Am Sonntag, den 08. Dezember 2024 fand in der Stadt Landau der Festgottesdienst zum Abschluss der 800-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt statt. So lag bereits ein Jahr der Freude, des gegenseitigen Miteinanders, der Feierlichkeiten und besonderen Anlässen hinter den Landauern.
Das Jahr 1224 gilt als Gründungsjahr der Stadt. So griff Bischof Stefan Oster in seiner Predigt auch dieses Jahr eines vermeintlich „dunklen Mittelalters“ auf. Im Jahr 2024 wurde Thomas von Aquin geboren, der vielleicht wichtigste Denker der katholischen Geistesgeschichte. Im selben Jahr empfing Franz von Assisi die Stigmata und in dieser Zeit wurde zum Beispiel auch Notre-Dame de Paris erbaut. „Das war also eine spirituell, intellektuell und architektonisch überaus bedeutende Zeit“, so der Bischof. Er erzählte von seinen gedanklichen Vorbereitungen auf die Predigt über Stadtgründungen in der Geschichte der Bibel. Die Urgeschichte von Kain und Abel, eine archaische Geschichte, erzählt davon wie der Brudermörder Kain zum ersten Mal als „Gründer einer Stadt“ ausgewiesen wurde. Womöglich als Zusammenschluss zur Schutzsuche von Verfolgten.
„Der Ort, an dem Gott wohnt“
Auch Babylon sei dann wein weiterer Inbegriff von Stadt geworden, negativ verstanden für Menschen, die sich gegen die Ordnung Gottes einen eigenen Namen machen wollten mit ihrem Turmbau, der zum Himmel reicht. Das Gegenbild dazu sei in der Bibel immer wieder Jerusalem, die Stadt des Königs David, der die Bundeslade dorthin bringt – und sie zur Stadt werden lässt, „in der Gott wohnt,“ so der Bischof. Voraussetzung für Gottes Wohnung sei aber, dass die Menschen im rechten Verhältnis zu diesem Gott lebten. Wenn nicht, dann fehle der Segen, dann wird auch Jerusalem von Katastrophen heimgesucht, wird der Tempel zerstört.
Der Bischof nahm dann Bezug auf die jüngere Geschichte Landaus vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Grunde, so der Bischof, gehe es in allen unseren Städten immer um die Entscheidung: Wollen wir ohne die Ordnung Gottes leben, selbstermächtigt, und damit „Babylon“ werden. Oder sind wir „Jerusalem“, eine Stadt mit einem Gotteshaus in der Mitte, in dem die Menschen auch die rechte Gottesverehrung pflegen.
Im Blick auf die Stadt Landau und ihre jüngere Geschichte sprach der Bischof zunächst von Berlin-Babylon (so eine bekannte Fernsehserie), die bezeichnend sei für die Zeit vor dem Nationalsozialismus – und die folgende Diktatur, die dann von der deutschen Hauptstadt auch auf das ganze Land übergriff. Aber in Landau, so Bischof Stefan, habe eine Gestalt gelebt, die diese Stadt unter Einsatz ihres Lebens in gewisser Weise gegen „Babylon“ verteidigt und darauf hingewiesen hat, dass ihre Berufung „Jerusalem“ sei. Pfarrer Johann Baptist Huber, Landauer Pfarrer und Märtyrer der Nazizeit, habe mitten in diesem Konflikt ein großes Zeugnis mit seinem ganzen Leben gegeben.
„Lasse ich Gott in meinem Herzen wohnen?“
„Und was macht den Kern unserer Städte und Dörfer heute bei uns aus, bei denen immer noch räumlich die Kirche überall im Mittelpunkt steht?“, hinterfragte der Geistliche. Man sehe, dass die Menschen eher wegblieben von diesem orientierenden Mittelpunkt. Und deshalb laufe die Gesellschaft Gefahr, dass wie im antiken Babylon die Egoismen, Polarisierungen und Sprachverwirrungen zunähmen, wenn es keine gemeinsame Mitte mehr gebe. „Möge dieses Jubiläum deshalb dazu beitragen, die Gemeinschaft aus ihrer inneren Mitte her immer wieder neu aufzubauen“, so Bischof Oster. Abschließend sagte er auch noch: In jedem einzelnen von uns gehe es letztlich auch um die Frage unseres Herzens: Lass ich Gott darin wohnen? Bin ich also Jerusalem? Oder bin eher ich Babylon?
Der Gottesdienst wurde musikalisch durch den Kirchenchor St. Johannes mit Orchester unter der Leitung von Josef Mandl mit Regionalkantor Christian Müller an der Orgel mit der Mozartmesse Missa brevis in G-Dur KV 140 gestaltet.
Die Predigt hier zum Nachhören:
Über den Landauer Priester Johann Baptist Huber wurde im Jahr 2024 ein Buch herausgegeben. Mehr Infos über Pfarrer Huber finden Sie hier. Das Buch kann im Domladen erworben werden.