„Herzklopfen“: Ein Gespräch über geistliche Berufung mit Bischof Stefan Oster für das „Werkheft Berufungspastoral“ 2016.
Auf diesen Link habe ich im März auf Facebook schon einmal hingewiesen: Ein Interview für das „Werkheft Berufungspastoral“ mit Burkhard Schäfers. Ja, bei den Berufungen zum geweihten Leben und priesterlichen Dienst spüren wir eine große Not. Mir scheint, in einem Bild gesprochen, die Wolken- und Nebeldecke aller möglichen Glaubenshindernisse und Glaubensnot unserer Zeit so dicht, dass nur mehr wenige mit der Sehnsucht ihres Herzens wirklich durchdringen zum Jenseits der Wolken, wo die Sonne so unfassbar hell auf uns scheint.
Geistliche Berufung finden
Ich möchte wirklich bezeugen, dass dieses Licht, der Logos, die Sonne der Gerechtigkeit, letztlich der tiefste Sinn ist – und damit in gewisser Weise auch einzige Sinn ist, für den es sich lohnt zu leben und zu sterben. Das Leben mit Christus in seiner Kirche und für die Menschen ist ein großes, großartiges Abenteuer. Bei vielen Gelegenheiten hatte ich zu kämpfen, das zu tragende Kreuz wird auf dem Weg auch nicht kleiner, die eigenen Schwächen und Nöte dafür spürbarer und bisweilen offensichtlicher.
Aber zu keinem Zeitpunkt habe ich bereut, als Dreißigjähriger den Weg mit Christus in den Orden und von dort auch zum Priestertum gegangen zu sein. Was für ein Geschenk, diesem Herrn dienen zu dürfen! Es ist ein Weg, der wirklich in die Freiheit führt. Und bei aller Intensität des Anspruchs Jesu gilt ja zugleich seine Einladung: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28).
Freiheit oder Qual?
Der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster über Verlockungen, Nettigkeitsmoral und seine eigene Berufung.
Manche, die Berufung hören, denken an ein Hallo-Wach-Erlebnis. So etwas wie der Ruf an Mose am Dornbusch. Woran denken Sie?
Oster: An so etwas wie die innere Melodie eines menschlichen Lebens. Die ist in der Regel sehr leise, und deswegen braucht der Mensch Möglichkeiten, Orte, Begegnungen und Stille, um hörfähig zu werden. Es kann passieren – Stichwort Mose und Dornbusch – dass einem die Melodie von außen entgegenkommt, dass man ein Erlebnis hat, wo man plötzlich größere Klarheit bekommt. Das korrespondiert aber dann immer mit etwas Innerem. Das äußere Ereignis bewegt die innere Wirklichkeit. Und um das zu hören, ist auch ein wenig Training nötig.
Das Jahresthema 2016 der Berufungspastoral lautet „Herzklopfen“. Kann das damit einhergehen?
Oster: Dieses Bild weckt viele Assoziationen, etwa Verliebtheit oder Angst. Aber wenn Herzklopfen mit „der Herzschlag meines Lebens“ übersetzt wird, dann ist das Bild sehr geeignet.
Eine geistliche Berufung spüren
Sie waren, bevor Sie Priester wurden, fast sieben Jahre mit Ihrer damaligen Freundin zusammen. War das eine Berufung?
Oster: Es gibt ja kein Leben, das nicht unter dem Ruf Gottes liegt, insbesondere für die Getauften. Es gibt so etwas wie die Berufung zum Leben in Ehe und Familie. Aber das ist dann nicht die Berufung zu dieser oder jener speziellen Person, sondern man fühlt sich eher hineingerufen in diese Lebensform. Während die geistliche Berufung ausdrücklicher ist: Du bist gemeint – du für mich, deinen Gott.
Machen Sie es doch mal autobiografisch: Ihre Berufungsgeschichte, wie war das?
