Laudatio: Verleihung des Josef-Pieper Preis an Bischof Robert Barron

Verleihung des Josef-Pieper Preis an Bischof Robert Barron. Die Laudatio von Bischof Stefan Oster auf Bischof Robert Barron bei der Preisverleihung der Josef-Pieper-Stiftung am 27. Juli 2025  in Münster. Hier finden Sie zudem ein Interview mit CNA über die Verleihung des Preises an Bischof Barron.

Die gesamte Laudatio oben als Video zum Nachschauen. Und hier als Audio-Datei:

 

Liebe Freundinnen und Freunde von Josef Pieper, verehrter Bischof Robert Barron,

vermutlich kennen Sie die folgende Erfahrung in einer Kirche: Sie hören einen Prediger sprechen – und nicht selten geht es einem links hinein und rechts wieder hinaus. Und es berührt in mir: nichts. Das kann selbstverständlich mehrere Ursachen haben: Auch den eigenen Mangel an Aufmerksamkeit und innerer Disposition. Aber natürlich kann es auch am Sprecher liegen, von dem man beispielsweise den Eindruck hat: brav gelernt, aber wenig relevant – weder für ihn selbst noch für mich als Hörer. Und dann gibt es Prediger, die sprechen in einer Weise, dass sie etwas anrühren können im Inneren des Hörers. Im besten Fall sogar etwas anzünden. Womöglich sogar so, dass sie einen mitnehmen können auf eine innere Reise des intensiven Mitdenkens und Mitfühlens.

Denken Sie an das biblische Beispiel der Jünger von Emmaus, die nach dem Karfreitag enttäuscht weggehen von Jerusalem. Da gesellt sich der Auferstandene zunächst unerkannt zu ihnen, lässt sich erzählen, was passiert ist, warum sie ihre Hoffnung verloren haben. Und er beginnt dann ihnen die Heilige Schrift so aufzuschließen, dass sie sich in der rückschauenden Reflexion selbst fragen: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24, 32)

Ich sage bewusst, dass die beiden ihre Wahrnehmung erst in der Rückschau so ins Wort bringen können. Denn im Hören selbst, im inneren Mitgehen, im Ganz-dabei-sein denkt man gewöhnlich nicht an die Gefühle, die man gerade hat. Dann ist man vielmehr ganz bei der Sache dessen, was man da hört. Man ist innerlich ganz hingeordnet, manchmal sogar hingerissen, von dem, was da einer sagt und auch angezogen davon, wie er es sagt. Oder denken Sie auch an die Pfingstpredigt des Apostels Petrus, die uns die Apostelgeschichte erzählt. Petrus spricht vom Auferstandenen selbst, und von den Prophetien des Alten Bundes, die von der Geistausgießung berichtet hatten.

Und viele Zuhörer, so heißt es, trifft es „mitten ins Herz“ (Apg 2,37). Und dreitausend Menschen lassen sich taufen. Was ist nun an der Predigt des Petrus so besonders, dass sie diese Wirkung erzeugt? Man kann sie ja nachlesen oder man könnte sie sich zum Beispiel vorlesen lassen. Und jeder von uns wüsste doch: Bei einer bloßen Vorlesung hätte diese Predigt niemals denselben Effekt wie am Pfingsttag in Jerusalem.

1. Josef Pieper und die Wahrheit der Dinge

Was wäre aber der Unterschied zwischen einem Prediger, der so spricht, dass es rechts rein und links raus geht? Und einem, der so spricht, dass es mitten ins Herz geht? Zunächst, es wäre möglich, dass beide sogar dieselben Worte verwenden und dieselbe Sache erzählen – und es könnte mich beides, entweder langweilen oder sogar anzünden. Natürlich wissen wir, dass es auch auf die Disposition des Hörers ankommt, ob etwas auch innerlich ankommen kann oder nicht. Aber ganz offensichtlich haben manche die Fähigkeit, mehr Menschen anzuzünden als andere. Meine persönliche Erfahrung ist – gerade, wenn es um die Predigt geht: Diejenigen Prediger, die mich wirklich berühren, sind in der Regel solche, bei denen ich zu spüren meine, dass sie auch im existenziellen Sinn betende Menschen sind.

Es sind die, die durchscheinen lassen, dass sie die Schrift gebetet haben und beten; und denen in der Schrift der Herr begegnet als der Gott, der sie anspricht und der damit zugleich der anspruchsvolle Gott ist. Und: Es sind betende Menschen, die zuerst Empfangende sind, ehe sie Gebende sind. Es sind auch Menschen, die um den Menschen wissen, die vor allem den Menschen vor Gott kennen. In seiner ganzen Existenz – mit seinen Freuden und Nöten. Sie kennen den Menschen auch in seiner Verlorenheit und darin, wie sehr er eigentlich der Liebe und des erlösenden Gottes bedarf. Aber um den Menschen tiefer zu verstehen, und das auch ins Wort bringen zu können, ist es auch überaus hilfreich, nun auch Philosophie zu kennen.

