Ist Gott grausam? Und die Bibel brutal? Wie wir mit gewaltvollen Darstellungen im Alten Testament umgehen können, davon handelt der Impuls von Bischof Stefan Oster zu „Believe and Pray“ am 2. Mai 2021.
Um den Weg Jesu Christi immer besser verstehen zu können, dazu brauchten wir immer mehr das Alte Testament. Das sagte Bischof Stefan Oster zu Beginn seines Impulses. Es gebe unzählige Bezüge des Neuen Testaments auf das Alte. Doch wie sollen wir mit den vielen grausamen Stellen im Alten Testament umgehen?
Bischof Stefan Oster erzählte einige Beispiele solcher brutaler Geschichten, von König Saul und den Amalekitern, Eliah und den Baalspriestern und den Ägyptern, die jämmerlich im Meer ertrinken. Gott handele so, dass deutlich werde, dass Sünde Konsequenzen habe, so der Bischof.
Christen müssten das Alte Testament lesen, um Jesus besser zu verstehen. Dabei sollten sie die grausamen Geschichten in einem größeren Kontext betrachten, der immer die Beziehung Gottes mit seinem auserwählten Volk thematisiert. Hören Sie oben den Beitrag in voller Länge.
Weitere Infos über das Treffen „Believe and Pray“ sowie alle aktuellen Termine findest Du hier auf den Seiten des Referats für Neuevangelisierung des Bistums Passau.
Kommentare
Danke. Ihre Predigt macht nicht nur das Alte Testament zugänglicher und verstehbarer, sondern führt auch in eine tiefere Auseinandersetzung mit GOTTES Wirken.
Die Beschreibung, wie ER sein erwähltes Volk – und ich denke auch jeden Einzelnen von uns – als „Pädagoge“ begleitet, finde ich aus der Reflexion bestimmter Lebensphasen heraus gut annehmbar. Je nach historischem Umfeld oder persönlicher Voraussetzung bahnt ER Schritt für Schritt – durch Berge und Täler des Lebens – unsere jeweils nächste Weiterentwicklung im Sinne eines Heilsgeschehens (auf persönlicher Ebene und auch im großen Ganzen) – wenn wir es vertrauensvoll zulassen…
Die Predigt löste zwischenzeitlich aber auch eine Frage in mir aus: Es heißt immer wieder, dass GOTT uns eigentlich nicht für sich braucht, was angesichts unserer Begrenztheit sehr gut vorstellbar ist. ER schenkte uns zudem einen freien Willen. Da könnte man meinen, jede Entscheidung unsererseits – Versucher hin oder her – müsste IHM recht sein? Woher kommt also GOTTES Sehnsucht, uns doch immer wieder „heimholen“ zu wollen?
Ob dieser Frage zeichnete sich in mir (wenn auch laienhaft) das Bild des „atmenden GOTTES“…
GOTT war immer schon in seinem liebenden SEIN. Mit SEINER Schöpfungsentscheidung „hauchte“ GOTT erstmals SEIN schöpferisches und lebensspendendes Wort. Und alles daraufhin Geschaffene bewegte sich zunächst in der Einheit mit IHM und im Kreislauf Gottes ewiger Liebe, die sich durch die Schöpfung nun auch verschenkt. Dieses übernatürliche, göttliche „Atmen“ im Sinne von Werden und Vergehen, im Sinne von Geben und sich Verschenken bleibt nun grundlegend über alle Zeitalter hinweg bestehen und spiegelt sich scheinbar auch in natürlichen Gesetzmäßigkeiten wider. (Manch Wissenschaftsmagazine feierten 2017 etwa den Nachweis der Graviationswellen (die bereits magere 1,3 Milliarden Jahre lang im Universum unterwegs waren…), mit den Worten: „Sie gehören zur elementaren Struktur, in der das Universum „atmet“ und „singt“! oder „Das Universum „atmet“ doch!)
Aber: Der heilvolle Schöpfungs- und Versorgungskreislauf GOTTES erleidet ein Leck. Der Mensch entzieht sich IHM seit dem 1. Sündenfall immer wieder – der Versuchung der Egozentrik erliegend.
Die Loslösung aus dem einst selbstverständlichen ein- und ausatmenden Liebeskreislauf GOTTES lässt uns SEINEN lebensspendenden Geist nicht mehr durchwegs annehmen. Dies sind wohl die „Wüstenzeiten“ unseres Lebens, in denen wir nach Sinn fragen, in denen wir oft etwas verwirrt unserer Potenzialerfüllung hinterherjagen und gleichzeitig immer weniger den Reichtum, den GOTT in uns schöpferisch „eingehaucht“ hat, zur Erfüllung bringen.
In diesen Wüstenzeiten „atmet GOTT ein“ (so mein Bild) – uns an sich „ziehend“, denn der, durch den Schöpfungsakt entstandene Liebeskreislauf soll wieder geschlossen werden.
Ob wir die spürbare Sehnsucht in uns als Sehnsucht GOTTES nach uns erkennen, hängt freilich davon ab, wie frei unser Herz ist. IHN nicht mitten unter uns wahrhaben wollend, hoffen wir diese nicht erkannte, aber immer wieder aufkeimende Sehnsucht GOTTES in uns in manch Abhängigkeiten oder Süchten stillen zu können – nach und nach „außer Gottes Atem kommend“…
Jedes Mal, wenn wir als Glieder SEINES Leibes, als SEIN Volk weit fehlen, jedes Mal, wenn wir dem Versucher zu viel Macht über uns und die Welt geben und Chaos losbricht, „atmet Gott ein“. – ER „zieht“ und will uns wieder an SEINE Liebesquelle andocken, um uns das Leben zu erleichtern und Frieden zu schenken. Wir spüren SEIN „Einatmen“ durch Unruhe ob der Umstände, durch Sehnsucht nach Frieden… Menschen verspüren das Bedürfnis nach Gebet und der Beziehung zu GOTT, beginnen zu beten….
Um uns an sich zu ziehen, ließ GOTT vor 2000 Jahren sogar SEIN WORT Fleisch annehmen. ER sandte – und sendet uns in der hl. Eucharistie – SEINEN SOHN. Dieser zeigt sich nicht nur genauso konsequent und gründlich wie SEIN VATER im Alten Bund im Umgang mit allem, was uns von dessen Liebe trennt, sondern der menschgewordene SOHN GOTTES steigt für uns in jegliche Abgründe unseres irdischen Daseins, um alle Angriffe, die uns von GOTT entfernen könnten, stellvertretend für uns auszuhalten. JESUS CHRISTUS kam also, um uns Auswege aus der Herzensbedrängnis zu schaffen – zurück in die Liebe des VATERS. Bis zur Erhöhung am Kreuz – wo JESUS „aushaucht“ – und damit sich und uns ganz GOTT übergibt. „Und, wenn ich erhöht bin am Kreuz, werde ich alle zu mir ziehen.“, wie es in Joh, 12,32 heißt. GOTT nimmt das überaus große Liebesopfer SEINES SOHNES in sich auf und „haucht“ uns erneut durch das Geschenk der Auferstehung SEINES SOHNES Leben ein. GOTT besiegelt damit SEINEN Neuen Bund mit uns. Um aus dieser Liebesgemeinschaft nicht mehr vollkommen raus-fallen zu können, stärkt ER uns auch in den Sakramenten und „spricht“ uns darin erneut lebensspendend immer wieder Versöhnung zu, sodass wir nach einem Gebet des Hl. Augustinus bitten können: Atme in mir, DU HEILIGER GEIST…