Bischof Wilhelm ist 80 Jahre alt: Die Predigt von Bischof Stefan Oster zum Gottesdienst anlässlich des Geburtstages von Bischof em. Wilhelm Schraml 2015.
Lieber Bischof Wilhelm,
in der heutigen Lesung geht es nicht um einen Achtzigjährigen, aber um einen, der neunundneunzig ist und als Hundertjähriger Vater werden soll. Gott schließt seinen Bund mit dem alten Mann und schenkt ihm noch einen Erben. Abraham ringt mit dieser Zusage, aber er ringt sich zum Glauben durch.
Zu einem so tiefen Glauben, dass er später als unser Vater des Glaubens bezeichnet werden wird. Zu einem so tiefen Glauben, dass er bereit ist, zur Erfüllung von Gottes Willen den verheißenen Erben noch einmal zu opfern. Er ist als Glaubender auch derjenige, der bereit ist, um Gottes Willen alles zu verlassen, loszulassen und sich ganz auf Gott auszustrecken.
Ansprache an Bischof Wilhelm
Du, lieber Bischof Wilhelm, bist in Deinem Leben den Spuren des Abraham gefolgt: zieh weg aus Deinem Vaterhaus in das Land, das ich Dir zeigen werde. Schon früh hast Du die Familie verlassen, um im Regensburger Knabenseminar den Weg zum Priestertum einzuschlagen. Du bist 1961 zum Priester geweiht worden und hast Deine ersten Jahre als Priester das Konzil miterleben dürfen, samt allen hohen Erwartungen und Verheißungen, die mit dem Konzil einhergingen. Samt mancher Enttäuschungen und samt turbulenten Jahren für viele Priester und Gläubige in der Zeit bald danach bis heute.
Eine Umbruchszeit in jedem Falle. Du bist 1970 Domvikar geworden, 1983 Domkapitular. Zu Deinen vielfältigen Aufgaben zählten die Kolpingsfamilie, die Caritas, die katholische Jugendfürsorge und natürlich die Fachbereiche Liturgie und Kirchenmusik – aber auch Ehe und Familie. Fachlich breit aufgestellt würde man heute sagen.
Das Wirken von Bischof Wilhelm in Passau
2002, am 23.Februar, hieß es erneut: Zieh fort aus Deinem Vaterhaus, in das Land, das ich Dir zeige. Du bist hier in Passau zum Bischof geweiht worden und hast fortan unermüdlich gewirkt in dem Land, das der Herr Dir gezeigt und das er Dir als verantwortlicher Hirte übergeben hat.
Ich kenne Dein unmittelbares Wirken hier in unserem Bistum einerseits nur aus den Berichten darüber, nicht aus eigener Erfahrung. Andererseits mache ich nun doch schon über ein Jahr eine Menge an Erfahrungen damit, wie Du das Bistum übergeben hast.
Deine vielfältige Sorge um die würdig gefeierte Liturgie und die Anbetung ist ein zentraler Aspekt, die Sorge um die Eheleute und Familien ein weiterer, wichtiger. Dein Mühen um die gute Ausbildung und Begleitung der Priester, vor allem auch der jungen Generation ist deutlich spürbar. Deine Sorge um stabile finanzielle und personelle Strukturen im Bistum merke ich nachhaltig. Deine Auswahl von hoch kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an vielen entscheidenden Stellen ist etwas, von dem ich selbst stark profitiere.
Menschen zu Christus führen
Und neben vielem anderen noch klingt immer wieder das durch, was in dem schönen Geschenkbuch für Dich als Titel gesagt ist. Dein Herzensanliegen war und bleibt: Menschen zu Christus führen, was ja auch in Deinem Wahlspruch zum Ausdruck kommt. Sicher wirst Du wahr genommen haben, lieber Bischof Wilhelm, dass ich aus einer anderen Generation und auch aus einer ganz anderen Berufungsgeschichte komme als Du. Dass ich daher sicher auch in manchen Dingen einen anderen Stil pflege.
Aber Dir sei versichert, in Deinen Grundanliegen, und ganz besonders im Anliegen Deines Wahlspruches: Jesus Christus als den Herrn verkündigen, darin sind wir uns im tiefsten Herzen einig. Und darin darf ich Dir auch vollen Herzens Kontinuität im Dienst als Bischof zusagen.
Unermüdliche Schaffenskraft
Wie schön fand ich auch Deinen Willkommensgruß, als ich am 10. April 2014 zum ersten Mal hier im Bistum angekommen bin. Eine Geste, die mich gefreut hat, weil ich damals schon wusste, dass Du es bei Deinem eigenen Ankommen in der neuen Heimat aufgrund von verschiedensten Umständen nicht wirklich leicht mit dem Ankommen hattest.
Diejenigen engeren Mitarbeiter aber, die Dich seither als Hirten erlebt haben, sprechen auch immer wieder von Deiner unermüdlichen Schaffenskraft, von Deiner so gesunden, robusten Natur. Und auch ich habe Dich in diesen Monaten so erlebt. Immer noch voll Anteilnahme und Tatendrang. Ich bin Dir auch von Herzen dankbar dafür, dass Du mich im Anliegen der Firmspendung im Bistum, aber auch bei Vertretungsaufgaben so gerne und treu unterstützt. Auch für Deinen Rat in so mancher Frage was unser Bistum oder auch die Bischofskonferenz angeht, bin ich sehr dankbar.
Sorge um die Menschen
Lieber Bischof Wilhelm, im heutigen Evangelium heilt Jesus einen Aussätzigen. Er schickt ihn danach zur Opferung und zum Priester, der diese Heilung bestätigen möge. Zugleich will Jesus damit aber auch einen Beweis für seine Gesetzestreue geben. Ich weiß, dass Dir in der Sorge um die Menschen, auch um die Benachteiligten, zugleich immer die Treue zum Glauben der Kirche, auch zu ihrer sakramentalen, hierarchischen und rechtlichen Verfassung ein wichtiges Anliegen war.
Besonders auch die Verbundenheit mit dem Papst, dem Du in Benedikt XVI. auch noch freundschaftlich verbunden sein durftest, ist Dir wichtig. Lieber Bischof Wilhelm, ich danke Dir für diese Treue. Jesus ist nicht gekommen, das Gesetz des Alten Bundes aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Von Herzen Dank
Auch wir können heute nur durch die Treue und Liebe zur Kirche, durch die Treue zum Nachfolger des Hl. Petrus und durch die Hinwendung zu den Menschen auf den verweisen, um den es letztlich und in allem geht: auf unseren Herrn. Ich danke Dir heute an Deinem Geburtstag von Herzen dafür, dass auch Du in Deinem Dienst an Gott und den Menschen immer auf Ihn verweisen wolltest. Dafür wollen wir ihn heute preisen mit allem Lob, das wir haben. Amen.