweitere, selbst zu denken und eigenständig zu urteilen. Während für erstere die Worte des Vaters die letzten Worte sind, die nicht weiter hinterfragt werden dürfen, weil er festlegt, was geht und was nicht, sind für zweitere die Worte des Vaters Ansichten wie die eines jeden anderen, die wie die eines jeden anderen vor dem Forum der Vernunft bestehen müssen. Während erstere Unterordnung und Fügung einfordern, plädieren zweitere für Freiheit und den eigenständigen Vernunftgebrauch.
Ich denke, dass wir im Moment erleben, wie sich die Gewichte langsam aber sicher von ersterem zu zweiterem verschieben. Dass dies bei den Anhängern des ersten Modells Entrüstung hervorruft, ist kaum verwunderlich. Vielleicht mag sie ja der Gedanke trösten, dass es doch keinesfalls ausgemacht ist, dass Gott diesen Wandel ablehnt. Was, wenn er ein viel größerer Freund von Wissen, von selbständigem Vernunftgebrauch, von Hinterfragen, von Wandel, von Reform der Kirche ist, als die Anhänger des ersten Modells es ihm gestatten?
Mit freundlichen Grüßen
CT
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
in der heutigen Mittelbayerischen Zeitung stand zu lesen, dass Frau Prof. Rahner auf Sie zukommen wird. Das ist ja schon mal ein guter Schritt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf den interessanten Artikel von Prof. Norbert Scholl, Prof. i.R. Dr., kath. Theologe und Religionspädagoge an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Autor zahlreicher theologischer Schriften, hinweisen, der auf der Internetseite von feinschwarz.net zu Ihrer Stellungnahme veröffentlicht wurde: https://www.feinschwarz.net/grenzueberschreitung-in-der-reformdebatte/#more-31324
Ich denke, dass es total wichtig ist, dass das Lehramt/die Bischöfe mit der universitären Lehre der Theologie ins Gespräch kommen und nicht übereinander reden, sondern miteinander reden. So habe ich es als sehr anständig empfunden, dass sich die meisten Professoren der theologischen Fakultät in Regensburg mit einer Stellungnahme zur Debatte um die Segnung von homosexuellen Paaren geäußert haben
(nachzulesen unter: https://www.uni-regensburg.de/theologie/fakultaet/aktuelles/index.html#Stellungnahme)
und diese mit folgender Bitte beschließen:
Als Lehrerinnen und Lehrer der Theologie wissen wir uns unserer Kirche verpflichtet. Diese Verpflichtung umfasst auch die Bereitschaft, an der theologischen Klärung dieser Fragen zu arbeiten und uns am erforderlichen offenen und konstruktiven Dialog in der Kirche zu beteiligen. Dem will diese Stellungnahme dienen.
Regensburg, 29. März 2021
Prof.in Dr. Sabine Demel, Prof. Dr. Erwin Dirscherl, Prof. Dr. Christoph Dohmen, Prof. Dr. Alfons Knoll, Prof. Dr. Bernhard Laux, Prof.in Dr. Ute Leimgruber, Prof. Dr. Andreas Merkt, Prof. Dr. Tobias Nicklas, Prof. Dr. Burkard Porzelt, Prof. Dr. Rupert Scheule
So kann man nur hoffen, dass dies auch bei den Bischöfen gehört wird.
Sehr geehrter Herr Hartmann,
die Einordnung von Prof. Dr. Norbert Scholl (https://www.feinschwarz.net/grenzueberschreitung-in-der-reformdebatte/) ist in der Tat ganz trefflich.
Auch die Analyse von Prof. Dr. Daniel Bogner (https://youtu.be/wVCsxbmc_AM) der kirchlichen Verfassungsform und der gegenwärtigen Situation der Kirche finde ich in diesem Zusammenhang sehr hilfreich.
Mit freundlichen Grüßen
CT
Professor Dr. Scholl schreibt, dass „offenbar […] dem Bischof [Oster] einige fundamentale Grundsätze der Theologie und der kirchlichen Lehre nicht bekannt [sind]. Zum Beispiel, dass die Dogmen relativ sind“. und führt dann diesen fundamentalen Grundsatz durch Zitate Kaspers und Küngs weiter aus.