Vor allem philosophische Anthropologie in ihrer Verbindung mit der biblischen Anthropologie. Und in der Absetzung von kursierenden Ideologien der Zeit über den Menschen. Josef Pieper war darin ein Meister. Ein schon älterer salesianischer Mitbruder von mir, eigentlich Neutestamentler aus Argentinien, hat mir einmal gestanden: „Bei Josef Pieper konnten wir damals lernen, was wir heute mit Thomas von Aquin anfangen können.“  Der Mensch in seiner konkreten Situiertheit im Hier und Heute, in seiner Zeit und Gesellschaft, in den Bedingungen, die dem Menschen ein Tiefergehen ermöglichen oder verhindern, in seinen Sehnsüchten und Hoffnungen, in seinen Versuchungen und Abgründen – und vor allem auch in dem, was den Menschen heute öffnen oder den inneren Blick weiten kann für die Wirklichkeit in oder hinter der gegenständlich-materiellen Welt.

Wer ist die menschliche Person und wie verhalten sich der menschliche Geist und die erkennbare und erkannte Wirklichkeit zueinander? Und wie kommt hier der sich offenbarende und erlösende Gott ins Spiel? Verändert der Glaube an Christus den Zugang zur Wirklichkeit und zu uns selbst? Josef Pieper entfaltet mit staunenswerter Verständlichkeit grundlegende Zusammenhänge des menschlichen Daseins, die sich wie von selbst auf das Evangelium hin öffnen. Dabei bleibt er aber trotzdem im strengen Sinn Philosoph, seine Philosophie wird nicht einfach Kryptotheologie. Vielmehr macht er mit seinem Denken deutlich, was Thomas von Aquin immer wieder als ein katholisches Axiom entfaltet hat, nämlich: Die Gnade setzt die Natur voraus und zerstört sie nicht, sondern vollendet sie.

Wenn also die natürliche Vernunft, die jedem Menschen zu eigen ist, von der Gnade berührt wird, dann wird sie nicht zerstört, sondern noch mehr sie selbst – als natürliche Vernunft. Das heißt: In ihrer Fähigkeit zu erkennen wird sie hingeordnet auf die Dinge der Welt. Aber so, dass sie sich als Vernunft der erkennbaren Welt zur Verfügung stellt – ohne dabei von primär egoistischen Interessen beeinflusst zu sein. Die natürliche Vernunft, die durch das Geschenk der Gnade befreit ist zu sich selbst, vermag die Dinge der Welt an ihnen selbst zu erkennen. Freilich nie in ihrer ganzen Fülle und Tiefe, aber dennoch in so etwas wie in ihrem objektiven Gehalt.

Als Beispiel dafür die Begegnung zwischen zwei Menschen: Stellen Sie sich jemanden vor, der Ihnen mit echtem Interesse an Ihnen selbst begegnet. Und stellen Sie sich vor, das wäre jemand, der damit kein eigenes Interesse, kein Ich-Interesse verfolgt, sondern wirklich Sie als Person meint. Und stellen Sie sich vor, diese Person ist dann auch noch jemand, dem die Wahrheit sehr grundsätzlich etwas bedeutet, also einer, der in der Wahrheit leben und stehen möchte. So ein Mensch wird Sie in einer echten Begegnung vielleicht sogar tiefer und authentischer erkennen als Sie sich selbst.

Merken Sie, wie das Erkennen selbst hier zu einer ethischen Haltung wird? Nämlich zu einem Erkennen, das nicht einfach besitzergreifend ist, das nicht Macht ausüben will, das nicht vordergründig profitieren will? Solche Zusammenhänge erschließt uns Josef Pieper als Philosoph in einer unnachahmlichen Weise. Er kennt und erkennt den Menschen. Und wenn man in sein Sprechen und Schreiben eintaucht, liest es sich gefällig, angenehm, anziehend. Es ist, als würden schwere Sachverhalte leicht gemacht. Es ist ein Schreiben, das Freiheit atmet – und als Christ würde ich sagen, man spürt die Gnade darin.

Ein älteres, biblisches Wort dafür wäre wohl so etwas wie Salbung. Wir begegnen diesem Wort in der Schrift mehrfach, vor allem im Ersten Johannesbrief: „Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist“ (1 Joh 2,20). Das biblische Wort „gesalbt“ oder „Salbung“ assoziiert: Wohlgeruch, angenehme Atmosphäre, etwas Heilsames, auch eine gewisse Leichtigkeit. Zugleich aber eine Authentizität und so etwas wie Vollmacht; eine Vollmacht, die freilich nicht übergriffig ist, sondern aus dem Gesagten ein attraktives Angebot, eine Gabe macht.

