Bild: Roswitha Dorfner

Wie Maria für den Glauben von Männern hilfreich sein kann

Seit 425 Jahren gibt es die Marianische Männerkongregation Altötting (MC). Das traditionelle MC-Herbsthauptfest im Jubiläumsjahr feierte die Glaubensgemeinschaft am 15. September mit Bischof Stefan Oster. Zum feierlichen Pontifikalamt kamen weit über 1000 Besucher  in die St.-Anna-Basilika. Zudem zogen 40 Fahnenabordnungen in die Kirche ein.

In seiner Predigt blickte Bischof Oster sowohl zurück als auch nach vorne: Was dem damals sehr jungen Jesuitenorden im Zuge von Kirchenkrise und Reformation im 16. Jahrhundert mit der Gründung Marianischer Kongregationen gelungen sei, das wünsche er sich auch für die Kirche von heute: den Versuch einer Erneuerung und vor allem „neue Formen der Gemeinschaftsbildung“. Es sei wunderbar, dass die Tradition der MC so lange erhalten worden sei, sagte er und fügte hinzu: Die Verbundenheit einer Gemeinschaft mit der Muttergottes und mit dem Heiligen Vater an einem Wallfahrtsort und in den vielen Pfarrvereinen sei etwas ganz Besonderes.

Weshalb gerade auch die marianische Perspektive für eine Männer-Gemeinschaft im 21. Jahrhundert sehr wertvoll sei, erläuterte Bischof Oster, als er das Tagesevangelium (Mk 8, 27-35) auslegte. Die Frage, die Jesus darin seinen Jüngern stellt – „Für wen haltet ihr mich?“ –, sei „die wichtigste Frage eines gläubigen Lebens“, betonte er, denn: Nur wer Jesus kennt, könne glaubhaft von ihm sprechen. Dabei helfe der Blick auf Maria: „Wir Männer kommen vom Tun, vom Machen, vom Reden – aber an der Seite der Muttergottes merken wir plötzlich: auch unser Herz muss dazukommen“, stellte Bischof Oster fest und erklärte: „Wissen ist wichtig, um der Welt von Jesus zu erzählen. Aber noch wichtiger ist, dass der andere merkt: ‚Der kennt Jesus von Herzen und das macht ihn froh, dankbar und frei.‘“ Bischof Oster resümierte: „Maria erbittet uns, dass wir mit Herz, Verstand, Mut und Tat Zeugnis geben von dem, den wir kennen und lieben.“

Wie wichtig dieses Zeugnis und die Antwort auf die Frage: „Wer ist Jesus für mich?“ gerade heute ist, wurde beim Treffen der MC-Obmänner deutlich. Denn die eingangs erwähnten Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch eine große und traditionsreiche Gemeinschaft schwer hat, Nachwuchs zu finden.

Einer der Obmänner bedankte sich für den pünktlich zum Jubiläumsjahr erschienenen neuen Flyer der MC, der frisch und lebendig sowohl in Bildern als auch in kurzen Texten die Ziele und Anliegen der Gemeinschaft erläutert. Ein weiterer Obmann schlug einen regelmäßigen Jugendgottesdienst zentral in Altötting vor. Ein dritter erzählte von seinen positiven Erfahrungen von Glaubensgesprächen mit Leuten, die der Kirche nicht (mehr) nahestehen. Alles sehr gut, alles erprobt – und dennoch seien zahlenmäßig keine großen Sprünge nach oben zu erwarten, so der Tenor von Bischof Oster.

Denn die Zeit der „Volkskirche“, mit der die meisten der anwesenden Obmänner groß geworden sind, sei vorbei, konstatierte er. Mehr noch: Während die verfasste Kirche und ihre Strukturen im Laufe der Zeit gewachsen seien, nehme das tatsächliche Glaubensleben immer weiter ab. Insbesondere junge Menschen für den Glauben zu gewinnen, sei eines der „herausforderndsten Themen“, stellte Bischof Oster fest. Selbst Jugendlichen aus religiösen Familien fehle häufig wesentliches Wissen rund um den Glauben; hinzu komme eine „permanente Kultur der Ablenkung“ durch eine „digitale Revolution“, die sicherlich auch viel Gutes hervorgebracht habe, leider aber vor allem „ein Generalangriff auf die eigentliche Innerlichkeit“ sei.

Umso wichtiger sei es, die Fragen junger Menschen mit „neuen Formen, neuem Ausdruck und neuer Leidenschaft“ zu beantworten. Hierbei müsse sich aber auch die ältere, volkskirchlich sozialisierte Generation eingestehen, dass sie stets neu lernen muss, über ihren eigenen Glauben zu sprechen. Bischof Oster zitierte das Wort von Papst Franziskus über „doppelten Klerikalismus“: Über den Glauben hat demnach in der Volkskirche nur der Pfarrer gesprochen – weil es die Leute so gewohnt waren und weil auch der Pfarrer es so wollte. Jetzt aber, da Überzeugungsarbeit gefragt ist, fehlten diejenigen, die „sprachfähig“ sind. Daher sei es heute umso wichtiger, dass Menschen in einer Gemeinschaft ihren Glauben vertiefen und „so beten, dass es das Herz berührt“. Diesen Glauben weiterzugeben, werde jedoch nicht „flächendeckend“ möglich sein; das gehe nur „in kleineren Gruppen“, prognostizierte Bischof Oster.

Bischof Oster, MC-Präses Kapuzinerpater Georg Greimel und MC-Präfekt Stefan Burghart gratulierten 13 MC-Sodalen zur Neuaufnahme – zwei weitere waren bereits am Samstag während des Festkonvents im Kongregationssaal aufgenommen worden; 43 Sodalen sprach der Passauer Bischof seinen „Dank für Ihr Zeichen“ aus bei der Lebensweihe, die diese nach einjähriger Mitgliedschaft ablegten – so viele wie seit vielen Jahren nicht mehr!

Festlich war der Gottesdienst, bei dem, assistiert von Diakon Georg Hifinger, neben dem MC-Präses Bruder Georg, dem Altöttinger Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl und Pfarrer Albert Lang aus Trostberg mit Domkapitular Thorsten Weber und Pfarrer Ulrich Bork auch zwei Gäste aus Hamburg konzelebrierten. Die Altöttinger Hofmusik unter Leitung von Karlmann Kanzler und die Gebrüder Bernhart gestalteten die Messe musikalisch. Im Anschluss an den Festgottesdienst fand eine Eucharistische Prozession zur Gnadenkapelle statt. Bischof Stefan Oster spendete den Segen mit der Monstranz.