Oster: Die lange oder die kurze Version? (lacht). Mich haben immer die ganz großen Fragen umgetrieben: Liebe, Wahrheit, Freiheit – was ist das? Diese Fragen haben mich beschäftigt über ein intensives Studium: zunächst Philosophie, da habe ich mich befasst mit Denkern wie Kierkegaard, Martin Buber, auch Nietzsche. Irgendwann habe ich verstanden, dass menschliches Leben vor allem Antwort ist. Und plötzlich, punktuell, ist mir immer wieder die Gestalt Jesu vor Augen getreten. Ich habe verstanden: Er ist die Gestalt der gelebten Wahrheit, Freiheit, Liebe. Und dann fing das an, vom Kopf ins Herz zu rutschen.
Sich für eine Berufung entscheiden
Wie wurde daraus, mit 30 Jahren, Ihr Eintritt in den Orden der Salesianer Don Boscos?
Oster: Ich habe bei denen gesucht, die Jesus kennen und die erzählt haben, wie sie mit ihm leben. Mir wurde klar: Jetzt hast du so lange gesucht und gefragt, du hast die Überzeugung gewonnen: Jesus lebt und berührt dich! Für wen solltest du also fortan leben? Das war dann praktisch alternativlos für mich – und ist es auch heute noch.
Davor haben Sie als Journalist gearbeitet. Hat es diesen Umweg gebraucht, die Arbeit bei Zeitung und Radio?
Oster: Das war gut, wenn auch ambivalent. Vielleicht waren die Umwege nötig, um in die Tiefe zu kommen. Nehmen Sie das Gleichnis vom verlorenen Sohn: Im Schweinestall, im Dreck sitzend, kapiert er, wie der Vater ihn liebt. Muss er dahin kommen, um das von innen her zu verstehen, oder gäbe es einen anderen Weg? Ich fürchte, mancher muss Umwege gehen. Ich selbst habe als 17-, 18-Jähriger das erste Mal überlegt, ob Priesterseminar etwas für mich wäre, und bin aber dann einen ganz weiten Umweg gegangen. Aber ich will aber natürlich nicht sagen, dass die Arbeit in den Medien mit dem „Schweinestall“ im Gleichnis vergleichbar wäre. Ich habe dort viel Gutes erfahren und gelernt, aber eben noch nicht das Eigentliche für mich gefunden.
Was ist besser: Auf abenteuerlichen Wegen zum Priestertum – oder den geraden, glatten Weg nehmen?
Oster: Das kann man nicht generalisieren, das muss man auf die einzelne Biografie hin sehen. Aber mir scheint, dass die Fähigkeit zu einer verantworteten Lebensentscheidung bei jungen Menschen tendenziell zurückgeht. Woran liegt das? Meines Erachtens an einer Gesellschaft, die versucht, jedes Bedürfnis eines jungen Menschen so schnell wie möglich zu erfüllen. Die Fähigkeit, sich an der Wirklichkeit abzuarbeiten, sich selbst zu spüren auch im Widerstand der Welt – das ist im Zuge der Konsumbefriedigung und der medialen Oberflächlichkeit zurückgegangen. Unter diesem Vorbehalt steht die Fähigkeit, Lebensentscheidungen zu treffen – auch solche zum geistlichen Beruf –, die noch dazu verbunden sein müssen mit tiefer Innerlichkeit.
Geistliche Berufung und die Kirche
Manche schließen daraus: Angesichts der zahllosen Verlockungen und Versprechen muss eben auch die Kirche ihre Botschaft lauter verkünden.
Oster: Wenn wir möglichst viel Öffentlichkeitsarbeit betreiben, Poster aufhängen und Kampagnen machen – das hat meines Erachtens wenig Sinn. Berufung entscheidet sich in der Regel an entschiedenen Personen. An Menschen, die etwas erkannt haben in ihrem Leben, die dem nachgehen wollen, auch in aller Gebrochenheit. An Menschen, die spüren, es gibt einen Lebensinhalt, der größer ist, als ihn die Welt zu bieten hat.