Ein Mensch, dem in diesem Sinn „Salbung“ zugesprochen werden kann, ist in dem, was er sagt und wie er es sagt, authentisch, überzeugend, frei – aber ohne in einem schlechten Sinn „überredend“ zu sein. Denken Sie an Paulus, wenn er in seinem ersten Brief die Korinther adressiert: Er kommt eigentlich, wie er sagt, in Schwäche und zitternd, und er will auch nicht überreden oder besonders kluge Worte machen. Ihm geht es auch nicht um sich selbst, sondern einzig um Christus, den Gekreuzigten. Aber eben mitten darin, in dieser Haltung seiner Schau auf die Sache selbst oder hier auf den Herrn selbst, zeigen sich auf einmal, wie er selbst sagt: Geist und Kraft.  (vgl. 1 Kor 21-4). Die Menschen spüren vermutlich: Hier sagt einer etwas, das zutiefst wahr ist.

Und mehr noch: Weil es in einem tiefen Sinn wahr ist, ist es etwas, das mich zugleich selbst tief betrifft. Die Wahrheit der Sachen selbst und die Wahrheit, aus der ich selbst existiere, gehören zusammen, haben dieselbe Wurzel. Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen: Thomas von Aquin sagt, auch daran hat uns Josef Pieper erinnert, wann immer ein Mensch die Wahrheit sagt, stammt sie vom Heiligen Geist. Ist nun jemand nicht nur im Denken, sondern in seiner ganzen Existenz gewissermaßen eingegründet in der Wahrheit, dann wird ihm das auch innere Freiheit schenken. Ein in diesem Sinn wahrhaftiger Mensch ist innerlich frei geworden für eine absichtslose Zuwendung zu den Dingen um ihrer selbst willen.

Josef Pieper nennt diese Haltung die Fähigkeit zur „Sachlichkeit“. Und wenn das wirklich so ist, dann ist genau darin auf geheimnisvolle Weise auch Christus selbst mit gegenwärtig. Denn er ist nach dem Wort des Evangelisten Johannes, der Logos, also die göttliche Vernunft selbst, das Wort Gottes selbst, in dem und durch das alles erkennbar wird und in seiner je eigenen Wahrheit aufleuchten kann. Christus ist der Gesalbte des Vaters schlechthin. Und eine tiefe, wahrhaftige, freie Zuwendung zu den Dingen der Schöpfung, wird dann auch in ihrem Erkennen und Sprechen davon „gesalbt“ sein.

Deshalb wird so ein Sprechen auch im guten Sinn kraftvoll und tief sein können – aber ohne zu vereinnahmen. Und es wird womöglich sogar Zeugungskraft im Herzen eines Hörenden entfalten können.  Nur leider, verehrte Damen und Herren, leider haben wir in unserer Sprache heute das Wort von der „Salbung“ eher verhunzt. Denn wenn bei uns auf deutsch jemand „salbungsvoll“ spricht, dann ist es entweder banal oder nichtssagend oder in jedem Fall langweilig – also genau das Gegenteil von dem, was biblisch gemeint ist.

2. Bischof Barron und das Wort, dass entzünden kann

Alles das, verehrte Damen und Herren, habe ich auch im Blick von Josef Pieper her entfaltet, um nun endlich auf Bischof Barron zu kommen. Wir erleben in ihm einen Mann, der in den letzten Jahren zu einem der reichweitenstärksten katholischen Evangelisten der Welt geworden ist, insbesondere in der englischsprachigen Welt. Und wenn ich eben sowohl vom Predigen gesprochen habe, das entzünden kann, vom Wissen um den Menschen und von der Salbung, dann sehe ich das – neben vielen anderen Eigenschaften – auch bei Bischof Barron gegeben.

Der wesentlichste und umfangreichste Beitrag von ihm für den Dienst am Glauben der Kirche heißt zusammengefasst: „Word on Fire – Catholic Ministries“. Es ist ein inzwischen sehr breit und tief angelegtes Werk der neuen Evangelisierung. Und wenn ich recht informiert bin, hieß es von Anfang an so: „Word on Fire“. In diesem Wort kommt das Hauptanliegen Bischof Barrons hervorragend zum Ausdruck: Es geht darum, das Wort Gottes selbst so zu verkündigen, so zu erschließen, dass es entzünden kann: „Word on Fire“.

So, dass Menschen im Nachhinein fragen: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust?“. Und dass sie dann womöglich auf dieser Spur bleiben, diesem Wort weiter zu folgen und es in ihrem eigenen Leben lebendig werden zu lassen. „Word on fire“. Es gibt wohl keine genaue deutsche Übersetzung davon: „Wort auf Feuer“ klingt jedenfalls nicht nach dem englischen Original. Das Wort, das brennt, das entzünden und mitnehmen kann, oder eben auch: Das Wort, das gesalbt ist, all das ist wohl gemeint.

Aber was macht das Herz brennen? Ein wesentlicher Aspekt ist Bischof Barrons umfassende biblische Bildung, die Kenntnis der Schrift. Wie kaum ein anderer erschließt er das Christusereignis aus der ganzen Schrift, also auch aus der großen Tradition des Alten Bundes mit seinen vielen faszinierenden Ankündigungen und Verheißungen, die in Christus ihre Erfüllung oder ihren Höhepunkt finden. Freilich tut er es zugleich mit größtem Respekt vor der Tradition des gläubigen Judentums. Aber eben immer auch im gut informierten Anschluss an die jüdische Tradition. Es wird bei ihm so deutlich, warum der Versuch, Christus zu verstehen ohne das Alte Testament ein überaus amputiertes Verstehen wäre.

