Jugendwallfahrt im Bistum Passau – unterwegs nach Altötting und durch ein ganzes Leben. Die Predigt von Bischof Stefan Oster zur Jugendwallfahrt 2015.
Liebe Jugendliche, liebe jung gebliebene Wallfahrer aus unserem Bistum und darüber hinaus, liebe Schwestern und Brüder in Christus,
als ich vor einigen Tagen über diese Predigt nachgedacht und den letzten Satz des Evangeliums gelesen habe, habe ich unweigerlich an Euch gedacht. Wir hören, wie der Auferstandene den Jüngern erscheint. Wir hören, wie er sagt, dass allen Völkern das Evangelium verkündet werden wird und der letzte Satz heißt dann: „Und ihr seid Zeugen dafür“.
Ihr seid Zeugen dafür, dass der Glaube Menschen in Bewegung bringt. Ihr seid Zeugen dafür, dass der Auferstandene unter Euch dabei war und ist, in euren Gebeten und Gesängen, in euren Gesprächen. Und viele von euch haben auch ein Kreuz mitgetragen zum Zeichen dafür. Der Glaube lebt und ihr alle seid ein kräftiges, intensives Ausrufezeichen hinter diesen Satz des Evangeliums. Ich danke von Herzen für Eure Zeugenschaft.
Jugendwallfahrt als Bild für das ganze Leben
Meine Lieben, eine Wallfahrt ist ein Bild für das ganze Leben eines gläubigen Menschen. Wir gehen in eine Richtung, wir haben ein Ziel vor Augen, Altötting und damit auch das, wofür Altötting steht. Und wir gehen so, dass das Ziel im Gehen schon geheimnisvoll mitgeht. Ja, das Ziel bestimmt unser Gehen, unsere Richtung, unsere Ge(h)meinschaft, unsere Gemeinschaft der Geher, der Geher des Lebensweges.
Wir sind geeint im Blick auf das Ziel, wir sind geeint in unsrer Überzeugung, dass Jesus schon mitgeht. Und wir gehen dorthin, wo wir ihn wirklich und real anzutreffen hoffen. Die hl. Messe, die wir hier feiern, die Kirche, in der wir feiern, die Mutter Gottes von Altötting, alles das sind Zeichen, lebendige Zeichen, die uns die Kirche schenkt für das, was wir Himmel nennen.
Wir gehen auf den Himmel zu
Himmel ist Anwesenheit Gottes in seiner Fülle, in seiner Wahrheit, in unfassbaren Schönheit und Majestät. Himmel ist die Stillung auch noch unserer allerletzten und tiefsten Sehnsüchte mit alledem, was Gott alleine schenken kann und will. Im Himmel wirst du mehr und tiefer du selbst sein, als du es dir jetzt erträumst und zwar genau deshalb, weil du unfassbare Schönheit bewundern darfst, weil du unendlich tiefe Wahrheit erkennen kannst, weil du eine solche Freiheit erleben und mit einer solchen Liebe lieben darfst, dass du voller Staunen darüber sein wirst, wie tief sie in dir stecken. Himmel ist die Erfüllung von allem. Meine Lieben, wir gehen auf den Himmel zu. Und der Glaube an den Auferstandenen, der Osterglaube, sagt uns: der Himmel hat schon angefangen. Mit ihm, mit Jesus im Herzen gehen wir ihm schon entgegen.
Maria als Anfang des Himmels
Wenn Himmel die Wohnung Gottes unter seinen Geschöpfen ist, dann hat das zuerst in Maria schon angefangen. Dann ist sie, in der er gewohnt hat und wohnen bleibt, der Anfang des Himmels. Himmel hat dann vor allem in den Aposteln, den ersten Zeugen, weitergelebt und hat all die Menschen berührt, denen die Apostel zeigen konnten: Jesus lebt. Und sie haben so von Jesus gesprochen und in ihm gehandelt, dass die Menschen immer gespürt haben: Ja, er ist da, mit seinem Geist und mit seiner Kraft. Er wirkt wirklich in den Herzen der Menschen.
Er macht sie neu. Er befreit sie von Angst, von Sünde, von Gier, von Neid, von Lieblosigkeit. Er befähigt sie neu zur Treue, neu auch zum Ertragen von Leid, er schenkt ihnen in alledem einen Frieden ins Herz, den kein Mensch machen, den kein Friedensunterhändler der Welt in keinem Kriegsgebiet der Welt je herstellen könnte.
Jugendwallfahrt heißt weitergehen
Meine Lieben, Pater Maximilian Kolbe oder Edith Stein oder auch der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer waren Menschen, die im KZ der Nazis auf grausamste Weise ermordet wurden. Wir haben eben Bonhoeffers 70. Todestag gefeiert. Es gibt Menschen, die erzählen konnten, dass gerade von diesen dreien ein Friede ausgegangen ist, eine Freiheit, die ihnen selbst in der Hölle des Konzentrationslagers nicht zu nehmen war. Warum? Sie hatten Jesus im Herzen, sie kannten schon das Geheimnis des Himmels in sich. Sie waren schon angekommen, innerlich, sie waren schon in Frieden.
Die Wallfahrt, liebe Wallfahrer, ist ein Sinnbild genau dafür: Das Leben ist oft schwer, sehr schwer. Die Füße tun weh und manches andere auch. Wir sollen gehen, weitergehen. Wir müssen manches tragen und ertragen. Vielen Menschen wird soviel aufgebürdet, dass wir oft gar nicht verstehen können, wie die das überhaupt tragen können. Aber sie gehen weiter, im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe. In der Freiheit der Kinder Gottes – im tiefen Überzeugtsein davon, dass Jesus da ist, dass er mitgeht.
„Ich bin bei euch“
„Ich bin bei euch, sagt der Auferstandene, bis zum Ende der Welt. Geht, geht hinaus. Macht aus eurem ganzen Leben eine Wallfahrt, aber vergesst nie, mit mir zu leben, bei mir zu bleiben, mit mir und zu mir zu beten. Bleibt in meiner Liebe, bleibt in meiner Freude“. Wenn ihr so geht, meine Lieben, dann werdet ihr immer mehr erfahren dürfen, dass der Himmel mitten in allen Schwierigkeiten des Weges schon geheimnisvoll da ist und dass er das Ziel ist, auf dass wir alle miteinander zugehen.
Jesus lebt mitten unter uns, weil wir seine Ge(h)-meinschaft sind und ge(h)-meinsam als Kirche unterwegs sind. Und er lebt in jedem von uns, in dir und mit. Er liebt dich mit einer unfassbaren Liebe. Und er hat Sehnsucht danach, dass du die Freude in dir hast, die Freude an ihm, die Freude in Fülle. Ich wünsche euch sehr, liebe Wallfahrer, dass euer Herz für ihn weit wird, immer weiter. Und dass ihr auch dann, wenn die Wallfahrt dieses ganzen Lebens euch übermorgen wieder zurück in den Alltag führt, dass ihr dann weiterhin von dieser Freude getragen werdet und dass ihr immer neu seine Zusage erfahren dürft: „Ich bin bei dir und ich verlass dich nie“. Amen.
Weitere Infos zur Jugendwallfahrt stellt das Jugendamt des Bistums bereit. Hier klicken.