Welcher Weg führt dahin?
Oster: Einmal das Hören auf die eigene Sehnsucht – der Stimme zu vertrauen. Das andere sind natürlich Zeuginnen und Zeugen, die einem helfen, das wachzuhalten.
Sie sagen: „Gott hat einen Plan mit einem Menschen. Es geht darum, verstehen zu lernen, was Gott mit einem vorhat.“ Was bedeutet das?
Oster: Gott stellt einen Menschen in dieses Leben hinein, und dieser Mensch hat eine unersetzliche Position in dieser Welt. Das bedeutet nicht: Er steht starr rum, sondern jeder Mensch lebt, hat eine Aufgabe. Die Frage ist: Wer bin ich im Innersten? Das zu suchen und daraus zu leben, und so lernen, Gottes Plan zu verwirklichen. Darum geht es. Das geschieht oft auf Umwegen, aber in der Rückschau versteht man häufig, wie sich die Dinge fügen.
Gottes Plan für ein Leben
Wie merke ich, dass ich geistlich berufen bin? Wie unterscheide ich zwischen dem Heiligen Geist und meinem eigenen Vogel?
Oster: Wenn ich zur Ehelosigkeit berufen bin und Gott mich ganz an sich ziehen will, ist die Frage: Kann ich das? Lerne ich in einer solchen Lebensform zu gehen, trotz allen Ringens? Erfahre ich darin Freiheit oder ist das nur Qual? Spüre ich: Ich schlage den Weg ein und merke, trotz mancher Hindernisse werde ich froher, freier, wächst das Zutrauen, auf meinem Weg zu sein. Dann auch: Wächst meine Fähigkeit, von mir weg und auf den anderen hin zu schauen? Wächst meine Freude mit Gott, meine Freude am geistlichen Leben? Kann ich meinen Gebetspflichten treu bleiben? Das sind Dinge, die einem bestätigen können, dass der Weg der Richtige ist.
Nun ist die Frage des Gehorsams für viele eine große Herausforderung.
Oster: Denken Sie an Paartanz. Vollendeter Tanz ist oft ein Bild für Freiheit. Aber gleichzeitig sind die beiden Partner zutiefst gehorsam: Der Bewegung des anderen, der Musik, dem Takt. Da ist Gehorsam nicht eine Vergewaltigung meines Selbstseins, sondern Rahmen meiner Freiheit. Übertragen: Ich glaube dir Gott, dass du mich rufst, ich will dir gehorchen und gehören, und genau darin werde ich frei.
Was sich etliche fragen: Warum beruft Gott keine Frauen zum Priestertum? Manche Katholikinnen sagen ja, sie fühlten sich zur Priesterin berufen…
Oster: Zunächst: Ich bin schon lange in der Kirche unterwegs und habe nicht wirklich viele Frauen getroffen, die überzeugend und selbstvergessen wirklich das Evangelium leben wollen und sich gleichzeitig zur Priesterin berufen fühlen. Rein zahlenmäßig scheint mir das kaum ein Problem. Das zweite, wesentlichere ist aber: Ist es ein biologischer Zufall oder gehört es ins Geheimnis von Schöpfung und Erlösung hinein, dass Christus ein Mann und seine Kirche – vor allem in Maria – eine Frau ist?
Geistliche Berufung: Frauenpriestertum?
Die Kirche wird in den Bildern der Schrift als die Braut Gottes dargestellt. Und Jesus bezeichnet sich als der Bräutigam. Wir glauben, dass in der Eucharistie das Hochzeitsmahl des Lammes vorweggenommen wird, wir feiern den Bund Gottes, des Bräutigams, mit seiner Braut. Und der Priester steht in Persona Christi dort. Wenn das nicht einfach nur Bilder sind, die übergangen werden können, sondern wenn das tief eingewurzelt ist ins Geheimnis von Schöpfung und Erlösung, dann ist das nicht reaktionär, sondern dann wird es auch in tausend Jahren keine Priesterinnen geben. Vor allem ist wichtig: Es geht hier nicht um Macht und Privilegien, sondern um eine Ordnung der Liebe. Wer das Priestertum anstrebt, weil er oder sie etwas werden will, ist im Grunde völlig fehl am Platz.
