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Kirche ist Wohnort Gottes unter den Menschen

Kirche sind die Menschen, in denen Gott wohnt. Menschen, die aud freudigem Herzen Gott bekennen. Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Gottesdienst auf der Schulreferentenkonferenz 2014.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
die Texte der Heiligen Schrift haben für viele von uns in der Hl. Messe oftmals einen zweifachen Charakter: Entweder Sie sind voller Theologie und daher unverständlich. Das ist meines Erachtens für den Text aus dem Epheserbrief der Fall. Oder sie sind so vertraut, dass wir dazu neigen, sie so zu hören, dass wir sie gar nicht mehr richtig hören.

Das ist wohl mit dem Evangelium vom so genannten ungläubigen Thomas so. Ich möchte kurz auf markante Sätze in beiden Texten eingehen – um für uns einen Zusammenhang herzustellen.

Paulus Bild von der Kirche

Paulus zeichnet im Epheserbrief ein Bild von der Kirche. Und zwar von der Kirche als dem Wohnort Gottes, in der es viele Hausgenossen gibt, gemeinsame Bewohner einer Wohngemeinschaft sozusagen. Und er sagt uns sehr deutlich, dass wir jetzt also nicht mehr draußen sind, sondern durch die Zugehörigkeit zu Christus drinnen sind, in dieser Gemeinschaft.

Aber diese Gemeinschaft ist eben nicht irgendeine, sondern sie ist die Gemeinschaft der Heiligen und eben der Hausgenossen Gottes. Und das Fundament dieser Gemeinschaft, das bilden die Apostel und die Propheten.

Ohne Christus keine Kirche

Moment: Hausgemeinschaft, Apostel, Propheten – und wir sind dabei? Heißt das, dass die Kirche, die darin beschrieben wird, eine Gemeinschaft des himmlischen und des irdischen Bereiches ist, der beide Seiten umgreift? Und dass wir da jetzt schon hinein gehören, obwohl wir die Sache nur im Glauben ergreifen?

So sieht es zumindest Paulus in diesem Brief. Der Schlussstein des Hauses, also derjenige, der das Ganze zusammenhält, ist Jesus. Er ist damit irgendwie alles: Der Konstrukteur, der Erbauer, der Einladende und eben der, der alles trägt und hält. Ohne Christus keine Kirche und ohne ihn keine Zugehörigkeit von uns Getauften in diese Gemeinschaft.

Wir selbst sind Wohnort Gottes

Aber jetzt dreht Paulus das Bild noch gewissermaßen nach innen. Wir gehören also einerseits da hinein, als ganze Menschen, aber andererseits sind wir selbst, ist unser Herz, unsere Seele, unser Innenleben, Wohnort Gottes, Wohnort Jesu.

Der letzte Satz der heutigen Lesung hieß: Durch Christus werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut. Im Geist werden wir dazu erbaut. Es ist ein Vorgang im Werden und der Geist räumt uns gewissermaßen unsere Seele frei, damit Gott immer mehr darin Wohnung nehmen kann.

Zur Kirche gehören

Nun haben die Christen aller Zeiten diesen Zusammenhang immer empfunden: Je tiefer sie sich wirklich im Glauben, im Vertrauen und in der Liebe Jesus innerlich verbunden haben, desto tiefer haben sie gespürt, wie sie wirklich zur Kirche gehören, das heißt zu dieser Gemeinschaft von Hausgenossen Gottes, in der Einheit von hier und drüben.

Und umgekehrt: Je tiefer ein Mensch seine Identität in dieser Gesellschaft, in diesem Heilsraum Kirche findet, desto mehr wird er auch selbst innerlich Wohnort Gottes. Kirche wächst in uns und Kirche wächst durch uns und alles wächst zuerst durch den Geist Jesu.

Vom Unglauben zum Glauben

Und wie hängt das nun mit dem Evangelium zusammen? Nun, das Schöne an diesem Evangelium ist eigentlich, dass Thomas zwar vom Unglauben zum Glauben geführt wird, aber am Ende des Textes legt er eines der tiefsten, schönsten Glaubensbekenntnisse ab, wenn er auf die Knie fällt und anbetend spricht: Mein Herr und mein Gott.

Und wie reagiert Jesus darauf? Er sagt nicht: Mein Lieber, Deine Anbetung geht zu weit. Ich bin doch nur der nette Rabbi von nebenan, der Dich mit Gott bekannt machen will. Nein, Jesus akzeptiert Anbetung. Liebe Schwestern und Brüder, wenn Sie irgendwann einmal gefragt werden, an welcher Stelle in der Bibel eigentlich ausdrücklich steht, dass Jesus Gott ist und nicht eben nur ein besonderer Mensch, dann können Sie ausdrücklich diese Stelle nennen.

Jesus akzeptiert Anbetung

Jesus akzeptiert Anbetung. Und er bekräftigt sie sogar noch einmal: Du glaubst, Thomas, weil Du mich als den Auferstandenen gesehen hast? Selig, die nicht sehen und doch glauben. Wir sind die, die nicht sehen, meine Lieben. Glauben wir? Und glauben wir so, dass uns unser Glaube im Herzen wirklich selig sein lässt, also innerlich froh und glücklich, weil wir zu Jesus gehören? Weil wir im Glauben ergriffen haben, dass er wirklich Gott ist? Weil wir jetzt schon seine Hausgenossen sein dürfen und in dieser edlen Gesellschaft dabei sein dürfen?

Uns allen geht es auch um christliche Erziehung, liebe Schwestern, liebe Brüder. Ich bin der Überzeugung, dass ein Aspekt christlicher Lehrerbildung Identitätsstärkung im Glauben sein darf, das heißt zu gleich Stärkung ihrer kirchlichen Identität.

Zu wem gehören wir im Herzen?

Wir brauchen Menschen, Lehrerpersönlichkeiten, die Freude daran haben, dass sie zur Kirche gehören, in diesem Verständnis, wie ich es zu schildern versuchte. Und wir brauchen Lehrerpersönlichkeiten, die aus freudigem Herzen, auch wenn sie nicht sehen, trotzdem glaubend bekennen können: Mein Herr und mein Gott.

Solchen Menschen wird man im Religionsunterricht anmerken, in welchem Haus sie geistlich gesprochen wohnen und zu wem sie im Herzen gehören. Ich erbitte für Sie und alle unsere Lehrerinnen und Lehrer und alle Schülerinnern und Schülern an unseren Schulden den Segen dessen, dem auch wir bekennen wollen: Mein Herr und mein Gott. Amen.