Im Dienst für Gott und die Menschen

Dienst ist mehr als Arbeit: Was es heißen kann, für die Kirche tätig zu sein. Die Predigt anlässlich des Mitarbeiterausflugs nach Niederalteich 2014.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche von Passau, liebe Schwestern und Brüder im Glauben.
Unser Generalvikar Dr. Metzl hat inzwischen bei vielen Gelegenheiten versucht, mich mit dem Innenleben der Diözese und auch des Ordinariates bekannt zu machen. Dabei hat er mehrmals betont, dass wir eine Dienstgemeinschaft sind. Und in dieser gibt es nun Dienstnehmer und Dienstgeber. Natürlich ist das analog zu den Arbeitnehmern und den Arbeitgebern, aber das Wort Dienst beinhaltet einfach mehr als schlicht Arbeit.

Dienst hat eine Richtung, einen Bezug zu Personen. Wir dienen normalerweise jemandem und arbeiten uns nicht nur an irgendetwas ab. Das Besondere an unserem Dienst als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche von Passau ist nun, dass dieser Dienst, den wir tun, in mehrere Richtungen geht.

Im Dienst für Gott und die Menschen

Sie könnten mit einigem Recht sagen: Sie sind Dienstnehmer des Bischofs von Passau, der gibt ihnen den Dienst, den Sie tun. Er ist der Dienstgeber. Und Sie könnten deshalb auch mit einer gewissen Berechtigung sagen: Sie dienen zuerst mal dem Bischof. Aber dieser Satz sagt nur sehr, sehr begrenzt etwas über den Umfang und Inhalt des Dienstes, den Sie tun. Denn natürlich will ich als Bischof, dass Sie ihren Dienst nicht zuerst für mich tun, sondern lediglich, dass Sie ihn in meinem Auftrag tun.

Und der Auftrag lautet in der Kirche: Sie tun ihren Dienst in zwei Richtungen, nämlich für Gott und die Menschen. Den ersten Aspekt, dass wir unseren Dienst auch für Gott tun, den vergessen wir manchmal im alltäglichen Betrieb. Vor allem dann, wenn Ihre Arbeit nicht unmittelbar mit  der Verkündigung und der Seelsorge zu tun hat, sondern mit vielen anderen notwendigen Dingen, wie zum Beispiel mit Finanzen oder EDV oder Personalwesen oder Bausachen oder was es eben noch so alles gibt.

Eine neue Erfahrung mit Gott

Und in unserem alltäglichen Betrieb kann es dann sein, dass der Dienst von vielen von uns, sich kaum oder gar nicht unterscheidet von dem, was Menschen in anderen Betrieben oder Einrichtungen auch tun. Da tut es gut, sich an einem Tag wie heute gemeinsam zu vergewissern, dass wir alle zusammen, egal an welcher Stelle wir wirken, einen besonderen Dienstgeber haben.

Denn die Kirche, in der wir alle leben und arbeiten dürfen, die gibt es ja nur, weil Menschen durch Jesus eine besondere, eine neue Erfahrung mit Gott gemacht haben. Und diese Menschen haben den Auftrag empfangen, den Glauben an Christus weiterzutragen, damit Gott neu erkannt wird. Damit Menschen an ihn glauben, damit Menschen ihn lieben und ehren lernen. Und dafür gibt es die Kirche.

Glauben weiterschenken

Die Erfahrung ist gleichzeitig: Wenn es gelingt, diesen Glauben weiterzuschenken, dann kommt das den Menschen selbst zugute: Ein gläubiger Mensch wächst in der inneren Freiheit, in der inneren Zuversicht. Er wächst in der Fähigkeit zu lieben zu sich zu freuen. Er wächst in der Fähigkeit, im Leiden standzuhalten und nicht zu verzweifeln.

Ein Christ, der wirklich glauben kann, ist ein Mensch der Hoffnung und der Freude – und zwar im Grunde ganz egal, an welcher Stelle er oder sie lebt und arbeitet und dient. Denn ein Christ, der wirklich aus dem Vertrauen auf Gott leben darf und kann, der ist innerlich frei. Er kann sich den Menschen und den Dingen um ihrer selbst willen zuwenden. Er kann den Menschen und der Sache dienen, weil er weniger abhängig ist vom Applaus und der Anerkennung der anderen. Und er hat einen anderen inneren Stand.

Wem dienen wir?

Wie arm sind wir, liebe Schwestern und Brüder, wenn wir nur deshalb arbeiten und dienen würden, damit uns andere sehen und damit uns die anderen ihre Anerkennung, ihr Lob, ihre Zuwendung schenken (und wenn das alles nicht käme, dann sollen sie uns wenigstens ihren Neid zeigen, dann wüssten wir auch, was wir haben.) Wie arm wäre das, wenn das unser erster Antrieb wäre.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir uns dagegen immer wieder neu vergewissern, wem wir zuerst dienen, wenn das Vertrauen in diesen ersten Dienstgeber wächst, dann wird der Dienst, den wir tun, richtig. Dann kommt er ins rechte Lot, dann wird er der Sache und den Menschen gerecht, weil wir dann viel besser von uns selbst wegschauen können und viel besser hinschauen auf das, was gerade notwendig ist in unserem Dienst.