Allerdings geht auch die Zahl der Männer zurück, die sich berufen fühlen. Hat das innerkirchliche Gründe?
Oster: Kann es sein, dass unsere Verkündigung darunter leidet, dass wir so eine allgemeine Nettigkeitsmoral verkünden, aber nicht mehr sagen, was der Anspruch des Evangeliums ist? Überall, wo das Evangelium authentisch verkündet wird, gibt es zwei Reaktionen: Entweder es wird bekämpft oder es ist anziehend. Schon in der alten Kirche war das so. Entweder sagen die Menschen: Da kommt Wahrheit zum Vorschein. Oder: Das geht mir zu nah, ich will das nicht wissen, ich will mein Leben so behalten, wie es ist. Jesus will uns in ein neues Leben hineinrufen, verwandeln. Das Evangelium sagt: Wenn wir uns nicht hineinrufen lassen, sind wir draußen, verloren. Mit diesem Anspruch trauen wir uns kaum noch, den Menschen zu begegnen. Wir wollen gern – und ich spreche auch von mir – von allen geliebt und gemocht sein.
Stärkung im Glauben
Sie selbst kommunizieren regelmäßig und ausführlich über Facebook. Ist das nötig, um junge Menschen zu erreichen?
Oster: Zu Facebook bin ich eher zufällig gekommen, während meiner Zeit in der Jugendarbeit in Benediktbeuern. Nach meiner Ernennung zum Bischof kamen hunderte Freundschaftsanfragen – und dann haben wir entschieden, daraus eine Kommunikationsplattform zu machen. Übrigens stelle ich dort auch lange Texte ein, obwohl die meisten sagen, das liest niemand. Und obwohl das tatsächlich mühsam zu lesen ist, hat mancher Text eine riesige Aufmerksamkeit. Auch international: Plötzlich kriege ich Rückmeldungen aus Spanien, Polen, Frankreich, Italien. Was grundlegende Glaubensvermittlung angeht, wäre ich skeptisch. Das geht von Person zu Person. Allerdings höre ich, dass viele sich durch die Texte im Glauben gestärkt fühlen.
Was können die, die in der Berufungspastoral tätig sind, dazu beitragen, dass junge Leute ihrer Berufung auf die Spur kommen?
Oster: Junge Menschen brauchen meines Erachtens drei Dinge. Erstens: Erfahrungsräume von geistlichem Leben. Das kann alles Mögliche sein: Taizé, Lobpreis, ein Raum des Schweigens, Gregorianik, … Zweitens: Wir brauchen eine intellektuell herausfordernde Lehre. Orte, an denen Interessierte etwas über den katholischen Glauben lernen können in dieser säkularen Gesellschaft. Anders als in der volkskirchlich geprägten Zeit erreichen Religionsunterricht, Kommunion- und Firmvorbereitung nicht mehr so viele. Das dritte Element ist die Erfahrung, dass Kirche Gemeinschaft bedeutet. Ich selbst biete mit einem Team sonntagabends so etwas an: Lobpreis, Schweigen, Impuls, intensives Gespräch darüber, Segen, Fürbitte, Geselligkeit. In solchen Räumen, sofern sie von Dauer sind, können Berufungen wachsen.
Junge Menschen auf geistliche Berufung ansprechen
Manche meinen, es sei bedrängend, wenn Mitarbeitende in der Pastoral junge Menschen ansprechen auf einen möglichen kirchlichen Beruf. Sollen sie es trotzdem tun?
Oster: Ja, mit dem richtigen Gespür für den Menschen und die Situation. Das Entscheidende tut Gott – nicht ich.
