Christoph Mader heißt der neuer Priester im Bistum Passau. Er wurde am 29.Juni 2024 von Bischof Oster geweiht.
Die Predigt zum Nachhören
Oder als Audio:
Lieber Christoph Mader, liebe Angehörige, Freunde und Bekannte des Weihekandidaten, liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst, liebe Schwestern und Brüder alle miteinander,
in diesen Tagen lesen wir, dass heuer in ganz Bayern, in allen sieben Diözesen nur insgesamt zehn Priester geweiht werden. Und wir lesen, dass es auch zwei Diözesen gibt, die gar keine Weihe haben, das hatten wir auch schon. Da wird schnell deutlich, lieber Christoph, dass es ein echtes, großherziges Geschenk von Ihnen ist, sich heute als junger Mann als Priester in den Dienst des Herrn nehmen zu lassen – und in den Dienst der Kirche von Passau. Dafür sind glaube ich alle, die heute hier sind, überaus dankbar und wir haben wirklich Grund zu feiern.
Wozu braucht es Priester?
Tatsächlich fragen ja heute nicht wenige Menschen, auch innerkirchlich: Wozu brauchen wir heute eigentlich noch Priester? Beten in Gemeinschaft können wir auch ohne sie. Und beten alleine oder die Bibel lesen kann ich auch außerhalb der Kirche und auch ohne Priester. Zudem erleben wir auch einen ständig anhaltenden Rückgang bei der Feier der Sakramente, vor allem bei der Eucharistiefeier, und noch mehr beim Sakrament der Versöhnung. Offensichtlich wächst also auch hier bei ganz vielen Menschen die Einstellung: Ich brauche diese Sakramente nicht.
Er wird feiern, was „Quelle und Höhepunkt allen kirchlichen Lebens“ ist
Und da kommt nun ein junger Mann aus dem Bayerischen Wald, unterzieht sich einer jahrelangen und intensiven Ausbildung, mit hohen Anforderungen in Theorie und Praxis, und wählt eine Lebensform, die von den allermeisten kaum noch verstanden wird, um genau das tun zu können, was scheinbar immer weniger brauchen, nämlich um die Sakramente zu feiern. Sicher gehört zum priesterlichen Dienst noch viel mehr: die Verkündigung des Wortes Gottes, der Dienst am Nächsten, vor allem an den Armen, die Leitung von Einrichtungen oder Pfarreien, der Dienst in der Schule und anderes mehr.
Aber die Sakramente Eucharistie und Beichte sind dennoch sehr zentral. In der Eucharistie feiern wir Quelle und Höhepunkt allen kirchlichen Lebens, sagt uns das letzte Konzil, weil in der Hl. Messe zutiefst deutlich wird und vergegenwärtigt wird, wer wir als Christen sind. Wir sind miteinander Leib Christi, wir sind zusammen mit und durch Jesus Kinder des Vaters. Und wir sind berufen, hinauszugehen, und jeden Menschen in diese so heilende und heilsame Familiengemeinschaft einzuladen. Im Sakrament der Beichte darf jeder Mensch, der aufrichtig bekennt, in die Versöhnung mit Gott und seiner Familie zurückfinden. Und diese beiden Sakramente kann nur ein Priester feiern.
Unendlich wichtig oder gar nicht mehr wichtig?
Wenn es aber in beiden genannten Sakramenten um unsere Gemeinschaft mit Gott und untereinander geht; und wenn es umgekehrt für uns die Möglichkeit gibt, uns von Gott zu entfernen und damit letztlich das Ziel unseres Lebens auch dramatisch zu verfehlen – dann geht es dabei wirklich um etwas. Dann geht es dabei in bestimmter Hinsicht sogar um alles. Und das heißt nun: Wir stehen in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche vor der paradoxen Situation, dass etwas, das buchstäblich unendlich wichtig ist – für die allermeisten Menschen nicht mehr wichtig ist.
