Zuhören als Anfang des Weges zur Heiligkeit

Am heutigen Hochfest Allerheiligen feierte Bischof Stefan Oster – eben zurück von der Weltbischofssynode – einen Festgottesdienst im Passauer St. Stephansdom zu Ehren aller Heiligen. Zahlreiche Gläubige waren in den Dom gekommen.

In seiner Predigt ging Bischof Oster auf die Weltsynode in Rom ein. Dort wurde die Bedeutung des Zuhörens stark hervorgehoben. Er stellte die Frage: „Was passiert, wenn einer dem anderen wirklich zuhört?“ Wenn ein Zuhörer ganz offen sei und sich zur Verfügung stelle, ohne Raum einzunehmen, dann öffne er einen Raum, in dem der, der sich mitteilt, eintreten kann. So helfe wirkliches Zuhören auch ins Sprechen und entbinde das Wort des anderen, betonte der Bischof. Es sei zudem lauter. Dies bezeichne eine innere Tugend, die nicht besitzergreifend, sondern freigiebig ist. „Es meint auch, dass der Hörende nicht schon automatisch weiß, was der andere sagen wird. Wirkliches Zuhören traut dem anderen zu, dass er mich auch überraschen kann – dass er sich zeigen kann in seinem Wort jenseits dessen, wo ich ihn schon eingeordnet habe.“

„Wirkliches Zuhören traut dem anderen zu, dass er mich auch überraschen kann.“

Wirkliches Zuhören mache sich notwendigerweise auch verwundbar, da der Hörende ganz offen sei. So könne er auch verletzt und ausgenutzt werden. Würde er sich aber davor verschließen wollen, dann gebe er dem anderen nicht den Raum, den das Zuhören brauche. Vielleicht, so der Bischof, verändere sich auch der andere, wenn er sich durch die Kraft des Hörens berühren lasse.

An dieser Stelle der Predigt ging der Bischof auf das heutige Fest ein. Wirkliches Zuhören sei erst dann möglich, wenn der Hörende innerlich in der Gegenwart Gottes wohne, denn sonst müsse er selbst dauernd an sich halten. „Wenn ich in dem stehe, der sich in dramatischer Weise von der Welt verwunden hat lassen, dann lerne ich, mich zu öffnen und ein Hörender seines Wortes zu werden und somit auch das Wort des anderen. Daher ist wirkliches Zuhören der Anfang des Weges zur Heiligkeit.“

Die Heiligen seien Hörerinnen und Hörer, die das Wort Gottes in sich aufgenommen haben und nahe beim Vater sind. Und der Bischof fügte hinzu: „Wenn diese Heiligen alle ganz nah bei Gott sind, können wir uns an sich wenden, weil sie unsere Nöte kennen – wie einen Freund, den wir um sein Gebet bitten.“

Mehr darüber erfährst Du in der Predigt – hier zum Nachhören und Downloaden:


Den Bericht zum Festgottesdienst auf der Homepage des Bistums zum Nachlesen. Und hier findest Du die Predigt von Allerheiligen 2022.