Letztlich bestätigt er damit Bischof Osters Bedenken, dass mancher Theologe die eigene Überzeugung vor die Lehrmeinung stellt, denn nicht alle Theologen teilen diesen fundamentalen Grundsatz. Wohl Kasper und Küng, doch etwa Benedikt XVI kaum: „Ein Relativismus, der alle Meinungen zu Wahrheiten macht (selbst wenn sie sich widersprechen) und der sich sogar in der Theologie breit gemacht hat, ist das größte Problem unserer Zeit“. Stattdessen: „In der Welt von heute, einer Welt ohne Dogmen, in der das einzige Dogma das des Relativismus ist, dem gemäß alle Meinungen wahr sind (auch wenn sie widersprüchlich sind), besteht die große Herausforderung darin, dass sich ‚Glaube und Vernunft begegnen‘.“
Sehr geehrter Herr Nagel,
was Sie schreiben, ist selbstwidersprüchlich: Prof. Scholl behauptet, dass Dogmen von Bischof Oster als zeitunabhängige Wahrheiten falsch verstanden werden. Damit vertritt Prof. Scholl alles andere als den Relativismus, den Sie ihm unterstellen, demgemäß alle Meinungen als gleich wahr gelten. Er macht exakt das Gegenteil: Er weist bestimmte Überzeugungen als wahr und andere als falsch aus. Das hat mit dem Relativismus in Ihrem Sinne nichts zu tun. Es ist exakt das Gegenteil.
Sie hätten das Zitat von Prof. Scholl besser ungekürzt wiedergegeben. Es endet nämlich nicht nach dem Schlagwort „relativ“, das Sie anschließend umdeuten. Vollständig lautet der Satz vielmehr: „Zum Beispiel, dass die Dogmen relativ sind, d.h. bezogen auf die Situation ihrer Entstehung.“ „Bezogen auf die Situation ihrer Entstehung“ hat mit „alle Meinungen sind gleichermaßen wahr“ rein gar nichts gemeinsam.
Und was soll eigentlich daran anstößig sein, die eigene Überzeugung vor die Lehrmeinung zu stellen? Für was wollen Sie denn leben und sterben, wenn nicht für das, was Sie als wahr erkannt haben? Ist es fromm, sein Leben der Lehrmeinung zu widmen, selbst wenn sie offenkundig falsch oder diskriminierend ist? Kann dies Gottes Wille sein?
Es mutet mir etwas seltsam an, wenn Menschen, die Jesus als ihr Vorbild wählen und meinen ihm nachzufolgen, es anprangern, wenn Menschen es wagen, selbst dann für die eigene Überzeugung einzutreten, wenn diese der offiziellen Lehrmeinung widerspricht. Was hat Jesus denn auf die offizielle Lehrmeinung seiner Zeit gegeben? Von wem stammen denn die Worte: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: … Ich aber sage euch: …“?
Mit freundlichen Grüßen
CT
Es wurde nur ein Ausschnitt zitiert, doch auch angemerkt, dass der Begriff „relativ“ im Sinne Kaspers und Küngs zu verstehen ist.
Ihr und Professor Dr. Scholls Urteil, dass Bischof Oster „Dogmen falsch versteht“ und ihm „fundamentale Grundsätze der Theologie und kirchlichen Lehre nicht bekannt“ sind, gründet auf der Lehre dieser Relativität von Dogmen, die aber nicht von allen Kirchenlehrern geteilt wird.
Christus beansprucht die Wahrheit zu sein und an ihn zu glauben.
Daher erkennt der gläubige Christ als offenkundig falsch, was dem Glauben offenkundig widerspricht, der ihm, als Katholik, durch Schrift, Tradition und Lehramt verkündigt ist.
Und so ist es als solcher falsch ein Amt bei der Kirche zu haben, die dies an Bedingungen knüpft (wie die Anerkennung ihrer Lehre, unter anderem die Dogmen der Unfehlbarkeit, Gotteserkenntnis, …), welche man vorher annimmt (Professio fidei) und nachher ablehnt.
Sehr geehrter Herr Nagel,
Ihre Argumentation fußt auf der irrigen Ableitung der Wahrheit von Christus, der diese zu sein beansprucht, auf den Glauben, die Schrift, die Tradition und das Lehramt. Damit verkennen Sie deren fraglose historische Dimension. Es handelt sich hier nicht um göttliche, ahistorische, metaphysische Gebilde. Und ihre Aussagen sind alles andere als interpretationsunabhängige eindeutige Propositionen mit zeitloser Wahrheit.