Sprechen wir über diejenigen, die schon lange einen kirchlichen Beruf ausüben und vielleicht müde geworden sind. Haben Sie einen Trick zum Wieder – wach -Werden?
Oster: Gebet. Papst Franziskus sagt: Eine der Schlüsselqualifikationen eines Priesters ist es, ausruhen zu können beim Herrn. Bei uns – und ich schließe mich wieder ein – ist es tendenziell so: Ach, jetzt habe ich so viel gearbeitet, jetzt muss ich auch noch beten. Wenn mein Gebet nicht tiefer getragen ist von der Freude an seiner Gegenwart, dann ist es schwierig. Das wieder zu entdecken, aus dem Gebet in Treue leben zu lernen, das ist das A und O für die Freude am Dienst.
Wie lässt sich mit negativen Erfahrungen mit der Kirche umgehen, damit diese einem nicht die Christusbeziehung verstellen?
Oster: Ich erzähle gern das Beispiel aus der Apostelgeschichte, wie Paulus mit Silas in Philippi im Knast hockt. Vorher wurden sie verprügelt und ihnen wurden die Kleider vom Leib gerissen. Stellen Sie sich das vor: antiker Kerker, wahrscheinlich laufen die Ratten um sie herum. Und was fällt ihnen ein, was sie jetzt erstmal tun könnten? Lobpreis singen! Sie danken dem Herrn dafür, dass er gut ist.
Klingt anspruchsvoll…
Oster: Steht aber in der Heiligen Schrift. Das ist die Herausforderung: Lasse ich mir den Ärger inner- und außerhalb der Kirche zur geistlichen Herausforderung werden und lerne so, tiefer auf den Herrn zu schauen, oder fange ich an, daran zu zerbrechen?
Geistliche Berufung und Berufungspastoral
Was erwarten Sie also von den Mitarbeitenden in der Berufungspastoral?
Oster: Dass sie brennen. Dass sie den Herrn kennen und lieben. Und wenn sie von Christus reden, dass die Menschen spüren: Die wissen, von wem sie sprechen.
Wenn Sie an die Zukunft der Kirche in unserem Land denken: Was gibt Ihnen Hoffnung?
Oster: Wir sind in riesigen Umbruchprozessen und die Frage wird sein: Wie sehr lassen wir uns darauf ein und wie sehr begreifen wir sie als Chance. Ich begegne immer wieder jungen Menschen, die mich bitten: Wir wollen mit Christus sein, helfen Sie uns, den Weg zu gehen. Der Heilige Geist lässt uns nicht allein!
Stefan Oster, geboren am 3.6.1965 in Amberg/Oberpfalz; Ausbildung zum Journalisten; Studium der Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften in Regensburg, Kiel, an der University of Keele (England) und in Oxford; 1995 Eintritt ins Noviziat der Salesianer Don Boscos; Studium der Theologie in Benediktbeuern; 2001 Priesterweihe; Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Benediktbeuern; seit 2014 Bischof von Passau; seit September 2016 Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz
Das Interview führte Burkhard Schäfers, freier Journalist, seit 2007 Studienleiter des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp), der katholischen Journalistenschule in München.
Kommentare
Lieber Herr Bischof ,ich bitte dass Sie es nicht übel nehmen ,doch Ihre Sichtweise im Teil der Braut Christi und des Priestertums ist aus meiner Sicht wie ein Nagel am Kreuz.
Die hl Schrift zeigt dass Jesus das auserkorene Priestertum eigentlich aufgehoben hat.
Jesus spricht von Jüngern und Jüngerinnen in der NachfolgePaulus spricht von den Ältesten.Die Braut Christi sind alle die Jesus folgen und keineswegs sind damit nur Frauen gemeint.Ein Priester kann nicht als persona Christi dastehen,das wäre unsagbarer Hochmut.
Wir haben einen Hohepriester und er wirkt im hl Geist durch die Menschen die Ihm Nachfolgen und aus ganzem Herzen lieben.