Bischof Barron verkündigt aus diesem Verstehen der Schrift heraus auch den ganzen Christus – und nicht nur den, der uns angenehm wäre. Es geht um den präexistenten Sohn Gottes, um den im alten Bund verheißenen Messias, um das Baby von Bethlehem, um den Verkünder des Reiches Gottes, um den Heiler der Kranken, um das Haupt des neuen Gottesvolkes, um den Leidenden und Getöteten, um den Auferstandenen wie auch um den wiederkommenden und richtenden Christus. Es geht um den ganzen Christus, der uns zur Umkehr und Neugeburt einlädt und der uns lehrt – wie Paulus sagt – unser ganzes Denken in ihm, in Christus gefangenen nehmen zu lassen (vgl. 2 Kor 10,5).

Bischof Barron ist darüber hinaus umfassend philosophisch geschult, in besonderer Weise an Thomas von Aquin, an Paul Tillich, an Josef Pieper, an Dietrich von Hildebrand, an John Henry Newman, aber auch an Nietzsche, Marx, Sartre, Foucault und vielen anderen. Bischof Barron kennt auch aus dieser Perspektive den Menschen. Er weiß um das Stehen vor Gott – und er kennt die Ideologien über den Menschen, besonders auch über den heutigen Menschen in unseren Gesellschaften. Mehr noch: Er ist außerdem sehr gut informiert über kulturelle, politische und soziale Strömungen der Zeit und sucht fortwährend auch das öffentliche Gespräch mit entscheidenden Gestalten aus Politik, Kultur und Medien. Und zwar mit Gestalten aller politischen oder kirchenpolitischen Couleur.

Aber was weit wesentlicher und aus meiner Sicht das Entscheidende ist: Er ist ein Beter. Fortwährend ruft er uns Christen, insbesondere diejenigen, die in der Verkündigung stehen, zur „Holy hour“ auf, zur täglichen Stunde mit dem Herrn. Mit dem Stundengebet, mit der Schrift, mit der Anbetung des Allerheiligsten. Wenn Sie mich fragen, woher bei Bischof Barron das kommt, was ich als die Fähigkeit anzuzünden beschrieben habe oder auch als „Salbung“, dann ist hier die alles entscheidende Quelle. Sich die Schrift einerseits aus umfassender Bildung anzueignen und andererseits aus dem Gebet, aus der Zwiesprache mit ihrem Autor, das ist die Quelle der Salbung und des Wortes, das entzünden und mitnehmen kann.

3. Evangelisierung durch Schönheit

Robert Barron ist zudem – wie Josef Pieper selbst – ein Meister der Darstellung komplexer Inhalte in verständlicher, schöner Sprache. Und er kann Medien. Wie kaum ein anderer Kirchenmensch hat er vor 25 Jahren zum ersten Mal Youtube Videos genutzt, um ins Gespräch mit der zeitgenössischen Kultur zu kommen. Er hat Videos gemacht, in denen er aus der Perspektive des Glaubens Kinofilme besprochen hat. So hat es angefangen. Er war zudem Radioprediger und hatte eine eigene Fernsehsendung – und er produzierte eine überaus erfolgreiche Fernsehserie über den katholischen Glauben, die er mit seinem Team auf mehreren Kontinenten gedreht hat: „Catholicism“, die Geschichte über die Entwicklung unseres Glaubens und seine Schönheit.

Mit dieser Fernsehreihe, die es inzwischen auch auf Deutsch gibt, verweist er auf ein weiteres Anliegen seiner Verkündigung. Als Theologe ist er tief beeinflusst von der so genannten Nouvelle Theologie, die mit Henri de Lubac und Hans Urs von Balthasar ihre herausragenden Exponenten hat. Und Joseph Ratzinger steht als ein Jüngerer zu diesen beiden ebenfalls in dieser wichtigen Tradition und ist ebenfalls häufiger Bezugspunkt des Theologen Robert Barron.

Insbesondere von Balthasar hat sein seine große, großartige Trilogie der Theologie in 15 Bänden nach den so genannten Transzendentalien angelegt. Transzendentalien sind in der klassischen Metaphysik Grundbestimmungen alles Seienden. Wahr, gut und schön sind die markantesten von ihnen und sie werden in der Regel auch in dieser Reihenfolge benannt. Balthasar entfaltet seine große Trilogie aber nun genau in umgekehrter Reihenfolge. Die ersten Bände seines großen Werkes heißen nämlich: „Herrlichkeit – Eine theologische Ästhetik“. Balthasar beginnt also nicht mit wahr oder mit gut, sondern mit: schön.

