Wir brauchen das Gebet. Die Predigt von Bischof Stefan Oster an der Sternwallfahrt der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ in Altötting.
Rund 1000 Gläubige versammelten sich am 12. Juli 2025 in Altötting zur Sternwallfahrt der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“, die sich seit Jahren für Einheit und Frieden in Kirche, Gesellschaft und Welt einsetzt: an 850 Orten in Deutschland beten laut Initiator Manfred Benkert mittlerweile Menschen regelmäßig an öffentlichen Orten den Rosenkranz um Einheit und Friede – um Friede weltweit, aber auch in der Gesellschaft und in der Familie. Mit dabei war auch der Passauer Bischof Stefan Oster, der dem Festgottesdienst in der St. Anna-Basilika vorstand. Ein besonderes Zeichen der Verbundenheit setzte Papst Leo XIV., der eigens über Nuntius Nikola Eterović einen apostolischen Segen übermitteln ließ.
Im Mittelpunkt der Wallfahrt stand das gemeinsame Gebet – besonders der Rosenkranz – sowie die Eucharistie und die Marienverehrung. Bereits am Vormittag betonte Bischof Oster die geistliche Notwendigkeit des Gebets: „Wir brauchen das Gebet“, sagte er eingangs seiner Predigt. Auf Grundlage der Lesung aus der Offenbarung (Kap. 12) und des Johannesevangeliums (Joh 2)
erläuterte der Bischof in seiner Predigt wesentliche Grundlagen der Marienfrömmigkeit. Die Gottesmutter sei die neue, „lebendige“ Bundeslade; durch sie sei das „lebendige Wort Gottes“ (entsprechend der von Mose empfangenen Gesetzestafeln Gottes in der Bundeslade), „das Brot des Lebens“ (Bundeslade: Manna) und „der einzige Hohepriester, der diesen Namen wirklich verdient hat“ (Bundeslade: Aaronstab) in die Welt gekommen, erklärte er die Visionen des Apostel Johannes im letzten Buch des Neuen Testaments.
„Wir brauchen das Gebet“
Der Text überblende zwei Gestalten: die Mutter des Herrn und die Kirche. Auch die Kirche sei eine Frau, betonte Bischof Oster. Und Kirche sei die Gemeinschaft all derer, in denen Gott wohnt. Alle Menschen seien dazu berufen, zur Wohnung Gottes zu werden. Wahrhafter Friede und echte Freude erwarte all diejenigen, „die mit Jesus anfangen zu lieben“; Bischof Oster warnte aber auch: „Wer den Herrn in sich sein lässt, dem kostet das was“; im schlimmsten Fall sogar das (irdische) Leben.
Die aktuellen Krisen und Kriege weltweit machten deutlich, dass kein (irdisches) Leben ohne Schmerz, keine Freude ohne Leid zu haben – und dass gerade jetzt ein Gebet um Friede umso dringlicher ist. „Stärken wir uns gegenseitig“, appellierte Bischof Oster an die Rosenkranz-Beter. „Erzählen wir vom Frieden, den es bringt, mit der Muttergottes unterwegs zu sein.“
Nachmittags folgten eucharistische Anbetung, Betrachtungen, Vesper, eine internationale Rosenkranzprozession und die Marienweihe. In Vorträgen und Zeugnissen wurde spürbar: Das Gebet verändert – persönlich und gemeinschaftlich.
Die Predigt von Bischof Oster ist in voller Länge als Video verfügbar. Das Video finden Sie oben.
Hören Sie auch die Predigt: Wie sehen betende Augen?
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Sternwallfahrt für den Frieden: Gottesdienst, Segen, Rosenkranz, Andacht in der Gnadenkapelle, Stille beim Bruder Konrad, Vesper, Prozession – ein ganzer Tag nur für Gott, ein ganzer Tag des Gebetes, den ich für mich als sehr segensreich und bereichernd empfand. Und doch macht mich so ein Tag auch betroffen und mir kommen dann so viele Menschen in den Sinn. Der Mann mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft aus meiner Geburtsstadt, der im Krieg ein Bein verlor. Mein Opa, der all das Leid an der Front nicht mehr ertragen konnte und einfach losmarschierte und seine Einheit verlassen wollte. Meine Mama, die heute noch genau weiß, wie schrecklich es war, ständig in der Nacht vom Fliegeralarm geweckt zu werden. Die vielen Menschen, die kaum etwas zu essen hatten oder die Mütter, deren Söhne nicht mehr nach Hause kamen. Anne Frank, Sophie und Hans Scholl, die ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt hätten. Sr. Maria Imma Mack, die unter großer Gefahr, das schreckliche Schicksal der Häftlinge im KZ Dachau zu lindern versuchte. Pater Engelmar, der im KZ Dachau sich entschieden hat, Typhuskranke zu pflegen, für sie da zu sein und ihnen die Sakramente zu spenden, sich dabei aber selbst angesteckt hat und noch kurz vor Ende des Krieges verstarb. Haben wir aus all den Leiderfahrungen und Schicksalen nichts gelernt? Warum gibt es immer noch so viele Kriege? Warum ist es in der heutigen Zeit immer noch so sehr dringend notwendig für den Frieden zu beten? Ich verstehe es nicht. Möge der HERR allen Menschen seinen Frieden schenken und mögen sich die Worte aus der heutigen Laudes erfüllen: „Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“