Die Priester aus der Tradition hat Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte genannt.
Es gibt kein Priesteramt mehr seit Jesus Christus nur noch Menschen die dem Herrn im Gehorsam nachfolgen.Da gibt es viele Frauen deren Herz vor Liebe brennt und die in der Kirche keinen Platz finden.
Sinnen Sie bitte darüber mal im Gebet nach und verzeihen Sie mir die Offenheit.
Ich habe soviel durch Sie gelernt lieber Herr Bischof , vll ist es auch mal andersrum.
Mit Gottes Segen
GW
Sehr geehrte Frau Wasserfaller,
ich lese Ihren Kommentar zum Thema Berufung und kann leider Ihrer Argumentation nicht ganz folgen.
Sie schreiben einerseits :
„Jesus spricht von Jüngern und Jüngerinnen in der Nachfolge Paulus spricht von den Ältesten.Die Braut Christi sind alle die Jesus folgen und keineswegs sind damit nur Frauen gemeint.“
und anderseits schließen Sie daraus : „Ein Priester kann nicht als persona Christi dastehen“
Die Jünger und Jüngerinnen in der Nachfolge Jesu Christi sind alle Getauften, Männer wie Frauen. Sie bilden nach den Worten von Paulus die Kirche oder auch den Leib Christi. Die ‚Braut Christi‘ ist wie es auch S.E. beschreibt die Kirche, also die Gemeinschaft der Gläubigen, die in einem liebenden Verhältnis Jesus Christus gegenüber stehen und wie eine Braut dem Bräutigam zugetan sind.
Insofern teile ich Ihre erste Feststellung.
Allerdings wieso schließen Sie dann umgekehrt, daß der Priester (ich sage gerade und nur der Priester) nicht in Nachfolge der Apostel ‚in persona Christi‘ als Mittler Christi in Gegenwart „dastehen darf“ ?
Es besteht schon ein gravierender Unterschied zwischen den Priestern und Gelehrten des Alten Bundes und den Priestern, die durch Herabrufung des Heiligen Geistes bei ihrer Weihe sich vollends in den Dienst und die Nachfolge Jesu Christi stellen.
In Joh 20,23 können Sie nachlesen, daß Jesus selbst es war, der den Aposteln seine Nachfolge in Vollmacht anvertraut hat.
Wieso ist es auch Ihrer Sicht „Hochmut“, wenn ein geweihter Priester ‚in persona Christi‘ im Vollzug der Sakramente Christi Heilshandeln an den Menschen wirksam werden läßt ? Soll der Bräutigam seiner Braut – also Christus seiner Kirche / oder das Haupt Christus seinen Leib die Kirche – nicht liebend Heil zuteil werden lassen ?
Sie schreiben weiterhin : „Es gibt kein Priesteramt mehr seit Jesus Christus nur noch Menschen die dem Herrn im Gehorsam nachfolgen.“
Woher nehmen Sie diese Annahme ? Die zwölf Apostel, die Jesus selbst aussandte und Petrus, dem gemäß Mt 16,19 die Schlüssel zum Himmelreich gegeben wurden stehen doch in der Verantwortung Christi Wirken in der Welt weiterhin wirksam werden zu lassen.
Ich bedaure sehr, daß Sie schreiben : „Da gibt es viele Frauen deren Herz vor Liebe brennt und die in der Kirche keinen Platz finden.“
Wieso finden Frauen, deren Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche brennt, keinen Platz in dieser Kirche ? Haben wir nicht in Maria, gerade als Katholiken, eine Leitfigur, ein Vorbild, eine Mutter, eine Braut, in deren Nachfolge wir nicht bestens an die Liebe zum Sohn, zum Bräutigam, zum Heiland anknüpfen können ?
Einen gesegneten Sonntag
Wieso finden Frauen keinen Platz in der Kirche? Weil erst vor 20 Jahren das Konzil geändert wurde, vorher durfte Frau nichts in der Kirche.
