Foto: Bischof Stefan Oster

Jugendsynode – Bekehrung: Vorschläge für die Bischöfe

Jugendsynode: Es geht um Bekehrung. Hier der Text der dritten Relatio aus den Gesprächen des deutschsprachigen Gesprächskreises der Jugendsynode 2018 in Rom.

Jugendsynode und Bekehrung

Es geht um Bekehrung: Relatio III Circulus Germanicus.

Die deutschsprachige Gruppe hat die Interventi zum dritten Teil des Instrumentum laboris unterschiedlich wahrgenommen. Mancher fand sie sehr bewegend, vielfältig und bereichernd – und insbesondere hoffnungsvoll besonders auch dort, wo Christen arm sind, wo sie Minderheit sind, wo sie in einer Kriegssituation oder verfolgt sind.

Andere haben eine Art Hilflosigkeit wahrgenommen in der Frage, wie es denn nun weitergehe nach allem Gehörten. Was werde sich nun ändern nach der Synode? Gibt es etwa konkrete neue Formen, mit Jugendlichen Kirche zu sein, wird es Selbstverpflichtungen der Bischöfe geben?

Was werden die Bischöfe sagen über die Themen, die immer wiederkehren – die Fragen nach Gerechtigkeit für Frauen, die Themen der Sexualmoral und des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, die Fragen nach dem politischen und ökologischen Engagement, nach der Beteiligung von jungen Menschen, nach einer Liturgie, die auch für junge Menschen einladend ist, nach dem Zugang zu Bildung, nach der Migration. Viele Äußerungen verwiesen auch auf die Zentralität der Christusbeziehung für das Engagement in Kirche und Welt und auf die Notwendigkeit, hier gute Begleiter zu haben.

Die Gruppe entscheidet sich dann, den Text des Instrumentum laboris in seinem dritten Teil nicht im Einzelnen zu bearbeiten, sondern einzelne Modi einzubringen mit deutlichen Akzenten.

Vorschläge

  • Wir schlagen vor, das Intervento von Kardinal Vincent Nichols über den Menschenhandel vollständig ins Schlussdokument aufzunehmen.
  • Außerdem wollen wir uns als Gruppe auch dem Appell im Intervento von Kardinal Cupich an die politisch Verantwortlichen in der Welt anschließen.

Modi

Wir bringen außerdem eigene Modi zu folgenden Themen ein:

  • Wir glauben, dass die Rolle von Frauen in der Kirche in Entscheidungs- und Leitungsverantwortung deutlich gestärkt werden soll.
  • Wir wollen in einem eigenen Modus noch einmal ausführlich die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Evangelisierung und die Teilhabe an Bildungsmöglichkeiten für Jugendliche hervorheben und dabei ebenso auf die Risiken des Internets für junge Menschen hinweisen.
  • Wir wollen eine ernsthafte Debatte mit jungen Menschen in der Kirche über die Themen der Sexualität und Partnerschaft.
  • Wir wollen in einem eigenen Modus auf die Wichtigkeit hinweisen, junge Menschen über Formen der Liturgie und des Gebets, der Begleitung und des sozialen Engagements in die persönliche Christusbeziehung zu führen.
  • Wir bringen weitere Modi zu folgenden Themen ein: über die Katechese durch die Bücher der Youcat-Familie, über das Engagement der Jugendlichen für die Ökologie, über die Beteiligung von Jugendlichen in der Kirche, über die Subsidiarität in der Kirche, über die Bewegungen und Verbände als Orte des Kircheseins.
  • Schließlich bringen wir einen Modus ein, der 24 konkrete Vorschläge enthält, als einladende Beispiele dafür, wie die Bischöfe konkret in ihren Bistümern eine Conversio vollziehen – für ihr persönliches Leben, aber auch für die Arbeit für und mit jungen Menschen.

Beispiele

Hier acht Beispiele von insgesamt 24 Vorschlägen:

  • Der Vorsatz, regelmäßig persönlich zu fasten, regelmäßig Novenen für Jugendliche zu beten, oder mit einem Teil des Privateinkommens junge Menschen zu unterstützen.
  • Der konkrete Vorsatz, sich regelmäßig mit jungen Menschen zu treffen, besonders mit den weniger privilegierten Jugendlichen.
  • Der Vorsatz, die Option für die Jugend im Bistum neu zu beschließen und dies auch durch konkrete pastorale Maßnahmen und finanzielle Umschichtungen sichtbar zu machen.
  • Der Vorsatz, konkrete Jugendnot im Bistum aufzuspüren und sie lindern zu helfen (z.B. versteckte oder offene Armut, Drogensucht, Jugendkriminalität, jugendliche Migranten, Opfer von Missbrauch und Gewalt).
  • Der Vorsatz, Beratungs- oder Anlaufstellen für junge Menschen zu schaffen, wo sie konkret über persönliche, familiäre, schulische, gesundheitliche oder andere Probleme sprechen können.
  • Der Vorsatz, Orden oder geistliche Gemeinschaften ins Bistum einzuladen, die sich besonders um junge Menschen sorgen.
  • Der Vorsatz, zu einer Wallfahrt mit jungen Menschen einzuladen.
  • Der Vorsatz, sich persönlich intensiver um die Begegnung und Ausbildung mit den Seminaristen zu kümmern.

Wir glauben schließlich, dass das Schlussdokument nicht ohne ein klares Wort über das Drama des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen beginnen kann. Und wir meinen auch, dass wir Bischöfe nicht nach Hause fahren können ohne den festen Vorsatz, hier ebenfalls konkrete Veränderungen zu besserer Prävention und besserer Sorge um die Opfer zu bewirken. Dazu haben wir auch einen Modus eingereicht.