Auch Ihr Verständnis von Kirche, die zu allererst Treue zu einem vorgegebenen Set an solchen interpretationsunabhängigen eindeutigen Propositionen verlangt, und Ihre Auslegung von ergebnisoffener Wahrheitssuche als Verstoß gegen ein solches Treuegelöbnis, teile ich nicht. Ein solch statisches, disziplinlastiges Verständnis von Glaube und Kirche ist schlicht unhistorisch.
Mit freundlichen Grüßen
CT
PS: Diese Antwort bezieht sich auf Ihren unten stehenden Kommentar vom 28.4.2021, für den Sie – bezeichnenderweise – die Antwortfunktion deaktiviert haben. Ihr Vorgehen passt natürlich zum Inhalt Ihres Kommentars: Ist die (vermeintliche) Wahrheit einmal ausgerollt, muss sie von den anderen akzeptiert und darf nicht mehr zur Debatte gestellt werden.
Da man auf meinen letzten Kommentar auch nicht antworten kann, obwohl ich die Antwortfunktion nicht deaktiviert habe, hat dies womöglich auch einen anderen Grund? Kann uns der Betreiber dieser Seite darüber aufklären, warum und wann man auf Beiträge nicht mehr antworten kann?
Redaktion: Sehr geehrter Herr Tuillon, für die Kommentare war bislang eine Grenze von 5 Ebenen eingestellt. Diese Grenze wurde jetzt auf 10 Ebenen erhöht, wodurch künftig auch umfangreichere Diskussionen möglich sind. Danke für den Hinweis! red/aho
Liebe Redaktion,
vielen Dank für die Aufklärung. In diesem Fall nehme ich selbstverständlich mein PS aus dem Posting vom 29.4. vollumfänglich zurück. Ich war der Annahme, dass man die Antwortfunktion mit einem Klick auf den Link „Antworten abbrechen“ unter der Überschrift „Kommentieren“ deaktiviert. Gut, dass das nicht der Fall ist.
CT
Sehr geehrter Bischof Oster,
als einfacher Christ wünsche ich mir, dass Theologie-Professoren nicht abwertend über gläubige Christen denken und sprechen. Manche Äußerungen hören sich an wie bei einem Wahlkampf in der Politik.
Frau Rahner hat gestern in einem Interview mit „kath.ch“ gesagt: „Ich betone stets, dass wissenschaftliche Theologie etwas anderes ist als die katholische Kirche, wie sie sich im Moment gebärdet.“ Die Kirche ist für sie nicht der lebendige Leib Christi, sondern „das System, das sich selbst ad absurdum führt“.
Leider leben wir in einer Zeit, die kaum noch einen Sinn für die unsichtbare Dimension der Wirklichkeit hat. Selbst Theologinnen und Theologen denken und reden oft rein weltlich. Ihre Aufgabe wäre es eigentlich, den Blick auf Jesus Christus zu lenken und auf Gott, dem wir alle unser Leben verdanken.
Ich möchte ihrem Aufruf zur Diskussion gerne folgen. Ich habe ihr Statement gelesen und war sehr verwundert über den, meines Erachtens sehr emotionalen Ton und Ihre intolerante Haltung gegenüber Ihren Bischofskollegen und katholischen Medien.
Genauso wenig gefiel mir Ihr schulmeisterlicher Ton von oben herab auf die Laien-Christen, denen Sie die Mündigkeit zu Äußerungen über die Dogmen der katholischen Kirche, welche ausschließlich katholische männliche Kleriker aufgestellt haben und ich auch bei gutem Willen nicht im Evangelium finden kann, aberkannten.
Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Was würde Jesus heute sagen? Würde er es gut heißen, dass Frauen weiterhin vom Priesteramt ausgeschlossen sind, währenddessen männliche Priester den Schutz der Kirche auch dann noch genießen, wenn sie Kinder missbrauchen?
Sicherlich prangern hauptsächlich Laien-Christen diese Gesamtsituation in der katholischen Kirche an, aber sind es nicht gerade Laien gewesen, die Jesus zu seinen Jüngern machte?
Hat Jesus nicht hauptsächlich gegen Pharisäer und Schriftgelehrte gewettert?
Lieber Herr Oster, ich zahle (noch) katholische Kirchensteuer und als dieser Zahler bin ich damit einverstanden, wenn dieses Geld für kritische Berichterstattung verwendet wird. Wahres Christentum kann mit Kritik umgehen.