Ich erwähne das deshalb, weil das auch für Bischof Barron in seiner Verkündigung ein überaus wichtiger, ein einladender Zugang zum Glauben ist. Barron macht deutlich: Vieles von dem, was sie bei „Word on Fire“ tun, soll vor allem auch schön sein, ästhetisch ansprechend. Denn: In einer westlichen, materialistischen, liberalen Kultur wie der unseren, können wir als Kirche in aller Regel nicht mehr zuerst mit dem kommen, was wir als Wahrheit erkannt haben, also nicht zuerst mit dem Dogma. Und auch nicht mit Moral, also der Frage nach dem Guten oder dem, was getan werden soll. Dazu ist Kirche heute in vielerlei Hinsicht zu sehr selbst auf der moralischen Anklagebank.

Aber was wir immer können: Wir können in diese Kultur hinein zeigen, was schön ist und wie schön unser Glaube sich ausdrückt in den vielen großartigen Werken, die unsere Tradition kennt: In Malerei, Architektur, Musik, Literatur und so fort. Die größten Künstlerinnen und Künstler unserer Glaubenstradition waren zugleich sehr oft tiefgläubige Menschen. Daher: Auch die Produkte von „Word on fire“ sind wirklich schön, um nicht zu sagen: immer wieder auch exquisit. Auch die Videoproduktionen über den Glauben, über die Heiligen, über die Sakramente von Word on fire sind alle sehr schön, sehr ansprechend produziert.

Seit einigen Jahren erscheint auch vierteljährlich ein sehr aufwändig und eben schön gemachtes Magazin mit dem Titel „Evangelisierung und Kultur“. Es gibt die Word-on-Fire-Bible, eine wunderbar produzierte mehrbändige Bibelausgabe in der Verbindung des biblischen Textes mit gewichtigen Kommentaren aus der großen Glaubenstradition und Illustrationen durch herausragende Kunstwerke. Eine Bibelausgabe wie eine Kathedrale, sagen sie. Es gibt zahlreiche Bücher aus eigener Produktion oder Klassiker, die wiederaufgelegt werden. Alle sehr ansprechend gemacht.

Und das Ziel dieser Bemühungen um ästhetisch hochwertige Produkte ist dieses: Wer sich von der Schönheit des Glaubensausdrucks anziehen lässt, der findet dann womöglich auch in einem zweiten Schritt leichter zur Frage nach dem, was ein Leben aus dem Glauben gut und wahr sein lässt und damit hoffentlich auch wieder zum Dogma und zur Moral. Dann aber in einer Weise, dass diese beide Aspekte als existenziell relevant und befreiend erfahren werden können und nicht zuerst als überfremdend, fremdbestimmend oder gar anklagend. Denn eben das ist ja ein gängiges Vorurteil unserer Zeit: Katholizismus bedeutet einem Glaubenssystem zustimmen, das mit Sätzen beginnt, die da lauten: Du musst, du sollst und du darfst nicht.

4. Die Frage nach dem Menschen angesichts der digitalen Revolution

In unserem Land stellen wir in jüngerer Zeit, auch nach verschiedenen empirischen Erhebungen deutlicher als bisher die Frage: Ist der Mensch denn tatsächlich von Natur aus religiös? Oder gar von Natur aus christlich – wie wir Katholiken es im Grunde seit dem Kirchenvater Tertullian gerne glauben oder gar für selbstverständlich halten. Umfragen in unserem Land zeigen seit langem, dass sich immer mehr Menschen von Kirche und Glauben abwenden. Sie verlassen die Kirche aus unterschiedlichen Gründen, aber sie wenden sich dann interessanterweise in der breiten Mehrheit nicht mehr einer anderen Konfession oder einer anderen Religion zu. Sie werden auch nicht Esoteriker, wie ich früher zu glauben geneigt war.

Vielmehr ist die Zahl der Menschen, die bei uns deutlich am stärksten wächst, die Zahl derjenigen, die entweder areligiös oder auch antireligiös sind oder eben werden, wenn sie eine der beiden großen Kirchen in unserm Land verlassen. Und wenn ich mit meinen Mitbrüdern in unseren östlichen Bundesländern spreche, dann höre ich die Bestätigung solcher Aussagen schon seit langem: Sehr, sehr viele Menschen sind demnach an der Gottesfrage überhaupt nicht mehr interessiert. Sie sind desinteressiert und damit eben genau areligiös oder antireligiös. Was hat es dann aber mit dem alten Satz auf sich, nach dem die: „anima humana naturaliter christiana“ ist, dass also die menschliche Seele im Grunde eine Art natürliche Entsprechung findet im Glauben an Christus?

Bischof Barron thematisiert auch in seinem Kontext und für sein Land immer wieder die wachsende Zahl der so genannten „nones“. Das sind die Personen, die auf die Frage, welche Religion sie haben: „none“ antworten, also keine. Und trotzdem hält er an der anthropologischen Grundbestimmung fest, die Augustinus einmal formuliert hat: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“. Einer der wesentlichen Faktoren, warum Menschen nicht mehr in diese Ruhe des Glaubens finden oder sie oft genug nicht einmal mehr suchen, mag neben vielen anderen, das Maß an medialer Ablenkung sein.