Die Relatio wurde einstimmig angenommen

Moderator: Bischof Felix Genn

Relator: Bischof Stefan Oster SDB


Jugendsynode: Es geht um Bekehrung – Ergänzung

Hier der oben erwähnte vollständige Modus der deutschsprachigen Gruppe zu den konkreten Vorschläge für die Bischöfe.

Die Bischöfe sind eingeladen und aufgefordert, sich für einen oder einige konkrete Vorsätze als Konsequenz aus der Jugendsynode zu entscheiden und sie zuhause im eigenen Bistum umzusetzen. Diese betreffen die persönliche Umkehr einerseits und konkrete Maßnahmen für die Arbeit mit den jungen Menschen im Bistum andererseits.

Anregende Beispiele dafür könnten sein:

  • Der Vorsatz, regelmäßig persönlich zu fasten, regelmäßig Novenen für Jugendliche zu beten, oder mit einem Teil des Privateinkommens junge Menschen zu unterstützen.
  • Der konkrete Vorsatz, sich regelmäßig mit jungen Menschen zu treffen, besonders mit den weniger privilegierten Jugendlichen.
  • Der Vorsatz, die Option für die Jugend im Bistum neu zu beschließen und dies auch durch konkrete pastorale Maßnahmen und finanzielle Umschichtungen sichtbar zu machen.

Jugendnot aufspüren

  • Der Vorsatz, konkrete Jugendnot im Bistum aufzuspüren und sie lindern zu helfen (z.B. versteckte oder offene Armut, Drogensucht, Jugendkriminalität, jugendliche Migranten, Opfer von Missbrauch und Gewalt).
  • Der Vorsatz mit einem Team von Jugendlichen nach konkreten Möglichkeiten zu suchen, wie heute Evangelisierung und missionarisches Christsein gelingen können, z.B. auch in der digitalen Welt oder auf den verschiedenen Ebenen der Kirche (Bistum, Pfarrei etc.).
  • Der Vorsatz, Jugendleiter auszubilden und Menschen zu fördern, die junge Menschen begleiten wollen und können.
  • Der Vorsatz, Personal für junge Menschen und Jugendorganisationen zur Verfügung zu stellen und geistliche Begleiterinnen und Begleiter für sie zu qualifizieren.
  • Der Vorsatz schon gelingende Bewegungen, Verbände und andere Organisationen der Jugendarbeit verstärkt zu fördern und zu stärken.
  • Der Vorsatz, zu einer Wallfahrt mit jungen Menschen einzuladen.
  • Der Vorsatz, sich persönlich intensiver um die Begegnung und Ausbildung mit den Seminaristen zu kümmern.
  • Der Vorsatz, junge Menschen zu ökologischen Projekten zu ermutigen oder zu politischem Engagement oder zum Einsatz gegen Gewalt etwa im Internet – und sie dabei konkret zu unterstützen.

Bekehrung fördern

  • Der Vorsatz, nach „best practice“ Beispielen von jugendlichem Engagement anderswo Ausschau zu halten und sie im eigenen Bistum zu etablieren (z.B. 72 Stunden Aktion o.ä.).
  • Der Vorsatz, regelmäßig zu ansprechenden liturgischen Feiern einzuladen oder zu Gebetstreffen oder zu katechetischen Treffen mit dem Bischof.
  • Der Vorsatz, eine Jugendkirche einzurichten.
  • Der Vorsatz, persönlich den jungen Menschen Exerzitien zu predigen.
  • Der Vorsatz, mindestens einen geistlichen „Event“ pro Jahr für junge Menschen zu veranstalten (z.B. den regionalen Weltjugendtag).
  • Der Vorsatz, mit jungen Menschen die Vorbereitung auf die Kar- und Ostertage gemeinsam zu erleben oder ein Wochenende im Advent.
  • Der Vorsatz, ein Forum zu schaffen, bei dem ohne Angst und offen über Fragen der Sexualität gesprochen werden kann.

Neue Räume für junge Menschen erschließen

  • Der Vorsatz, mit jungen Menschen gemeinsam zu überlegen, wie neue Räume für junge Menschen in der Kirche entstehen können.
  • Der Vorsatz, mit ihnen zusammen Zeiten der Anbetung zu feiern, Nachtwachen, 24/7- Gebetszeiten o.ä. zu gestalten.
  • Der Vorsatz, selbst eine Gruppe junger Menschen einzuladen, um mit ihr regelmäßig die Bibel zu teilen.
  • Der Vorsatz, eine Schule der Jüngerschaft im Bistum einzurichten.
  • Der Vorsatz, Beratungs- oder Anlaufstellen für junge Menschen zu schaffen, wo sie konkret über persönliche, familiäre, schulische, gesundheitliche oder andere Probleme sprechen können.
  • Der Vorsatz, Orden oder geistliche Gemeinschaften ins Bistum einzuladen, die sich besonders um junge Menschen sorgen.

Jugendsynode und Bekehrung? Weitere Texte zur Jugendsynode finden Sie hier:

Jugendsynode: Über Berufung und Begleitung

Die Freiheit, das Herz Don Boscos und das Herz Jesu

Jugendsynode 2018: Sexualität, Digitalisierung und mehr

Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus, das im Anschluss an die Jugendsynode erschien, finden Sie hier in vollem Wortlaut.