Und wenn dieser Glaube wahr ist, dass Jesus sich im Sakrament selbst schenkt damit wir erlöst sind – und wenn er uns mit der Beichte immer und immer wieder Vergebung schenken will und neue Versöhnung mit Gott – dann ist es zugleich unendlich wichtig, dass es auch Priester gibt. Dass es Männer gibt, die diese Sakramente mit uns feiern – und die auch persönlich darum ringen, ihr eigenes Leben aus der tiefen Verbundenheit mit Christus heraus zu gestalten. Weil sie ihn wie Petrus im heutigen Evangeliums als den Messias bekennen, den Sohn des lebendigen Gottes.
Ein Primizspruch aus der Herz-Jesu-Litanei
Christoph Mader macht sich nun auf diese Reise eines Priesters. Er geht mit einem Primizspruch, der ein Gebet ist, eine Bitte an Jesus, die da heißt: „Jesus, gütig und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen“. Diese Bitte stammt aus der Herz-Jesu-Litanei, und Sie, lieber Christoph, haben diese Litanei als Junge, als Ministrant, oft gebetet vor dem Herz-Jesu-Altar in Ihrer Heimatkirche in Langdorf, in St. Maria Magdalena. Diese Patronin ihrer Kirche war diese wunderbare Frau mit dem Riesenherz für Jesus.
Sie hatte sich ihm gegenüber so offen und vertrauensvoll gezeigt, dass er in ihrem Inneren buchstäblich aufräumen konnte mit so vielem Unguten und Bösen, das auch in ihr war. Und wenn ich das so erzähle, liebe Schwestern und Brüder, dann ist das nicht einfach nur eine alte legendenhafte Erzählung aus ferner Vergangenheit. Denn tatsächlich ist diese Wirklichkeit, die die Bibel unser Herz nennt, für jeden von uns der Ort, an dem sich das vollzieht, was ich vorhin das unendlich Wichtige genannt habe.
„Jesus, gütig und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen“
Denn jeder und jede hat dieses Herz, diese innere tiefe Wirklichkeit, den Personkern, die Mitte unserer Seele. Es ist der innere Ort, an dem die wesentlichen Entscheidungen für unser Leben fallen und wo die großen Fragen an unser Leben andocken. Fragen wie: Wohin zieht mich meine tiefste Sehnsucht? Was ist meine Aufgabe in dieser Welt, die nur ich wahrnehmen kann? Was ist meine Berufung? Welchen Beruf soll ich wählen, welchen Lebenspartner? Wo ereignet sich wirklich Vergebung, für den Mist in mir, den ich auch verantworten muss? Woraus lebe ich Freundschaften? Wo ist der innere Ort meiner Fähigkeit treu zu sein? Woraus kommen die tiefsten Freuden meines Lebens? In welcher Lebenslüge lebe ich? Und mache mir was vor? Und wie finde ich die wirkliche Freude und den Frieden?
All solche Fragen sind in unserem Herzen beheimatet und mit den Fragen liegen durch Christus auch schon Antworten bereit. Aber wenn ich das sage, dann ahnen Sie schon: Zugleich ist unser Herz nicht heil, es lässt so viele Dinge in sich hinein, lässt sich von so vielen Dingen anziehen und wegziehen aus der inneren Mitte. Unser Herz neigt zur Oberflächlichkeit, zum Gefühl innerer Lehre, zum Unglauben, es flieht die Stille und das Gebet. In uns gibt es auch tiefe Ängste, Komplexe und Verwundungen; in uns gibt Neigung zur Verachtung und zur Selbstverachtung. All das und mehr durfte auch in mein Herz eintreten – so sehr, dass der Prophet Jeremia sagen kann: „Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?“ (Jer 17,9).
„Ich gebe euch ein neues Herz!“
Wozu aber ist Christus gekommen? Beim Propheten Ezechiel (36,26) gibt Gott die Antwort: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ Und hier setzt nun wirklich der Glaube ein: Können wir glauben, dass Christus so da ist, so gegenwärtig ist, dass er nicht nur das Herz von Maria Magdalena damals verändert hat, sondern auch das von Christoph Mader und meines und deines.
