Wieso zölibatär? Was motiviert einen Menschen, sich für den Zölibat zu entscheiden? Bischof Stefan Oster gibt mit OSTERFRAGEN! eine Antwort.
Die siebte Folge der Serie OSTERFRAGEN! widmet sich der Ehelosogkeit von Priestern und Ordensleuten. Warum sollte jemand bewusst auf die Ehe und auf gelebte Sexualität verzichten wollen? In seiner Antwort stellt Bischof Stefan Oster gleich zu Beginn klar, dass es bei einer solchen Entscheidung nicht um die Abwertung von Körperlichkeit oder die Abwertung von Sexualität gehe. Sondern vielmehr um „das Spüren eines Rufes, der sich auf Jesus als Person bezieht“. Einen Jesus, der sage: Ich will dich ganz. So wie er selbst ganz für den Vater gelebt hatte – und damit für die Menschen. Der bewusste Verzicht sei hierfür ein wichtiger Aspekt. Denn er führe in eine ganz neue Dimension von Fruchtbarkeit und in weiterem Rahmen gelebter Vaterschaft…
Wieso zölibatär, um Himmels willen? Eben um Himmels willen: Sehen Sie oben das Video mit Bischof Stefan Oster. Folge 8 des TV-Magazins finden Sie hier: War Judas wirklich ein Verräter?
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Angesichts des neu gestarteten „synodalen Weges“, der unter anderem auch wieder die „Sexualmoral“ und dabei den Zölibat auf der Agenda hat, möchte ich folgende Textauszüge aus einem Artikel von Armin Schwibach zitieren, veröffentlicht am 6.2.2020 auf kath.net ( Link zum vollständigen Artikel : http://kath.net/news/70600 )
Zitat aus einer Aussage von Papst Benedikt XVI. 2011 auf eine Frage eines anwesenden Priesters zum Zölibat :
„»Das ist mein Leib, das ist mein Blut«, das heißt wir sprechen »in persona Christi«. Christus erlaubt es uns, sein »Ich« zu benutzen, wir sprechen im »Ich« Christi, Christus zieht uns in sich hinein und erlaubt uns die Vereinigung mit ihm, er vereint uns mit seinem »Ich«.
Und so, durch sein Handeln, durch diese Tatsache, daß er uns in sich »hineinzieht«, so daß unser »Ich« mit seinem »Ich« vereint wird, verwirklicht er das Andauern, die Einzigartigkeit seines Priestertums; so ist er wahrhaft immer der einzige Priester, und dennoch sehr gegenwärtig in der Welt, weil er uns in sich hineinzieht und so seine priesterliche Sendung gegenwärtig macht. Das bedeutet, daß wir in den Gott Jesu Christi »hineingezogen« werden: Es ist diese Einheit mit seinem »Ich«, die in den Worten der Wandlung Wirklichkeit wird. Auch im »Ich spreche dich los« – denn keiner von uns könnte von Sünden lossprechen – ist es das »Ich« Christi, Gottes, das allein die Lossprechung erteilen kann. Diese Vereinigung seines »Ichs« mit dem unseren beinhaltet, daß wir auch in seine Wirklichkeit als Auferstandener »hineingezogen« werden, daß wir vorangehen auf das volle Leben der Auferstehung zu, von dem Jesus im 22. Kapitel des Matthäusevangeliums zu den Sadduzäern spricht: es ist ein »neues« Leben, in dem es keine Ehe mehr gibt (vgl. Mt 22,23–23).
Es ist wichtig, daß wir uns immer von neuem von dieser Identifikation des »Ichs« Christi mit uns durchdringen lassen, von diesem »Hinausgezogen werden« in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so »ziehen« wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit Christi, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des Herrn, der uns zu sich »zieht«, zur Welt der Auferstehung hin; er lädt uns immer von neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, daß man nicht mehr an die Zukunft Gottes denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens.
Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muß“
und
„Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt Gottes in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten.
Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein »Nein« zur Bindung, ein »Nein« zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben.
Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges »Ja«, ein sich von den Händen Gottes Ergreifenlassen, ein sich in die Hände Gottes, in sein »Ich« Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe.“