Wenn Menschen heute jeden Tag viele Stunden ihrer Zeit dem Medienkonsum widmen, dann ist es wohl möglich, dass der Seele ihre kontemplative Dimension abhandenkommt oder dass sie tief verschüttet wird. Damit wäre in der klassischen Tradition das Vermögen zu schauen gemeint, also auch mit dem ganze Seelenvermögen die Welt wahr zu nehmen. Und solches Schauen reicht eben tiefer als nur irgendetwas oder ganz viele Dinge bloß zu sehen – worauf auch wieder Josef Pieper immer wieder hingewiesen hat.

Die Medien, vor allem die digitalen Medien, lenken uns fortwährend ab, bedienen unsere Neigung zur Sucht und zur beständigen Neugierde, sie befördern zugleich unsere Tendenz zum Narzissmus – und verschütten dadurch das Potenzial unserer Seele, tiefer zu schauen, uns von der Wahrheit berühren zu lassen. Bischof Barron sieht all das – in Verbindung auch mit dem, was der Philosoph Charles Taylor das „buffered self“ genannt hat. Es geht dabei um eine generelle Form der Selbstwahrnehmung des Menschen unserer Zeit, der sein wesentliches Entwicklungspotenzial allein in sich und aus sich selbst entfalten will. Und der wenig in eine Haltung des Empfangens und Verdankens findet.

Dies ist eine Entwicklung, die sich seit Jahrhunderten vollzieht und sich durch spezifische Formen des Rationalismus, Individualismus, Subjektivismus, Materialismus und weitere Phänomene fortgesetzt hat – und die durch die technologische Revolution noch einmal verstärkt wird. Diese moderne Form der Selbsterfahrung ist mit dem Begriff Taylors „buffered“, also abgepuffert gegen alles, was mich von außen bestimmen oder gar festlegen könnte. Und sie sucht sich selbstbestimmend dazu zu verhalten – und letztlich auch das von außen Angenommene auch noch sich selbst zuzuschreiben. Die äußere Welt wird in der Funktion des eigenen Selbst also viel eher benutzt und gebraucht und viel weniger verdankt.

Mitten in diese Kultur des digital abgelenkten, gepufferten (buffered) Selbst hinein, das zum ständigen Narzissmus neigt, hört Bischof Barron trotzdem nicht auf, diese Kultur selbst anzureichern. Die sozialen, aber auch die klassischen Medien werden von ihm und seinem inzwischen beachtlich großen Team, fortwährend bedient, um die Menschen abzuholen. Der Internet-Areopag, der voll von Geschwätz und Oberflächlichkeit ist, wird angereichert mit Qualität, Argument und Schönheit – seit Jahren.

Und wenn ich es recht sehe, sind die USA auf einmal auch hier wieder Vorreiter einer zumindest wahrnehmbaren Umkehr-Bewegung geworden: Der Katholizismus bleibt inzwischen nach Jahren des Rückgangs in der letzten Zeit eher zahlenmäßig stabil. Übrigens auch bei den Priesterberufungen. Und andererseits gibt es eine beachtliche neue Hinwendung von Intellektuellen, Schauspielern, Medienleuten und gebildeten jungen Erwachsenen zum Katholizismus. Und sofern dies tatsächlich ein belegbarer Trend ist, ist Word on Fire und ist Robert Barron ein wesentlicher Faktor davon.

Menschen suchen und finden bei ihm qualitätsvolle, intellektuelle und existentielle Auseinandersetzung und Hinführung zum Glauben, die viele weit mehr zufriedenstellt als andere Zugänge. Aber Barrons Zugänge scheinen dann auch wieder etwas freizulegen von unserem anthropologischen Grundaxiom: Dass nämlich das menschliche Herz erst in der Begegnung mit dem Unendlichen in den Frieden finden kann.

Mag die fortwährende, süchtig machende Ablenkung durch die digitalen Medien ein Weg in die schlechte Unendlichkeit sein, so schenkt Bischof Barron mit seinen Inhalten mitten darin, einen Weg darüber hinaus. Hin zur Begegnung mit dem realen Unendlichen, zum lebendigen Gott. Viele bezeugen auf dem Areopag des Internets immer wieder, wie sehr ihnen Bischof Barron geholfen hat, jenseits des Internets dem real präsenten Gott neu zu begegnen: Im Gebet, in seinem Wort, in den Sakramenten und in der Gemeinschaft der Kirche.