Monika Kaiser
Sehr geehrter Herr Bischof,
Ich-Botschaft:
Mir geht es mit den scharfen Tönen, die Sie ausgesandt haben, momentan echt schlecht. Sie haben es bewusst getan und finden die Auseinandersetzung einer Diskussion wert. Ich empfinde Ihre Äusserungen als noch weit aggressiver und verallgemeinernder als der aus dem Zusammenhang gerissene „Rassismus“-Vorgleich von Frau Prof. Rahner.
Das muss ich natürlich später erst noch durch Analyse Ihres Textes im Einzelnen nachzeichnen.
Vorbehalt:
Ich vermute, dass Sie den Blogeintrag sehr schnell geschrieben haben und die Emotion, die ich in Ihrem Blogeintrag wahrnehme, und ihre Wut mit voller Wucht zum Ausdruck bringt. Ich bin auch gerade in meiner Antwort zu schnell dran, wie immer. Aber es werden Ihnen viele nicht antworten, die klüger sind als ich und lieber schweigen. Der Unterschied im Machtgefüge (Sie verkörpern das Lehramt, ich bin ein beruflich abhängiger Christgläubiger …) ermöglicht Ihnen, Ihre Emotionen mit voller Wucht rauszuhauen. Diese Möglichkeit habe ich nicht. Da Sie mit der Anathema-Drohung allen klargemacht haben, dass aus Ihrer Sicht sich alle, die sich in den von Ihnen angesprochenen Fragen äußern, gegen das Lehramt positionieren und Sie sich zudem persönlich angegriffen fühlen, ist Vorsicht und Klugheit angebracht, wie ich spreche.
Soviel vorweg. Ich muss leider noch etwas erledigen und kann erst später im Einzelnen auf die Thematiken eingehen, was vielleicht auch gut ist, weil zu schnelle emotionale Reaktionen oft nicht unbedingt hilfreich sind. Und damit habe ich meinen Hauptvorwurf wohl schon verpackt. Herzlichen Gruß, Franz Böhmisch
Heute ist in der FAZ S. 4 ein Artikel „In „Woelkis Schatten“ über die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in den deutschen Bistümern erschienen. Das Bistum Passau kommt dabei vergleichsweise gut weg.
Aber gleichzeitig zeigt diese positive Schilderung der Maßnahmen dort, wie weit weg die Kirche von dem entfert ist, was getan werden müsste – insbesondere, weil es sich ja um die Aufarbeitung der Vergangenheit dreht, an der man ja nichts mehr ändern kann.
Von dem. was Paulus von den Korinthern fordert, in dem er verlangt, ein Gemeindemitglied, „das mit der Frau seines Vaters lebt“ aus der Gemeinde auszustoßen (1 Kor. 5), ist die Kirche noch meilenweit entfernt. Der Mann könnte heute sogar Bischof von Hamburg werden! Dem Umgang mit diesem Übel fehlt die Ernsthaftigkeit.
Zunächst einmal müsste dieses Verbrechen der schweren psychischen Beschädigung von Kindern und Jugendlichen für das gesamte weitere Leben in den Zuständigkeitsbereich der Apostolische Pönitentiarie gestellt werden. Das würde dem Mühlstein entsprechen, den Jesus dem an den Hals wünschte, der den Kindern ein solches Ärgernis bereite, so dass sie vom Glauben abzufallen drohen. Dabei müsste die Wirksamkeit der Lossprechung davon abhängig gemacht werden, dass der Täter von sich aus einen Antrag bei seinem Bischof stellt, an eine ungefährliche Aufgabe (Altenseelsorge, Krankenhaus, Gefängnisseelsorge – da gibt es viel ohne Berühruing mit Jugendlichen und Kindern) versetzt zu werden. Wenn ein solcher vorher Eucharistie feiert, zieht das die Tatstrafe der Exkommunikation nach sich. Wer das alles hinter dem Siegel des Beichtgeheimnisses verbirgt, ist, sobald der Missbrauch durch die Opfer oder sonstwie bekannt wird, unverzüglich aus dem Klerikerstand zu entlassen.
Das würde der Öffentlichkeit zeigen, dass man es mit der Bekämpfung des Missbrauchs ernst meint.
Meine Forderung geht dahin, dass jeder Bischof bei seinem Ad-limina-Besuch dem Papst nahelegt, ein solches Verfahren kirchenweit anzuordnen.
Dann hätte (irrealis – so kommt es nicht) ich Respekt vor der Kirchenleitung.