Ist das möglich? Kann unser Herz die Liebe annehmen, die von Christus kommt, lassen wir es zu, dass in uns Vergebung geschieht und Erneuerung und wachsende Fähigkeit zum Beispiel auch die zu lieben, die mir eigentlich zuwider sind? Kann Christus so sehr unser Herz verändern, dass Paulus, der eine der beiden Heiligen des heutigen Tages sagen kann: „Wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung.“ (2 Kor 5,17)? Ist das möglich?
Wo sind die Zeugen mit dem erneuerten Herzen?
Liebe Schwestern und Brüder, ich bin überzeugt, dass viele Menschen den Glauben und die Kirche bei uns und im ganzen Westen deshalb hinter sich lassen, weil sie nicht genügend Menschen kennen, die ihnen diese Möglichkeit zeigen; Menschen, die wirklich ein erneuertes Herz bekommen haben. Die Menschen um uns werden dann auch nicht mehr berührt vom Geschmack des Neuen, der durch Christus kommt. Sie können nicht glauben, dass es wirklich Vergebung gibt – auch Vergebung des Allerschlimmsten. Weil sie zu wenig Menschen kennen, die Zeugnis geben von seinem erneuerten Herzen. Und von einem Leben aus den Sakramenten und dem Wort Gottes.
„Die Menschen sind viel trauriger als wir denken“
Aber Christoph Mader will es. Er will genau dieses: Mit seinem Dienst als Priester andere auf die heilende und lebensverändernde Gegenwart Christi verweisen. In einem schönen Interview, das auf unseren Medienkanälen zu sehen ist, spricht er von der Schönheit unseres Glaubens, und dass seine Primiz morgen in Langdorf ein Fest der Freude und der Gemeinschaft werden möge. Da liegt schon ganz viel drin, liebe Schwestern und Brüder.
Denn wir leben in einer Zeit, in der die Freud- und – Friedlosigkeit um sich zu greifen scheint. Die Zahl der psychischen Erkrankungen wächst beständig, Einsamkeit wird zur Volkskrankheit, mehr als 10 000 Suizide werden in unserem Land verübt, bei weitem die meisten von Männern und von denen die meisten von Männern etwa in meinem Alter. Der Pfarrer von Ars – der im 19. Jahrhundert täglich viele Stunden im Beichtstuhl verbracht hat – wurde nach seiner grundlegenden Erfahrung und Erkenntnis aus dieser Art von Seelsorge gefragt und sagte mit seiner Antwort schlicht: „Die Menschen sind viel trauriger als wir denken.“
Einer der erfüllendsten Berufe, die es gibt
Christoph Mader will als Priester ein Herz nach dem Herzen Jesu gebildet haben – und so ein Herz ist fruchtbar, so ein Herz bringt Sinn und Tiefe und Freude für ihn und die anderen. Und ich mag Ihnen wirklich zusagen, lieber Christoph, wenn Sie treu bleiben, vor allem im Gebet und an der Seite der Menschen, wenn Sie nicht aufhören, die Nähe Jesu immer und überall zu suchen, dann ist dieser Beruf einer der erfüllendsten, die es gibt. Wird es leicht werden? Wenn Sie mit Jesus gehen, dann ja, weil sein Joch drückt nicht, sagt er selbst. Und zugleich nein, es wird nicht leicht werden, weil Seine Gegenwart wie von selbst auch Gegnerschaft produzieren wird in einer Welt, die ohne Gott auskommen will.
Dank an alle, die mit ihm den Weg gegangen sind
Von Herzen danke ich Ihnen für den Weg, den Sie bis hierher gegangen sind – und für Ihr Ja zu IHM am heutigen Tag. Allen denen gilt auch unser Dank, die Christoph begleitet haben, allen voran die Eltern und die Familie, auch diejenigen Priester, die für ihn Vorbilder waren, allen Ausbilderinnen und Ausbildern und allen Freunden und Bekannten, die ihn im Gebet begleiten. Bitte hören Sie damit nicht auf. Ihr Gebet für uns Priester ist so hilfreich und tragend. Möge auch dadurch unser und Ihr Herz immer mehr nach dem Herzen Jesu geformt werden. Amen.
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