Gottes-Dienst

Wir feiern also Gottesdienst. Und auch dieses Wort ist sehr zweideutig und gar nicht so leicht verständlich. Denn wer dient hier wem? Feiern wir, dass Gott uns dient oder sind wir hier, weil wir uns an Gott freuen und weil wir ihm dienen dürfen und wollen? Ich bin überzeugt, meine Lieben, dass Gottesdienst recht verstanden unsere freudige Antwort darauf ist, dass wir Gott in seiner Größe, in seiner Schönheit, in seiner Liebe dienen dürfen.

Wir dienen Ihm mit unserem Lob und Dank, wir dürfen freilich auch mit unseren Bitten und Klagen kommen, aber zuerst ist Er die Mitte dieser Feier, nicht wir. Denn er ist Gott, er ist unfassbar groß und die Größe besteht auch darin, dass er sich in Jesus unfassbar klein gemacht hat für uns. Ja, freilich, er dient uns, er kommt uns nahe, er wäscht uns gleichsam die Füße.

Glaube will dienen und danken

Aber wir wollen ihm nicht deshalb dienen, damit er es immer wieder tut, wie eine Art automatisches Hilfsangebot. Wirklicher Glaube, liebe Schwestern und Brüder, will einfach dienen und danken, weil er innerlich davon berührt ist, wie großartig dieser Gott ist. Solcher Glaube macht frei zum Dienst und solcher Glaube kann auch immer neu den Dienst Gottes an uns freudig entgegennehmen.

Wir haben heute im Evangelium diese wunderbare Selbstbeschreibung Jesu gehört: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, ich bin gütig, von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Eine trostvolle Verheißung

Liebe Schwestern und Brüder, ich gestehe es ehrlich: diese Aussage Jesu ist für mich zwar eine ungeheuer trostvolle Verheißung, aber zugleich ist sie Herausforderung. Glaube ich wirklich, dass ich mit allem und in allem wirklich zu ihm kommen und bei ihm ausruhen darf? Gibt es da in mir nicht auch die mächtige Seite, die so gern sagt: „Du musst alles selbst lösen, alles selbst im Griff behalten, ja nichts abgeben. Und ja keine Fehler machen und wenn dann doch auf keinen Fall zugeben: Was sollten die Leute von Dir denken?“

Andererseits gibt es gerade in den letzten Wochen immer neu Momente, da bin ich voller Dankbarkeit, diesem Herrn dienen zu dürfen. Ich darf in solchen Erfahrungen sagen und glauben: „Das wirklich Entscheidende, Herr, das kannst nur Du wirken. Lass mich also ausruhen in Dir, in Deiner Nähe. Lass mich lernen von Deiner Demut, von Deiner inneren Nähe zum Vater, von Deiner Gelassenheit, von Deiner Freude.“

Liebe Schwestern und Brüder, dieses Evangelium das sind nicht nur schöne Sätze. Es ist eine Wirklichkeit, eine wunderbare Erfahrung, die Jesus für jede und jeden von uns bereithalten will: Ich will euch Ruhe verschaffen für Eure Seele.

Im Dienst wachsen

Und hätte es nicht etwas von einer echten Vision, wenn wir immer mehr sagen könnten: Wir als Mitarbeiter der Kirche von Passau, wir dienen zuerst dem einen Herrn. Wir vertrauen auf ihn, wir danken ihm, wir wollen immer mehr wachsen im Vertrauen, dass er derjenige ist, der unser tiefster Lohn ist, der uns frei und zufrieden macht und der uns immer neu die Kraft gibt unseren Dienst zu tun.

Für ihn und für die Menschen und die Dinge, die uns im Namen seiner Kirche anvertraut werden. Wir gehen damit gemeinsam voran, so genannte Dienstgeber und so genannte Dienstnehmer, weil wir letztlich alle Ihm dienen und deshalb auch alle einander dienen wollen und der gemeinsamen Sache.

„Unter dem Krummstab ist gut leben“

Liebe Schwestern und Brüder, im Mittelalter gab es weithin den Satz bei den Menschen: Unter dem Krummstab ist gut leben. Das hieß: Dort, wo ein Abt oder ein Bischof der Dienstgeber war, da war der Abgabendruck weniger hoch, da waren die Arbeitsbedingungen in der Regel weniger hart. Da war das Bewusstsein für die Verantwortung für die Menschen offenbar höher. Ich würde mich von Herzen freuen, wenn Sie auch heute alle sagen könnten: Unter dem Krummstab des Bischofs von Passau, da ist gut leben und dienen.

Und zwar nicht deshalb, weil der Bischof so nett ist, sondern weil wir gemeinsam unterwegs sind für Gott und die Menschen. Und weil wir uns auch gegenseitig im Glauben stärken an einen großartigen Gott. An einen Gott, der uns durch sein Evangelium zwar immer neu herausfordert, der uns aber zugleich einlädt, unsere Sorgen wirklich auf ihn zu werfen, weil die Zusage besteht: Ich will euch Ruhe verschaffen für eure Seele. Amen.

Foto: Pressestelle Bistum Passau