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
zwischenzeitlich ist ja der komplette Vortrag von Frau Prof. Johanna Rahner veröffentlicht. Und wenn man da den kompletten Wortlaut sich in Ruhe durchliest, so kann man die Denkweise und die Einordnung des Vergleichs nachvollziehen.
https://raete.drs.de/fileadmin/user_files/144/Bilder/Aktuell/2021/Frauenforum/Vortrag_Prof._Dr._Johanna_Rahner.pdf
Einführend zu These 6 in Ihrem Vortrag schreibt Frau Prof. Rahner, dass sie sich mit den folgenden Aussagen auf dünnem Eis bewegt, aber sie nimmt Bezug auf das Buch „Wir müssen über Rassismus sprechen.Was es bedeutet, in unserer Gesellschaft weiß zu sein“ der amerikanische Soziologin Robin DiAngelo. Und ich finde es sehr gut, dass sich eine Wissenschaftlerin damit beschäftigt, wie hier ggf. Analogien zu ziehen sind. Und hier müsste nun der „Streit“ beginnen, aber nicht aufhören.
Sehr geehrter Herr Bischof Oster,
ich möchte mich nochmals bei Ihnen bedanken für die Worte, die mir aus dem Herzen sprechen und für die öffentliche Verteidigung unseres katholischen Glaubens. Seien Sie versichert, dass ich Sie in meine täglichen Gebete mit einschließe und bin überzeugt, dass Sie durch die Gebete vieler Mitmenschen die Kraft erhalten, den bestehenden Kirchengesetzen und unserem Papst Franziskus treu zu bleiben. Im Gebet verbunden.
Ich kann die Sorge von Bischof Dr. Stefan Oster verstehen. Sie ist nicht unberechtigt. Eine Religionsgemeinschaft, deren Identität sich durch Rekurs auf polyseme (vieldeutige) und polyphone (vielstimmige) Texte konstituiert, bedarf eines Verfahrens der Sinnbegrenzung, wenn die Identität der Rezeptionsgemeinschaft nicht in einer Weise diffundieren soll, dass sie sich auflöst. Die Bibel ist vielstimmig und vieldeutig. Die Lehre von der „Eindeutigkeit der Schrift“ (claritas scripturae), von der Luther ausging, konnte schon zu seinen Lebzeiten nicht aufrechterhalten werden, als sich zeigte, dass biblisch versierte Kollegen Luthers wie der Theologieprofessor Karlstadt in manchen theologischen Fragen anderer Ansicht waren als der Reformator. Beide kannten sich in der Bibel gut aus. So entstanden im Gefolge der Reformation zahlreiche Konfessionen, die sich nicht zuletzt durch unterschiedliche Auslegungen der Bibel voneinander abgrenzten. Schon lange spricht man von der Krise des protestantischen Schriftprinzips („sola scriptura“). Ohne Sinnfestlegungen kann eine Religionsgemeinschaft auf Dauer nicht bestehen. Das gilt übrigens auch für den modernen, demokratisch legitimierten Rechtsstaat. Selbst Texte, die auf Eindeutigkeit hin angelegt sind, wie Gesetzestexte, bedürfen immer wieder in Streitfällen eines durch Macht abgestützten Verfahrens der Sinnfestlegung. Gewöhnlich werden derartige Entscheidungen letztinstanzlich von Höchstgerichten wie dem Bundesverfassungsgericht getroffen. Diejenigen, die diese Entscheidungen fällen, sind gewöhnlich Personen, die eine gewisse fachliche („juristische“) Kompetenz aufweisen und – je nach Rechtslage und Tradition der einzelnen Staaten – in das mit der entsprechenden Befugnis ausgestattete Gremium entsandt werden. In der Regel werden die Entscheidungen der Höchstgerichte von den Mitgliedern der Rechtsgemeinschaft anerkannt, auch wenn vielen nicht alle Entscheidungen passen. Eine hundertprozentige Zustimmung wird man, wie die Erfahrung zeigt, nie erreichen können. Wenn nun große Teile einer Gesellschaft, insbesondere der politischen Klasse, den letztinstanzlichen Entscheidungen der Höchstgerichte zuwiderhandeln, besteht die Gefahr, dass ein Staat als ein rechtlich verfasstes Gemeinwesen zerfällt. Dann ist die Macht nicht mehr an das Recht gebunden, sondern die Macht tritt an die Stelle des Rechts nach dem Motto: „Wir machen das einfach so, egal, was ‚die da oben‘ entscheiden.