Dabei ist gerade auch ein Wort von ihm wichtig, das er immer wiederholt: „Don’t dumb down the faith“. Übersetzt bedeutet es etwas wie: Hören wir auf, den Glauben inhaltlich zu banalisieren. Nein, unser Gott ist kein netter Opa, der auf der Wolke hockt und sich freut, wenn seine Geschöpfe nur ein bisschen Unsinn machen. Und Jesus ist auch nicht ein netter Sandalenmann, der durch Israel läuft und den Kindern über den Kopf streichelt.  Unser Gott ist der Schöpfer Himmels und der Erde, der sich in Christus hat quälen und töten lassen, um seine Geschöpfe nach Hause zu lieben. Er hat dabei Sünde, Tod und Teufel besiegt.

Und dieser Gott sehnt sich nach Geschöpfen, die neu geworden sind, die ein neues Herz haben – und denen man ansieht, dass sie zur Gottesfamilie gehören; dass sie sich den Weg ihres Lebens von Gott bestimmen lassen; dass sie also mit Barrons Worten die Bühne des Theodramas betreten und ihr persönliche Selbstbespiegelung oder auch ihr Egodrama hinter sich gelassen haben. Daher: Don’t dumb down the faith.

Bischof Barron will übrigens auch, dass andere lernen, was er mit Word on Fire tut: Evangelisieren in der heutigen Welt und ihrer Kultur. Zwei Initiativen ragen für diesen Zweck besonders heraus. Das eine ist das Word on Fire Institute, eine interaktive Online-Schule mit zahlreichen Kursen, die die Tiefe und Schönheit des Glaubens vermitteln, die helfen, ein geistliches Leben zu leben und die die Teilnehmer aus der ganzen Welt dabei unterstützen, das Empfangene wiederum mit anderen zu teilen.

Über 25 000 Mitglieder hat das Institut nach sechs Jahren seines Bestehens. Außerdem – und das ist die jüngste Entwicklung – hat Bischof Barron begonnen, eine Gruppe von Priestern um sich zu sammeln, die sein Werk fortsetzen sollen. Wenn ich es recht verstanden haben, soll es der Beginn einer neuen Kongregation sein, bestehend aus Männern, die als Priester die neuen Wege der Evangelisation in der digitalen Welt und anderen heutigen Welten genauso gut können, wie gute Theologie und Philosophie.

5. Politik, katholische Soziallehre und der beige Katholizismus

Und dann noch ein Wort zur politischen Dimension des Werkes von Bischof Barron. Zunächst: Barron ist zuerst ein philosophisch gebildeter, systematischer Theologe, dem es wie wenig anderen gelingt, den Glauben ins Gespräch mit der Kultur der Zeit zu bringen. Und zu diesem Gespräch mit der Kultur gehört bei ihm wie selbstverständlich auch die katholische Soziallehre, die er ebenso verständlich zu erklären vermag wie die anderen Themen. Und wenn ich höre, wie manche Stimmen in unserem Land versuchen, ihn reflexartig als rechts oder als Anhänger Trumps zu diffamieren, dann erzählt eine solche Einordnung, die in aller Regel sehr schnell geschieht, viel mehr über die urteilende Person und oft genug auch über das System Kirche und ihre medialen Prozesse in unserem Land als über die beurteilte Person selbst.

Im Folgenden spitze ich die Dinge etwas zu und meine damit längst nicht alle Erscheinungsformen des Katholischen in unserem Land, aber tatsächlich wohl so etwas wie Mehrheitspositionen unter denen, die noch kirchensteuerzahlende Mitglieder sind oder auch unter denen, die bei kirchlichen Einrichtungen ihr Geld verdienen: Atmosphärisch hat sich die so bezeichnete Mehrheit nach meiner Wahrnehmung weitgehend darauf eingestellt, dass in unserer deutschen, katholischen Welt Positionen von Liberalität erreicht worden sind, hinter die ganz viele einfach nicht mehr zurückwollen oder können. Das gilt in besonderer Weise für die großen anthropologischen Fragen und im Zusammenhang damit für die sehr grundsätzliche Frage nach der sakramentalen Verfassung unserer Kirche.

Viele in unserer Kirche haben hier lehramtlich verbindliche Positionen weitgehend hinter sich gelassen. Und weil es so viele sind, meinen vermutlich ebenso viele, das wäre jetzt im Grunde schon der von den meisten geteilte, neue Katholizismus. Lediglich in Rom oder anderen Teilen der Weltkirche werde das halt noch nicht so gut verstanden wie bei uns. Und da kommt einem dann sehr entgegen, wenn konservative oder auch rechte politische Strömungen und Parteien zum Beispiel familienpolitische Positionen propagieren und instrumentalisieren, die ihren Ursprung eigentlich im Glauben und im Menschenbild unserer Kirche haben; Positionen, für die also wir das Original sind und nicht die schlechtere, politische Kopie, die oft genug nicht mehr ist als oberflächlicher Populismus. Trotzdem lassen sich dann eben solche populistisch instrumentalisierten Positionen gut verwenden, um einen substanziell und intellektuell tief dargelegten Katholizismus schnell mal als „rechts“ zu diffamieren. Einfach weil er einer mehrheitlich geteilten Glaubensauffassung nicht mehr ist Bild passt.