Der Codex Iuris Canonici, im Jahre 1917:
•Frauen sind die letzte Wahl für die Spendung der Taufe
•Frauen dürfen nicht die heilige Kommunion reichen
•Mädchen oder Frauen sind zum Ministrantendienst am Altar nicht zugelassen
•Frauen sollten in der Kirche ihr Haupt mit einem Schleier bedecken
•Altarwäsche muß zuerst von Männern gewaschen werden, bevor sie von Frauen berührt werden darf
•Frauen ist es verboten, in der Kirche zu predigen
•Frauen ist es verboten, in der Kirche aus der Heiligen Schrift vorzulesen
Erst 1983 wurde dies geändert, Frau durfte nicht mal singen in der Kirche.
Waren diese Erlasse Gottes Wille oder doch die Machtdemonstration der Männer. Es ist noch nicht lange her und man braucht sich nicht wundern dass manche Frauen sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen. Dabei sind wir alle Kirche, ob Frau oder Mann, ob Grieche oder Jude, jeder der in Liebe und Glauben handelt ist die Kirche. So steht es auch in der Bibel, wenn ich mich nicht täusche. Es hilft der brennenden Frau nichts wenn sie mal die Lesung lesen darf, sie möchte auch reden dürfen, nicht immer schweigend zuhören. Sie möchte gehört werden. Hat dies Jesus verboten? Nein. Unter seinen Jüngern waren auch Frauen. Besonders Jesus hält nichts von Unterschiede, denn nur das Herz zählt, kein Aussehen, keine Rasse oder Geschlecht, bei ihm sind wir alle gleich. Nur der Mensch macht schon wieder Unterschiede. Der Mensch sagt, wenn Eva sich nicht verführen hätt lassen, hat Adam auch, er hat sich ebenso verführen lassen, oder hat Eva ihn gezwungen, da steht nichts davon drin. Was hilft es den Frauen wenn Maria das Vorbild ist, wenn sich Frauen von der Kirche ausgeschlossen fühlen. Viele sind in dem Alter, wo man so noch erzogen wurde, Frauen wurden massiv unterdrückt, auch von den Ordensleuten. Als Mädchen hatte man keine Fragen zu stellen, Dienst als Ministrantin, das war Gotteslästerung diese Frage. Mir geht es nicht um die Priesterweihe, auch wenn ich sag ich wäre lieber ein Mann geworden, dann hätt ich diesen Weg einschlagen können. Frauen sollen zu Wort kommen in der Kirche, nicht nur irgendwo im stillen Hintergrund mitarbeiten, vorne an der Front. Dort gehört die Frau hin. Denn auch sie ist fähig, Gottes Wort zu empfangen und diese weiter zu geben, nicht nur der Mann.
Gottes Segen
Sehr geehrte Frau Huber,
danke sehr für Ihre Erläuterungen. Ich sehe, daß da klar ein unterschiedlicher Erfahrungshorizont und ein unterschiedliches Alter die Sichtweisen bestimmt. Ich selbst gehöre nicht (mehr) zu der Generation, die noch den Eindruck gewinnen mußte ausgeschlossen oder zurückgesetzt zu werden. Mir sind Ministrantinnen ein vertrautes Bild, Lesungen gelesen von Frauen, Fürbitten formuliert und gelesen von Frauen, Meditationen gestaltet von Frauen, Betreuung der Ministranten organisiert von Frauen etc. …
Weiterhin schreiben viele Frauen wunderbare Gebete, Meditationen, Gedanken, die sich im Volk Gottes sehr verbreiten und zu Verbundenheit beitragen.
Auch haben wir ja so viele in der Seelsorge eigenverantwortlich tätige Frauen als Gemeindereferentinnen, Pastoralreferentinnen, geistliche Begleiterinnen, Lehrerinnen ….