“ Wenn Bischof Oster daran erinnert, dass es auch in der katholischen Kirche Verfahren letztinstanzlicher Sinnfestlegung gibt, dann erinnert er an ein Prinzip, dass zum Selbstverständnis der Moderne ebenso gehört wie zur DNA der Kirche von ihren Anfängen an, und ohne das auch die Kirchen der Reformation nicht auskommen (vgl. dazu meinen Beitrag: „Bibel und Katechismus, in: HerKorr 7/2020, 31–35). Natürlich kann man darüber diskutieren, wie das Verfahren der Sinnbegrenzung im Einzelnen zu organisieren ist, welche Personen mit welchen Kompetenzen daran zu beteiligen sind usw., doch grundsätzlich infrage stellen sollte man es nicht. Was nun die Ordination von Frauen anbelangt, so gibt es innerhalb der katholischen Theologie unterschiedliche Positionen. Jüngst haben die Theologieprofessoren Jan-Heiner Tück (Wien) und Helmut Hoping (Freiburg) in je eigenen Beiträgen in der Herder Korrespondenz gezeigt, dass es gute Argumente für die gegenwärtige Praxis der katholischen Kirche wie übrigens auch der orthodoxen Kirchen gibt. Andere Theologieprofessoren haben dem widersprochen. So wird man letztlich wohl auch in dieser Frage nicht daran vorbeikommen, Entscheidungen zu treffen bzw. getroffene Entscheidungen zu akzeptieren. Das setzt Kräfte frei, sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Es gibt immer noch viel zu tun in der Kirche.
Sehr geehrter Herr Schwienhorst-Schönberger,
ich finde Ihre Ausgangsprämisse der Notwendigkeit einer Sinnfestlegung, da sich andernfalls die Rezeptionsgemeinschaft auflöst, fragwürdig. Haben sich Hinduismus, Buddhismus etc. aufgelöst, weil sie kein Lehramt haben, das den Sinn polysemer und polyphoner Texte höchstinstanzlich festlegt?
Aber selbst unabhängig davon: Was um alles in der Welt hat der Ausschluss von Frauen von kirchlichen Ämtern mit der Sinnfestlegung polysemer und polyphoner Texte zu tun? Ich kann hier beim besten Willen keinen Zusammenhang erkennen.
Mit freundlichen Grüßen
CT
Dr. Werner Kleine zeigt in seinem Beitrag „Der Bischof und die Professorin“ neutestamentliche Wegweisungen aus der ekklesialen Sackgasse auf. Ein äußerst lesenswerter Beitrag. https://www.dei-verbum.de/der-bischof-und-die-professorin/
Jetzt möcht ich noch anfügen die durchaus „kämpferische“ Einlassung von Hermann Häring unter dem Titel „Bravo Herr Bischof!“ Zu den Drohworten aus Passau (https://www.hjhaering.de/bravo-herr-bischof-zu-den-drohworten-aus-passau/). Vielleicht sehr zugespitzt, aber dennoch bedenkenswert und das ist es, was ich meine:
Die Vertreter des römisch-katholischen Lehramtes und die Vertreterinnen und Vertretern der römisch-katholischen Theologie müssen in einen intensiven Austausch kommen und das kann z. B. dadurch gelingen, dass sich z. B. die Professoren der theologischen Fakultäten der Universitäten Passau und Regensburg mit den Bischöfen Voderholzer und Oster treffen und mal ihre Positionen austauschen.
Mit ihrer öffentlichen Stellungnahme (https://www.uni-regensburg.de/theologie/fakultaet/aktuelles/index.html#Stellungnahme) von Professorinnen und Professoren der Fakultät für Katholische Theologie an der Universität Regensburg zu der Debatte um das Schreiben der Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare haben sie ja abschließend betont: „Als Lehrerinnen und Lehrer der Theologie wissen wir uns unserer Kirche verpflichtet. Diese Verpflichtung umfasst auch die Bereitschaft, an der theologischen Klärung dieser Fragen zu arbeiten und uns am erforderlichen offenen und konstruktiven Dialog in der Kirche zu beteiligen. Dem will diese Stellungnahme dienen.“
Mich würde wirklich interessieren, ob die beiden Bischöfe diesen Ball schon aufgenommen haben.
Eine schöne Nachricht: Rahner und Oster verständigen sich in Rassismus-Kontroverse
https://www.katholisch.de/artikel/29662-rahner-und-oster-verstaendigen-sich-in-rassismus-kontroverse