In der Konsequenz solcher Debatten zeigt sich dann in unserem Land auch sehr schnell ein Charakteristikum von Kirche, in dem vielfach so etwas wie ein meist gut finanzierter Beschwichtigungskatholizismus dominiert, der aber im Wesentlichen seine geistliche Kraft und Anziehung eingebüßt hat. Damit meine ich eine Art von Zugehörigkeit von vielen Katholiken in unserem Land, die sich mit einigen, wesentlichen Aspekten unserer Lehre schwertun oder die sie längst hinter sich gelassen haben – die aber aus anderen Gründen dann doch noch dabei sind.

Etwa weil die Kirche bei uns am Ende doch ein guter Arbeitgeber ist, bei dem man gut versorgt ist. Oder weil „die bei der Kirche ja viel Gutes Soziales machen“. Es gibt jedenfalls auch bei uns viel von dem, was Bischof Barron „beige Catholicism“ nennt, beige hier als Farbe, die nicht allzu leuchtend und damit auch nicht allzu aussagekräftig ist. Übertragen aufs Glaubensverständnis, ist „beiger“ Katholizismus ein Phänomen, bei dem die herrschende Kultur den Glauben dominiert und ihn sich selbst anpasst. Und zwar ohne dass der Glaube dabei auch in die andere Richtung wirksam wäre.  Also ohne ein Glaube zu sein, der mit Wahrhaftigkeit, Überzeugung und Liebe in der Lage ist, seinerseits auch die Kultur zu verändern.

Einen solchen „beigen“ Katholizismus, hätte Josef Pieper nach meiner festen Überzeugung zu keiner Zeit verteidigen wollen. In seiner Gesprächsbereitschaft war Pieper offen für jeden Diskurs, in den Grundsätzen seines Glaubens aber ein treuer Mann seiner Kirche. Und gerade darin hat er aus meiner Sicht viel mehr gemeinsam mit dem diesjährigen Preisträger als mit all jenen, die den Piper-Preis vor Bischof Barron vor allem deshalb in Schutz nehmen wollten, weil sie ihn für nicht mehr vereinbar mit einer mehrheitlich deutschen Form katholischer Glaubensauffassung halten.

Und tatsächlich stimmt es ja: So etwas wie neue Evangelisierung hat genau deshalb in unserer spezifisch deutschen Gestalt von Kirche keinen leichten Stand. Sie ist vielen lästig oder verdächtig. Weil aber bei Bischof Barron die „new evangelisation“ ins Herz seines gläubigen Engagements gehört, deshalb scheint es für seine Kritiker fast zwingend, dass er ja irgendwie aus der rechten Ecke kommen muss. Wie gesagt: Eine solche Einordnung sagt mehr über den Einordner als über den Eingeordneten.

Ich mag nun aber folgendes prophezeien: In absehbarer Zukunft werden sich noch deutlich mehr Menschen fragen: Wie kann es sein, dass Bischof Barron auch bei uns eine solche Reichweite hat und auch bei vielen jungen Menschen in unserem Land längst auch einer der Hoffnungsträger für die Erneuerung ist? Wie kann das sein, obwohl er doch so lehramtstreu ist? Vielleicht kommt dann der eine oder die andere am Ende doch ins Nachdenken und findet die folgende Antwort: Womöglich ist Bischof Barron deshalb so erfolgreich und reichweitenstark, nicht obwohl, sondern gerade, weil er in der Lage ist, die große, so schöne Tradition des katholischen Glaubens so lebendig, so tief, so relevant in unsere Zeit hineinzusprechen. Und womöglich kann er sogar genau damit erreichen, dass mancher ehrlich Suchende wirklich in die Tiefe findet, in der seine Seele genährt wird, anstatt am Ende frustriert tatsächlich in einem rechten oder linken politischen Extrem zu landen.

Bischof Barron hat inzwischen neun Ehrendoktorate und zahlreiche Medienpreise empfangen. Er war in die Hauptquartiere von Google, Amazon und Facebook eingeladen, um dort über „Arguing Religion“ zu sprechen. Er hat im Britischen Parlament über die Rolle der Kirche in der Geschichte vorgetragen – und er hat auf den gängigen Social-Media-Kanälen zusammengenommen deutlich über 6 Millionen Follower.

Deshalb hoffe ich, dass auch diese Preisverleihung heute noch viel mehr suchende Menschen auf ihn aufmerksam macht – und dass er auf diese Weise auch in unserem Land mit beitragen kann zu einem neuen Aufbruch des katholischen Glaubens – wie in seiner eigenen Heimat. Lieber Bischof Robert, es ist mir eine große Freude und Ehre, Dir zum Josef-Pieper-Preis 2025 gratulieren zu dürfen. Danke für Deinen großartigen Dienst, der so gut zu Denken und Werk von Josef Pieper passt – und der so beispielhaft ist für die neue Evangelisierung nach innen – in die Kirche hinein – und zugleich in das weite Gespräch mit der Kultur und der Welt von heute. Herzlichen Glückwunsch und Gottes reichen Segen.


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