Angesichts Ihrer Liste von 1917 verstehe ich nunmehr weshalb früher Enttäuschung und mangelnde Anerkennung wachsen konnten, aber wie Sie selbst schreiben, wurde doch vor einer Generation so vieles geändert und geöffnet, daß vielleicht die Anklage heute auch etwas aus der Zeit gefallen ist ?
Ich sehe oft die Gefahr, daß aus führerer Zurücksetzung der Frauen der Wille entstanden ist „die besseren Männer“ sein zu wollen. Aber was wäre die Welt ohne Frauen, wenn wir nur Männer und ich Beruf und Leben „bessere Männer“ hätten ? Wie leer wäre die Welt von Charismen, die spezifisch uns Frauen auszeichnen.
Was wäre Christus das Haupt ohne sein Leib ? Was wäre der Bräutigam ohne die Braut ? Was wäre Jesus Christus ohne Maria ? Was wäre die Kirche ohne die vielen Heiligen Frauen ? (und auch Männer) jede auf Ihre so wertvolle Art ?
Einen gesegneten Start in diese Woche und im Gedenken an all die Heiligen, auch namenlosen Heiligen, wie auch an unsere Vorfahren – Männer und Frauen – die mit den von Gott geschenkten Talenten und Charismen so viel Wertvolles auch für unsere Zeit grundgelegt haben.
Susanne Möhring
Sehr geehrte Frau Möhring
wenn es als Anklage geklungen hat, sorry, aber da ich eben diese Erfahrungen machen musste, kann es natürlich als Anklage klingen. Brauche nur zurück denken in meiner Schulzeit.. Natürlich dürfen Frauen jetzt mehr in der Kirche, die „jungen“ haben jetzt die Möglichkeiten, die wir damals nicht hatten. Ich durfte ja nicht mal Fragen stellen, der damalige Pfarrer war von der ganz alten Tradition, da hatten die weiblichen Wesen still zu sein, weil sie nicht fähig waren, Geistvolles aufzunehmen. Was Jahrtausende lang geschah, kann sich nicht in einer Generation völlig auflösen. Frauen wurden schon immer massiv unterdrückt, uns wurde sogar die Seele abgesprochen von der Kirche. Keine Anklage, Martin Luther war dieser Ansicht. Und immer wurde die Schöpfungsgeschichte als Grund vorgeschoben. Da reagiere ich ein wenig negativ, da ich mir damals anhören musste, von wegen Eva ist an allem Schuld und diese Schuld wurde weitergegeben an die Frauen. Das war kurz bevor ich mit der Schule fertig war 1981. Man möchte meinen vorne steht eher 18, statt 19. Dass sich einiges geändert hat, sehe ich auch. Aber daran muss ich mich erst richtig gewöhnen, bin Jahrelang nicht mehr in der Kirche gewesen, sie war mir ein Greuel, auch nicht wie ich den Glauben wieder gefunden habe, erst unser neuer Pfarrer konnte mich erreichen, mich in die Kirche locken mit kleinen Leckerlis wenn ich das so Humorvoll beschreiben darf.
In meinem Beruf muss ich der bessere Mann sein, das hat sich immer noch nicht geändert und laut Statistik ist Deutschland sicher nicht führend was die gleiche Bezahlung angeht. Frauen werden immer noch diskriminiert. Wie lange musste man als Frau höhere Versicherungsprämien bezahlen und dazu noch weniger Auszahlung, ist auch noch nicht lange her, dass dies geändert wurde, nicht mal 10 Jahre. Warum ist ein Gesetz nötig, dass ein Nein von einer Frau ein Nein heißt, die Männergesellschaft möchte immer noch zu gerne Frauen unterdrücken. Bis Männer uns Frauen wirklich anerkennen, ohne Wenn und Aber, das wird mind. noch zwei Generationen dauern. Hoffe wohl dass es schneller geht, aber da habe ich meine Zweifel.
Auch Ihnen wünsche ich eine gesegnete Woche
Lucia Huber